Livereview: DragonForce - Turisas
10. Februar 2009, Pratteln Z7
By André G.
Der Abend konnte ruhig als multikulturell bezeichnet werden. DragonForce sind eine Truppe, die nicht weniger als fünf Nationen, nämlich die Ukraine, Südafrika, Frankreich, England und China in sich vereint! Dazu kommt das rasend schnelle Spiel, für das man schon viel Lob konnte, aber auch Häme einheimsen musste. Es gibt nicht wenige Metaller, die diesem wahnwitzigen Geschredder nicht so viel abgewinnen können. Dieser Umstand scheint das rasende Quintett jedoch mehr zu beflügeln als einzubremsen. Die Jungs wurden heute Abend von den Finnen Turisas supportet. Somit konnte sich das Publikum auf ein kraftvolles, internationales Heavy Package freuen, das das Z7 erbeben lassen sollte. Turisas eröffneten mit ihren wilden Schlachtrufen und massig Gesichts-Schminke den kurzweiligen Abend, um dann von den speedigen DragonForce abgelöst zu werden.

Turisas
Man sah es schon deutlich, wenn man sich in der sehr gut gefüllten Halle umgesehen hatte. Etwa die Hälfte der Zuschauer kam wegen dem Opener aus dem hohen Norden! Manche waren sogar ebenso stilecht geschminkt und gar entsprechend gekleidet. Die Stimmung war schon vor den ersten Klängen sehr gut. Als das Licht ausging, setzte auch schon das Intro zu Turisas' ultimativer Schlachthymne «Battle Metal» ein. Ab da gab es im Zuschauerraum kein Halten mehr! Die Jungs und das Mädel an der Quetschkommode wurden abgefeiert, als seien sie die Headliner. Ihr Sound eignet sich auch sehr gut dazu, um eine gute, wilde Party zu feiern. Die Qualität des Sounds war mehrheitlich gut, wenn auch manchmal etwas zu laut. Beim Gesang gab es ein paar Schwächen, will heissen man hörte ihn zeitweise schlecht. Die Gitarren waren bei einzelnen Stücken auch etwas breiig, was der bemerkenswerten Stimmung aber keinen Abbruch tat. Die Fans wurden durch die ansteckende Spiel- und Feierlaune der Band mitgerissen und die von ihnen losgetretene Schlacht geriet zum Triumphzug an allen Fronten.


DragonForce
Nach dem wilden Auftritt der fellbehangenen und geschminkten Horden aus dem kalten Norden, ging es los mit der Mutlikultitruppe aus dem vereinigten Königreich. Das Gaspedal wurde von der ersten Sekunde an voll durchgetreten und die Jungs kamen schon mit einem fetten Grinsen in den Gesichtern auf die Stage. Im vorderen Bereich waren kleine Podeste aufgestellt, die rege von den Musikern genutzt wurden, um ihre Show so zu sagen erhöht darzubieten. Mister Dave Mackintosh prügelte unglaublich fette und treibende Beats aus seinen Kesseln raus. Man merkte, dass die Grundfesten des Z7 erschüttert wurden. Frédéric Leclerq, der Mann am Bass, bearbeitete seinen Viersaiter mit solch einer Präzision und meisterlichem Können, dass es eine wahre Freude war, ihm zuzuschauen. Er untermauerte das Drumspiel von Kollege Dave perfekt und somit ergab sich die treibende Feder für die wahnsinnigen Gitarren-Frickeleien der beiden Masterminds Sam Totman und Herman Li. Die Jungs jagten ein Riff ums andere aus den Boxen. Was die beiden Gitarristen für Soli aus ihren Instrumenten heraus kitzeln, ist einfach genial. Rasend schnell, aber zu jeder Zeit absolut präzise. Nicht zu vergessen natürlich auch der Mann hinter dem Tasteninstrument: Vadim Pruzhanov. Er zeigte sein Können immer wieder auf's Neue, und als die anderen Musiker ihre Finger zwischendurch etwas abkühlen mussten, kam seine Zeit. Er stieg in ein Keyboard-Solo ein, das ganz im Sinne des Computerspiels «Mario² daher kam. Über allem thronte sehr souverän Frontmann ZP Theart. Bis fast am Schluss konnte er mit seiner Stimmqualität und seiner Leistung voll überzeugen. Beim allerletzten Song traten dann allerdings ein paar hörbare Schwächen auf, aber man darf ja nie vergessen dass das Ganze einfach live und Rock'n' Roll ist! Das Publikum, gut angeheizt von Turisas, feierte mit der Band lauthals mit. Die Fans übernahmen die Spielfreude und den Spass der Combo vom ersten Akkord an. Bassist Frédéric war nonstop in Bewegung, was gut tat, denn die beiden Gitarristen Herman und Sam waren manchmal etwas eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit. Das lag aber wohl einfach an der Tatsache, dass DragonForce mit so hoher Geschwindigkeit geniale Leistungen zu erbringen hatten. Aber immer wenn es musikalisch etwas ruhiger und sphärischer zuging, kasperten die beiden Saitenhexer auf der Bühne rum. Sie hatten super gute Laune und machten laufend ihre Spässe. Am Ende des Sets gab es sogar ein Solo, bei dem sich die beiden Gitarren und der Bass auf dem Podest befanden und sich die drei Musiker gegenseitig auf den Gitarrenhälsen spielten. Der Abend wurde in zwei Lager aufgeteilt. Zum einen in das wild feiernde und zum andern in das geniale Können mit dem unglaublich schnellen Spiel. Beides entpuppte sich als Augen- und Ohrenschmaus gleichermassen. Der Abend konnte abschliessend und wertend als absolut gelungen bezeichnet werden. Der Schreiber dieser Zeilen freut sich auf jeden Fall schon jetzt auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen mit beiden Bands.