Livereview: Eluveitie - Coroner - Korpiklaani
                      Powerwolf - Excelsis - Blutmond
30. Dezember 2011, Zürich - Volkshaus
By Rockslave (rsl) & Natalia N. (nat)

Zum Ausklang des an Höhepunkten ja wirklich nicht armen Jahres 2011 gab es noch ein letztes, zünftiges Brett auf die Lauscher der Schweizer Metalheads! Dabei stachen natürlich Eluveitie als mittlerweile international etablierter Headliner und die oberkultigen Coroner als Co-Headliner heraus. Letztere standen nach sage und schreibe 25 Jahren (!!) erstmals wieder auf der Bühne des Zürcher Volkshauses, und so kam meine Wenigkeit doch noch zum allerersten Konzert (ja, ich schäme mich dafür in Grund und Boden!) der Zürcher Prog Thrash Ikonen. Um die Kehraus-Party richtig in Schwung bringen zu können, wurden nebst den Berner Lokalmatadoren Excelsis auch die Finnen von Korpiklaani und die Herren von Powerwolf verpflichtet. Dieses Package hatte es also in sich und darum erstaunte es auch nicht, dass die Sause ausverkauft war. Mit Blutmond aus Olten gab es zudem noch einen blackmetallischen Farbtupfer als Opener des Anlasses. Dies ist notabene die einzige mir bekannte Metal Band, die über einen festen Saxophonisten im Lineup (!) verfügt! Doch wie gesagt kam der Slave eigentlich nur wegen Coroner. (rsl)

Blutmond

Im Gegensatz zu mir und einigen Supportern wie Freunden der Oltner Urban (Black) Metaller dürften wohl die wenigsten gewusst haben, was sie mit Blutmond erwarten wird. Meine Wenigkeit hatte das Vergnügen ja bereits im vergangenen August anlässlich des Outsider-Shop Jubiläums. Die Begeisterung hielt sich damals in Grenzen und das würde sich wohl heute nicht gross ändern. Anders war hingegen die räumliche Situation, da die Bühne des Volkshauses um einiges grösser ist als diejenige im Keller des Oltner Szene-Lokals "Coq d'Or". Pünktlich um 16.30 Uhr stiegen John (g/v), Jerry (b/v), Marlon (g), Marc (sax) und Dave (d) auf die Bühne. Den Auftakt machte «Working Poor, Yuppie Yeah!» ab dem letzten Album mit dem ungewöhnlichen Titel «Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days». Nach einem kurzen, blackmetallischen Gewitter folgten verschiedene Elemente, die teils auch nach Celtic Frost oder Triptykon klangen. Ungewöhnlich waren dabei die ruhigen Zwischenparts, ehe dann das Gebretter seinen Fortgang nahm. Gemäss der Setliste folgte mit «Regret» wohl ein neuer Song des kommenden Albums, das sich in der Mache befindet. Der Einsatz des Saxophons, das Marc als festes Bandmitglied spielte, liess einige der um diese Zeit noch nicht so zahlreich vorhandenen Fans eher ratlos zurück. Bei «You Vs Modern Lifestyle Obsession» wurde wiederum vor allem die Black Metal Keule geschwungen, wo sich Anna Murphy von Eluveitie zudem mit Gastvocals beteiligte. Die Musik von Blutmond ist trotz stilprägenden Ingredienzien aus der Schwarzwurzel-Ecke nicht leicht einzuordnen und wenn man die Songs von «Thirteen Urban Ways...» in Ruhe am Ohr hat, gibt es viele Details zu entdecken, die in der Live-Performance etwas untergingen. «Cry.sys» liess dann die erste halbe Stunde vergleichsweise "ruhig" ausklingen und ich würde mal behaupten, dass das offensichtlich junge Publikum mit dem Opener mehrheitlich überfordert war und sich deshalb ziemlich lethargisch verhielt. Blutmond und ihr ganzes Klangspektrum müssen zuerst eingehend ab Konserve aufgearbeitet werden, um erkennen zu können, was per eigener Definition "Vrban Metal" darstellt. (rsl)


Setliste (gemäss vorliegendem Foto): «Working Poor, Yuppie Yeah!» - «Regret...» - «You Vs Modern Lifestyle Obsession» - «Atte...» - «Cry.sys».


Excelsis
Obwohl die Berner Helvetic Folk Band schon bald 15 Jahre auf dem Buckel hat, ist der grosse Erfolg (wie ihn nun Eluveitie einfahren) noch nicht eingetreten. Doch Beharrlichkeit zahlt sich bekanntlich aus und darum vereinen Excelsis eine treue und beachtliche Fanbase hinter sich, die weit über die heimatlichen Grenzen hinaus geht. Im Zentrum steht dabei Frontmann Münggu, der nebst dem Gesang, der Gitarre und Flöteninstrumenten auch den Dudelsack spielt. Die stilistischen Vergleiche zu Blind Guardian (auf die ich überhaupt nicht stehe) und meine grundsätzliche, persönliche Abneigung von mehrheitlich allem, was ich bei mir unter dem Oberbegriff "Flöten-Metal" abgetan wird, soll nicht bedeuten, dass das Herzblut, das Excelsis umgibt, nicht bemerkt wird. Die im Gegensatz zu vorher sehr wohlwollenden Reak-tionen des inzwischen ahnsehnlich angewach-senen Publikums unterstrichen den Status deutlich, den die zweite Gruppe des Abends für sich in Anspruch nehmen konnte. Rein äusserlich betrachtet wirkte das Ganze trotz vergleichsweise superbem Licht jedoch nicht so kompakt. Gitarrist Rölu war mir zum Beispiel viel zu unscheinbar, während die Performance von Bassist Mäk und Keyboarder Adu ansprechender war. Ohne den "Drachentöter" Münggu würde es aber eher nicht funktionieren. Und dieser war es auch, der die Fans mit Leichtigkeit erreichte und dazu brachte, dass der erste Moshpit des Abends Tatsache wurde. Dabei kam auch klar zum Ausdruck, was diesen Musikstil ausmacht, denn er ist grundsätzlich mit positiven Attributen versehen. Damit einher geht die Freiheit, die Songs nicht nur auf Englisch, sondern einzelne auch auf Mundart zu bringen, was auf der CD «E Chly Angeri Lieder» (2009) entsprechend nachzuhören ist, aber schon viel früher gemacht wurde. Das Ganze ist sicher etwas speziell, steht aber für die Eigenständigkeit der Band und kommt bei den Fans auf jeden Fall gut an. Meine letzte Begegnung mit Excelsis war beim «Ice Rock»-Festival 2005 in Sumiswald und seither hat sich für mich nichts geändert, will heissen ich kann immer noch nichts damit anfangen. Vor Münggu und seinen Jungs ziehe ich aber für das, was sie sich in all den Jahren redlich erarbeitet haben, ehrfürchtig den Hut. (rsl)


Powerwolf
Momentan zählen Powerwolf zu den profilierten Vertretern aus der Heavy/Power Metal-Ecke. Diese deutsche Band gewann grosse Beliebtheit in Europa in nur ein paar wenigen Jahren. Jetzt nehmen die Musiker an allen grossen Festivals teil und vor Kurzem waren sie Headliner der europäischen Tournee von Power Metal-Bands geworden. Eben deswegen war der Auftritt von Powerwolf in der Schweiz ein tolles Weih-nachtsgeschenk für alle heimischen Fans dieses Genres! Es sei erwähnt, dass das Publikum im Volkshaus die Band nicht nur durch ihr exaltiertes Benehmen während des Auftrittes stark unter-stützte. Einige Leute hatten sich sogar ein Wolfsmaul geschminkt genau so wie die Musiker. Grauweisse Gesichter mit schwarz untermalten Augen und mit Bartwuchs waren im Foyer und in der Halle überall anzutreffen. Es ist unübersehbar, dass die Band schon eine ganze Menge treue Fans erworben hat. Während des Konzerts fühlte man sich nicht nur als Teil des Rudels, indem man Hu, ha! mitschrie, während die Musiker «Werwolf Of Armenia» spielten. Alle Anwesenden nahmen an der hinreissenden Show aktiv teil, die auf der rumänischen Mythologie beruht. Die Bühnen-Dekorationen mit fast echt aussehender Kirchenglasmalerei, die Kostüme und die Schminke der Musiker, ja sogar ihre  Wolfs-gewohnheiten liessen einen in die Welt der dunklen Wesen eintauchen. Jedes Bandmitglied spielte seine Rolle wunderbar. Die Gitarrenspieler Matthew Greywolf und Charles Greywolf liefen auf der Bühne ständig hin und her, als ob sie hungrige Wölfe wären, die die Spur des nächsten Opfers ausschnüffeln. Tastenspieler Falk Maria Schlegel, der so mager wie eine gotische Turmspitze aussah, sprang von seinem Platz ab und zu auf und gestikulierte heftig in die Halle, als ob er etwas zu predigen suchte. Und der  Hohepriester Attila Dorn hielt einen echten Abendgottesdienst, der mit dem Ausräuchern der Herde mit einem ursprünglichen Weihrauchgefäss (wie beim orthodoxen Gottesdienst) anfing und mit dem Gebet «Lupus Dei» endete. (nat)

Setliste: «Sanctified With Dynamite» - «Prayer In The Dark» - «Raise Your Fist» - «Evangelist» - «We Drink Your Blood» - «Werwolf Of Armenia» - «Resurrection By Erection» - «All We Need Is Blood» - «Lupus Dei».


Korpiklaani
Das erste Lied, das die Förster aus Finnland spielten, war das von Zeit geprüfte «Hunting Song». Die lebhafte Musik von Korpiklaani passte gut zur festlichen Laune und stimmte jeden heiter! Jedoch sei betont, dass die Bandzusammensetzung diesmal etwas anders war. Leider verliess der Geiger Hittavainen vor Kurzem das Kollektiv wegen gesundheitlicher Probleme, und der neue Geiger nahm an diesem Auftritt nicht teil. Wahrscheinlich deswegen schien mir der Klang der Band ungewöhnlich hart zu sein. Die Cover-Version vom Lied «Iron Fist» (Motörhead) verstärkte nur den Eindruck, dass die Band auf der Bühne keinen Folk, sondern Thrash Metal spielt. Natürlich war es in erster Linie der Band-Frontmann und Gitarrenspieler Jonne mit seinen schicken, blonden Dreads, der die Aufmerksamkeit der meisten Zuschauer auf sich zog. Er war gut in Schwung! Besonders locker benahm er sich am Ende des Auftrittes. Bevor die originelle Version von «Tequila» gespielt wurde, fragte Jonne das Publikum mit Nachdruck:  Rinha oder Tequila?,  Tequila oder Rinha? und verlangte jedes Mal nach der Antwort. Während das Lied gespielt wurde, liess er ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne steigen, um einen leidenschaftlichen, latinoamerikanischen Tanz mit ihr zusammen zu tanzen. Allerdings schien das Girl etwas verlegen und gehemmt zu sein. Es war zu sehen, dass sie dazu nicht bereit war, weil sie dem schnellen Tanzrhythmus gar nicht richtig folgen konnte. Trotzdem wurde sie nach diesem wahnsinnigen Tanz von Jonne freundschaftlich umarmt. Einen ebenso starken Eindruck machte der charismatische Bassist Jarkko auf mich, der die Bühne barfuss betrat. Wahrscheinlich symbolisierte seine Gestalt den Waldschamanen, der auf den Umschlägen der letzten Alben der Band dargestellt ist. Jedoch meine ich, dass es der Schlagzeuger ist, der das höchste Lob verdient hat. Während dieses kurzen Auftrittes hatte er zwei vollständige Drum-Soli zustande gebracht vor «Vodka» und vor «Tequila». Ich war äusserst erstaunt darüber, wie locker er dazu den Salsa-Rhythmus zelebrierte und das begeisterte, voll abfeiernde Publikum dankte es mit dem bisher klar lautesten Applaus des Abends! (nat)



Setliste: «Hunting Song» - «Journey Man» - «Cottages & Saunas» - «Juodaan Viinaa (Hector Cover)» - «Lonkkaluut» - «Vaarinpolkka» - «Päät Pois Tai Hirteen» - «Vodka» - «Wooden Pints» - «Iron Fist (Motörhead Cover)» - «Tequila».


Coroner
Es ist eigentlich eine Untertreibung zu sagen, dass die Wiederbelebung von Coroner 2010 einer der interessantesten Schweizer Gruppen ein sehr bedeutendes Ereignis in der Welt der harten Musik war. Es bleibt nur noch einmal zu erwähnen, dass die Gruppe damals schon ihrer Zeit voraus war, als sie im Jahre 1993 ihr sehr experimentelles Album «Grin» veröffentlicht hatte. Doch dieses Experiment hatte der Gruppe keinen Erfolg gebracht, deshalb fiel sie auseinander. Ich hoffe, dass jetzt, wo die Musik von Coroner wieder zurück kehrt, die Nachfrage nach ihr gestärkt wird. Und dies, obwohl der Sound von Coroner, meiner Meinung nach, nicht für ein konventionelles Konzert-Format geeignet ist, denn diese Musik kann man nur nach dem voraus gehenden Verstehen anhören. Die ideale Option für ein Konzert mit Coroner scheint mir so etwas wie das zu sein, was Roger Waters während seiner Show «The Wall Live» macht. Coroner's Spätwerk ist extrem hart, Psychedelic und Progressive Rock. Als die Band «Golden Cashmere Sleeper», «Lethargie Age», «Gliding Above While Being Below» spielte, war das Publikum in eine dichte und zähe Atmosphäre eingetaucht, die alle Bewegungen verband, die Gedanken stoppte, und die Gefühle dabei aufgebraucht wurden. Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Musik einen lähmen kann! Visuelle Effekte trugen zu diesem Empfinden bei der Veranstalter knauserte offenbar nicht mit dem Trockeneis-Rauch. Diese Lähmung des Publikums wurde nur dadurch aufgehalten, als die traditionellen Thrash Songs wie «Divine Step», «Masked Jackal» aus der frühen Schaffensperiode der Gruppe erklangen.

Dieser einfache Übergang von Psychedelic zu beschleunigten Kompositionen kam wirklich überraschend und wirkte wie eine Wechseldusche, ordnete die Gedanken und führte zur Realität zurück. Mir fiel auf, dass alle Bandmembers in bester Form waren. Es schien, dass Tommy T. Baron unendlich lange seine komplexen Gitarren-Soli spielen kann. Das Solo von «Gliding Above While Being Below» hatte besonders bemerkenswert geklungen. Die Stimme von Ron Royce wurde dazu noch grantiger und klang immer noch selbstbewusst und klar. Die Vielfalt des Schlagzeugspiels von Marquis Marky war erstaunlich. Der psychedelischen Synthesizer von Daniel Stössel stellten indes eine zusätzliche Soundauschmückung der Auf-führung dar. Eine lustige Geschichte ereignete sich am Ende des gut stündigen Auftrittes. Nachdem die Band «Divine Step» zu Ende gespielt hatte, wies Ron den langjährigen Haupt-Roadie Lu Cubello (der ein T-Shirt mit einem roten Band-Logo trug) an, ans Mikrofon zu kommen. Dabei wurde seine jahrelange Treue zur Band verdankt. Das sah soweit nach einer natürlichen Geste aus, denn während der Danksagung hatte der kahlköpfige Mann wie jedes andere Mitglied der Crew ausgesehen, immer die Musiker unterstützend, um den Klang zu perfektionieren. Wahrscheinlich war alles, was dann geschah, eine Überraschung für den aus privaten Gründen scheidenden head of the staff, denn die klammheimlich mitgebrachte Rahmtorte fand sein Ziel plötzlich auf dessen kahlem Kopf! Lu hatte keine Chance und war total mit weisser Sahne beschmiert. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, die Leadvocals bei «Der Mussolini» zu übernehmen. Die prächtige und berühmte Komposition «Grin» krönte abschliessend als Zugaben den tollen Auftritt von Coroner. (nat)

Setliste: «Golden Cashmere Sleeper» - «Internal Conflicts» - «Serpent Moves» - «Masked Jackal» - «Metamorphosis» - «Lethargie Age» - «Sempex Revolution» - «Gliding Above While Being Below» - «Divine Step» - «Der Mussolini» -- «Grin».


Eluveitie
Anhand der zahlreichen Shirts, die im Volkshaus zur Schau getragen wurden, ob nun erst vor Ort neu gekauft oder mitgebracht, war es nicht zu übersehen, wer der heutige Headliner war. Was mal vor bald zehn Jahren im Studio als Projekt begann, hat sich mittlerweile zu einer in der Folk- und Pagan Metal Szene allseits respektierten Grösse weiter entwickelt. Doch damit nicht genug, sind Eluveitie nie stehen geblieben und sehen sich als erklärte Vertreter und Ambassadoren der "New Wave Of Folk Metal". 2005 erblickte das (full lenght) Debüt-Album «Spirit» das Licht der Welt und umfangreiches Touren führte dazu, dass sich der Bekanntheitsgrad laufend vergrösserte. Das Folgealbum «Slania» (2007) bestätigte die konsequente Aufbauarbeit und öffnete die Tore in die grosse, weite Welt hinaus. Dazu gehörten abermals massig Auftritte an unzähligen Festivals in Europa, an die schliesslich auch zwei Tourneen in den Staaten und Kanada angehängt wurden. Dieser ganze Brocken wurde innert bloss 12 Monaten gestemmt. Kein Wunder wuchs die 8-köpfige Band zu einer festen Einheit zusammen. Die wurde zuletzt auch möglich, weil Eluveitie in die Label-Obhut vom Szene-Riesen Nuclear Blast gelangen konnten und dies letztlich zum Durchbruch führte. Das spornte die Schweizer zusätzlich an und es folgten die nächsten Genie-Streiche, darunter auch eine akustische Scheibe. Aktuell dauert es noch bis zum 10. Februar 2012 und dann wird das brandneue Album «Helvetios» wiederum für viel Freude unter den Fans sorgen. Das Zürcher Konzert war so gesehen ein Dankeschön an die Heimat und als der Headliner als sechster und letzter Act des Abends die Bretter enterte, brandete bereits ein ziemlich lauter Applaus auf. Frontmann Chrigel Glanzmann übernahm gleich das Zepter und die sieben weiteren Bandmembers, darunter auch zwei Frauen (Anna Murpy und Meri Tadic) nahmen ihre angestammten Plätze auf der Bühne ein. Mit den Musikern kamen natürlich auch die für diese Musikrichtung unentbehrlichen Instrumente wie Flöten, Dudelsack, Mandoline und das Hurdy-Gurdy mit und somit waren alle ready für die grosse Show!

Vor einer mittelalterlichen Kulisse sprich einem grossen Backdrop powerten Eluveitie dann los und entfachten sogleich einen ordentlichen Flächenbrand im Volkshaus. Nebst den beiden Girls, die sich die Lead- und Backing Vocals jeweils mit Chrigel teilten, fiel mir vor allem Drummer Merlin Sutter auf, der sein Arbeitsgerät etwas erhöht bediente und eine Mords-Show ablieferte. Derweil setzten sich auch die beiden Gitarristen Ivo Henzi und Simeon Koch sowie Bassist Kay Brem in die entsprechenden Posen. Letzterer stand meist ziemlich breitbeinig und schon fast etwas zu einförmig da. Was den Gesang anging, insbesondere den von Herrn Glanzmann, so hatte ich da schon bald meine liebe Mühe damit und kurz darauf (m)einen persönlichen "Arch Enemy" Flashback. Das verhiess eigentlich für den weiteren Verlauf des Konzertes (für den Rezensenten) nicht wirklich was Gutes. Die Schweizer Eluveitie-Fans mögen es mir verzeihen, aber nach höchstens einer halben Stunde war der Zapfen für mich definitiv ab und ich langweilte mich nur noch. Jeder Song klang praktisch gleich, was vor allem am monoton kreischenden Leadgesang lag und irgendwann reicht es einfach mit diesen Flöten! Aber das ganze Paket, und darum soll mein persönlicher Geschmack hierzu keinesfalls als "schlechte Presse" gegenüber Eluveitie aufgefasst werden, war sowas von tight und fett auf den Punkt gespielt, dass es kein Wunder ist, dass die Schweizer Vorzeige Folk Metaller gegenwärtig auf der verdienten Erfolgswelle reiten. Zudem ging das meist ziemlich jugendliche Volk ziemlich steil ab und liess natürlich weitere Moshzirkel entstehen. Meine Wenigkeit beobachtete die Szenerie mit Vorteil aus der Ferne, sprich auf dem Balkon oben, während unten ziemlich der Bär los war. Trotz teils etwas rüder Rumschubserei kam offensichtlich niemand zu Schaden und das spricht eben für die Metal Fans im Allgemeinen. Die Stimmung war eh super, ausgelassen und liess bis zum Schluss nicht nach. Nach genau 90 Minuten war die Show, inklusive einem Gastauftritt von einem gewissen Fredy Schnyder an der Zitter um, und man sah weitestgehend nur zufriedene Gesichter, die sich darauf langsam auf den Nachhauseweg begaben. Ich war zumindest von der Professionalität dieser 8-köpfigen Truppe schwer beeindruckt und diesen Eindruck gewinnt man auch vom perfekt umgesetzten Internet-Auftritt, der alle heutigen Anforderungen abdeckt. (rsl)