Livereview: Earshakerday

23. Juni 2012, Basel - St. Jakobshalle
By Natalia N.

Am 23. Juni fand in Basel das Festival "Earshakerday" statt. Die Organisatoren gaben sich Mühe und versammelten für das eintägige Spektakel sowohl Stars der harten Musik als auch Vertreter des alternativen Genres. Deswegen gab es zwei Spielflächen: Auf der ersten, hauptsächlich – die grossen Bühne der St. Jakobshalle – wurden die Auftritte von Vertretern der Rock-, Metal- und Metalcore-Fraktion abgehalten, wie zum Beispiel Black Stone Cherry, Children Of Bodom, Lamb Of God, Machine Head, Killswitch Engage und viele andere. Die zweite Bühne in einem anderen Saal, war für die Vertreter der alternativen Strömungen. In erster Linie waren das verschiedene Varianten des Hardcore-Genres (Cancer Bats, Sick Of It All) und Post/HardCore (Eyes Set To Kill). Gothic Metal wurde durch Lacuna Coil und die Koryphäe des Genres, Doom/Gothic Metal, die legendären Paradise Lost, vertreten. Die Anwesenheit von Ugly Kid Joe, die Funk/Hard Rock spielten, hat dagegen verwundert. Ausserdem traten auf der zweiten Spielstätte die Vertreter der extremen Strömungen auf: Soulfly, Skeletonwitch sowie Napalm Death.




Der Auftritt der Metalcore-Band aus Boston, Unearth, begann planmässig und pünktlich um 13.10 Uhr. Die Gruppe ist unter den Liebhabern von diesem Genre ziemlich bekannt. Der Auftritt war sehr zündend und das Publikum, das sich zu der doch recht frühen Uhrzeit versammelte, wurde für die nachfolgenden Bands aufgewärmt. Es war klar, dass die Gruppen für das Festival ihre bedeutenden Lieder auswählen werden. Unearth waren da keine Ausnahme. Am Ende sangen sie den Hit »My Will Be Done” und verliessen die Bühne.

Auf der zweiten Bühne war währenddessen der Auftritt der Hardcore/Punk Band < Your Demise in vollem Gang. Unter anderem hatte der Bassgitarrist einen ledernen Helm an, wie ein Flieger, mit Schutzklappen auf den Ohren, und der Sänger, der Bühnenkilometer sammelte wie nichts, hatte eine gestreifte, gelbe-braune Jacke an und sah deswegen wie eine Hummel aus.


Danach kamen die Cancer Bats an die Reihe. Die Besonderheit der Gruppe besteht darin, dass sie erfolgreich modernen Hardcore mit Retromusik von Refused, Black Flag, Down und sogar Led Zeppelin und Motörhead vereinigt. In diesem Jahr veröffentlichte die Gruppe ihr drittes Album «Dead Set On Living». Es wurden einige Lieder aus diesem Album gesungen, darunter auch das düstere «Bastards». Die Gruppe besteht aus talentierten und sehr auffälligen Musikern. Es ist sehr schwer jemanden zu wählen, aber vor allem war es interessant, das Spiel des Gitarristen Mike «Bear» und Bassgitarristen Jaye «Bones» zu betrachten, die für den saftigen und schmutzigen Klang verantwortlich waren. Es stellte sich heraus, dass der Sänger Liam «Scraps» nicht einmal Platz am Mikrofon nahm. Während des Auftritts der Cancer Bats organisierte der aktive Teil der Crew eine «Attraktion» – Kanurudern – in der Mitte der Saals. Einige Leute spielten vor, als ob die hintereinander mit Ruder in der Hand in einem Boot sitzen.

Die nächste Gruppe auf dieser Bühne war Vale Tudo >. Sie spielten eine interessante Mischung aus Hardcore und Lounge und kamen aus Zürich, deswegen wurden die Landsleute mit Begeisterung aufgenommen. Und nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Musiker der Cancer Bats blieben in der Nähe der Bühne, um die Kollegen aus der Schweiz zu unterstützen. Zwei Sänger waren auf der Bühne, das Eigenheit der Band, einer davon war Vinny Tudo – ein Mensch, der ein Bulldoggenkostüm trug – ein full contact Kämpfer, da aus dem portugiesischen der Name der Band als "everything allowed" übersetzt wird.

Und in dieser Zeit beendete Sebastian Bach seinen Auftritt auf der Hauptbühne, die lebende Legende der Glam Rock- und Heavy Metal-Musik. Der Raum wurde mit dem Klang von Rock’n‘Roll ausgefüllt, und der Sänger nahm verschiedene Posen mit dem Mikrophon ein. Aber Sebastian war nicht zufrieden damit, wie lahm sich das Publikum verhielt. Doch er machte das Beste daraus und der Auftritt war soweit ganz gut.

Nach dem Ende des Auftritts des launischen Stars blieben alle Fotografen vor der Bühne, da die nächste Band < Black Stone Cherry sein sollten, die ersten im modernen Southern\Hard Rock, die die Traditionen von Lynyrd Skynyrd bewahren. Leider gab es eine unerwartete 20-Minuten-Pause, aber danach ging es sofort weiter. Der Sänger und Gitarrist Chris Robertson hatte nicht nur ein auffallendes Solo auf Gitarre gespielt, sondern arbeitete auch aktiv mit dem Publikum, das mit Begeisterung die leichten und einprägsamen Refrains mitsang. «Hey! Hey! Hey!» hörte man aus dem Saal, wenn Chris mit entsprechenden Gesten zeigte, dass er das Publikum hören wollte. Am Ende machten die Musiker die so genannte Gitarrenwand – Gitarrist und Bassist standen in einer Linie und spielten eine Jam-Session.

Auf der Hauptbühne sollte danach eine der technischsten Gruppen im Metalcore-Genre, August Burns Red, auftreten, und in der kleinen Halle warteten die Fans auf die interessante Post/HardCore-Band Eyes Set To Kill mit dem weiblichen Gitarrenduett der Schwestern Alexia und Anissa Rodriguez. Alexia spielte Gitarre und Anissa Bassgitarre. Die Vocalparts wurden von Cisko Miranda gesungen. Übrigens, in der Gruppe singen fast alle. Auf jeden Fall wurde Cisko oft von den sicheren Stimmen der Mädels begleitet. Aber die Jungs von August Burns Red auf der Hauptbühne stellten einen Wettbewerb gegenüber den Mädchen aus Eyes Set To Kill dar, was die Wahl der Bühne zur Qual machte.

Danach gab es eine Pause auf beiden Bühnen, anschliessend spielten dort Axe Wound > welche einige Plakate mit schwarzen Pentagrammen aufgestellt hatten. Auf den grösseren Plakaten wurde ein Wesen dargestellt, das einem schwarzen Engel mit jammerndem Gesicht und gesenkten Flügeln ähnlich war. Danach betraten die Musiker von Axe Wound die Bühne. Und ich sah wieder den unermüdlichen Sänger Liam «Scraps» der Cancer Bats neben dem Gitarristen und Leader der bekannten Band Bullet For My Valentine, Matthew Tuck! Es stellte sich heraus, dass Axe Wound ein Side Project von Matthew Tuck ist, dessen Erstauftritt im Mai dieses Jahres stattfand. Die Jungen spielten das melodische und gleichzeitig harte und düstere Material meisterhaft. Besonders einprägsam waren die schönen Gitarrensoli von Mike Kingswood (Glamour Of The Kill).

Danach ging es zurück zur Hauptbühne, auf welcher Devil Driver einige Lieder aus ihrem Album aus dem Jahre 2007,«The Last Kind Words», spielten, unter anderem «Horn Of Betrayal» und «Head On To Heartache». Dazu kamen noch neuere Lieder, wie zum Beispiel, «Dead To The Rights» aus dem Album «Beast» aus dem Jahre 2011. Und auf der Bühne herrschte der charismatische Sänger Bradley "Dez" Fafara, der von scharfen Screams bis hin zu heftigem Growling zu wechseln vermochte.

Auf der zweiten Bühne machten sich nun die Italiener < Lacuna Coil an ihren Auftritt. Alle Bandmitglieder hatten die selbe Uniform an und bewirkten dadurch, dass der Auftritt eine homogene Grundstimmung in sich trug. Auch war deutlich zu erkennen, dass die Band sowohl Spass am Auftritt hatte und gleichzeitig ihre Sache ernst und gewissenhaft durchzog.



Währenddessen wurde der Auftritt von Black Label Society > erwartet, was ziemlich lange dauerte. Endlich gesellte sich zum mit Schädeln behangenen Mikrophon der Leader der Band, Zakk Wylde. Er trug eine indianisch wirkende Kopfbedeckung und hielt die berühmte, gestreifte Gitarre «Bullseye» Gibson Rying V in seinen Händen. Aber bald hatte er diesen "Kranz» mit Federn" weggeschmissen, da er es eher bevorzugte, sich aktiv zu bewegen, als still am Mikrophon zu stehen. Der Auftritt von Black Label Society war lang, und währenddessen spielte die Hardcore-Band Sick Of It All auf der Nebenbühne. So war es für die Zuhörer, welche beide Bands favorisierten, ein ständiges hin- und herpendeln. Black Label Society wussten allerdings ihre Anhängerschaft zu motivieren und spielten auch gerne mal ein fünf Minuten andauerndes Solo.



Amon Amarth hatten ein relativ lockeres Spiel vor vollen Rängen, welches sie dann auch gerne mal ausnutzten, um kleinere Spielchen mit dem Publikum zu veranstalten. So zum Beispiel, dass sich die Fans in zwei Gruppen aufteilten, welche dann volle Kanne auf sich zu rannten und zusammenprallten. Im Hintergrund waren diverse Runenflaggen zu sehen, welche der Stimmung zuträglich waren. Die Band spielte unter anderem die Songs «War Of The Gods», «Death In Fire» und als Abschluss «Guardians Of Asgaard».

Nachdem die Wikinger die Bühne verlassen hatten, ging man dazu über, sie für den kommenden Auftritt der Melodic/Death Metal-Truppe < Children Of Bodom vorzubereiten. Im Stil des aktuellen Album-Covers «Holiday At Lake Bodom» wurde die Bühne gestaltet, ebenso kam auch die alte Karre zum Einsatz, welche mit blinkender Lichtanlage die Show untermalte, ebenso die Flags mit dem bekannten COBHC-Logo sowie den Spielkarten-Abbildungen. Das Arbeitsgerät des Keyboarders Janne "Warman" Wirman war dem Publikum zugewandt, damit man sein Spiel mitverfolgen konnte.

Ugly Kid Joe brachten ihren Mix aus Hard Rock und Funk Metal mit grossem Enthusiasmus unter die Leute, welcher wohl nur bei den Red Hot Chili Peppers wieder gefunden werden könnte. Sänger Whitfried kam im Roboter-Stechschritt auf die Bühne gestakst und forderte das Publikum während des Auftritts auf, seine geschrieenen Ansagen zu wiederholen.


Als erster Headliner des Abends traten dann Killswitch Engage auf die Bretter, und in Anbetracht ihrer Leistungen der letzten Jahre ist festzuhalten, dass sie die neuere Generation des Heavy Metal nachhaltig geprägt haben – nicht zuletzt mit ihrem Debüt «Alive Or Just Breathing». Demzufolge war die Bühne dann auch in Rot und Weiss gekleidet, und die Band gab ihr Bestes, besonders der bärtige Drummer sowie der clean singende Bassist seien an dieser Stelle erwähnt.

Max Cavalera trat anschliessend im Rahmen seines "Solo-Projektes" Soulfly > auf, und es gelang dem charismatischen Frontmann mit der für ihn typischen Dreadlock-Frisur, Armee-Tarnhose sowie all den Brasilien-Fahnen erneut, das Publikum für sich zu gewinnen. Die treuesten Fans mit Soulfly-Tätowierungen waren an vorderster Front auszumachen, und im Verlaufe des Konzertes wurde der Stiefsohn von Max, Richie, auf die Bühne gelassen, damit er mitsingen konnte. Ganz grosses Kino für Ohren und Augen. Die Band spielte nicht nur neueres Material, sondern auch alte Klassiker, darunter den altbekannten Sepultura Song «Roots Bloody Roots».


Später dann traten die Urväter des Doom/Gothic Metal auf, Paradise Lost. Linkshänder-Gitarrist Gregor Mackintosh sowie der mit reichlich kurzen Haaren versehene Nick Holmes vermochten mit der Band eine düstere, dennoch irgendwie ruhige Atmosphäre zu verbreiten und beendeten ihren Set mit dem ohrwurmmässigen «Honesty In Death».

Auf der Hauptbühne machten sich nun < Lamb Of God daran, ihre groovigen Songs dem Publikum zu servieren. Sie begannen ihren Auftritt mit dem Song «Resolation», welcher vom neuesten Album stammt. Randy Blythe, welcher seine Dreadlocks unermüdlich zum Takt der Musik schwang, rannte auf der Bühne wie von der Tarantel gestochen hin und her. Er begrüsste auch alle Schweizer Fans artig und nannte unter anderem Celtic Frost als eine der Bands, welche beispielhaft als Schweizer Band das Gesicht der extremen Musik geprägt hatten. Lamb Of God veranstalteten während ihres Auftritts immer wieder Moshpits und Wall Of Deaths. Zum Abschluss spielte die Band den Klassiker «Black Label», welcher ebenfalls in einer Todeswand mündete, welche bei diesem Track schon beinahe als Tradition angesehen werden kann.

Abgesehen davon, dass sehr wenige Zuschauer da waren, spielten die Musiker von Skeletonwitch sehr enthusiastisch, und der Sänger bedankte sich ständig bei den Zuschauern dafür, dass sie gekommen waren, um der Band zuzuhören.

Als Abschluss des "Earshakerday-Festivals" spielten sowohl Napalm Death als auch Machine Head mehrheitlich zur selben Zeit. Da sich die Zuschauer wohl eher an letztgenannter Band orientierten, war die Bühne vor den Engländern um den Fronter Mark "Barney" Greenway nicht mehr allzu bevölkert, was aber keinen Unterschied ausmachte – Mark und seine Jungs zelebrierten ihren Sound vor versammelter Meute, welche ebenfalls einige Punks beinhaltete, mit vollem Elan, welcher auch den Frontmann zu hypnotischen Tänzen veranlasste.

Machine Head räumen derzeit alles ab. Eine Show, die eines Headliners absolut würdig ist. Robert Flynn bedankte sich herzlich beim Publikum, dass es nach solch einem langen Tag am "Earshakerday" um halbzwei in der Früh immer noch so zahlreich anwesend sei. So spielten Machine Head ihre Hits und spätestens bei «Davidian» gab es kein Halten mehr.