Livereview: Extreme - Maxxwell

19. Juli 2017, Pratteln – Z7
By Rockslave
Ein Blick in unser Live-Archiv zeigt, dass die Band Extreme hier nicht vorkommt. Wobei das erstens natürlich nichts heissen muss, aber zweitens stösst man bei der Recherche schnell darauf, dass dies schon seine Richtigkeit hat. Die Amis waren, obwohl bereits in den 80ern gegründet, vor allem eine vorerst erfolgreiche Band der 90er und damals, dank der Jahrhundert-Ballade «More Than Words», in aller Munde. Allerdings war diese Zeit durch den aufkeimenden Grunge geprägt, und genau in dieser Phase hatten Extreme ihren Funk Metal am Start. Dies generierte sehr wohl eine treue Fanbase, aber das war freilich nicht diese, die nur auf die vorhin erwähnte Hitballade wartet. Klar gab es daneben noch Living Colour, Mother’s Finest oder Mind Funk, aber dieser Stil füllte halt keine Stadien. Als klar wurde, «III Sides to Every Story» (1992) als drittes Album bei Weitem nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen konnte, blieb der 20-minütige Auftritt am „Freddie Mercury Tribute Concert“ im gleichen Jahr das Karriere-Highlight für lange Zeit. Der Rest ist Geschichte und der zwischenzeitliche Wechsel von Sänger Gary Cherone zu Van Halen hat ja ebenso nicht mit Ruhm und Ehre geendet.

Maxxwell

Die Innerschweizer Hardrocker mit dem Aargauer (Gilbi Meléndez) am Mikro hatten sich bestimmt auf diesen Support-Slot gefreut, denn die Affiche vor Extreme auftreten zu dürfen, die nun nach ihrem Break von über zwei Dekaden definitiv wieder zurück im Geschäft sind, erlebt man nicht alle Tage. Leider waren noch nicht so viele Fans vor der Z7 Open-Air Bühne zugegen, als die Support-Band auf die Bretter stieg. Die bekanntlich die Welt bedeuten. Doch Maxxwell liessen sich davon natürlich nicht beirren und zogen ihre Show von Anfang an kompromisslos durch! Untermalt von kernigem Gitarrensound des Axt-Duos Hef Häfliger/Cyril Montavon und der fetten Rhythm-Section, dargeboten von Adrian Müller (b) und Oli Häller (d) legten bereits der Opener «Heads Or Tails» sowie der Oberkracher «Slapshot» gehörig Feuer ins Gebälk. Gilbi war dabei immer in Bewegung und versuchte das insgesamt leider zu lethargische Publikum mit seiner agilen Performance aufzuwecken wie abzuholen, was jedoch nur bedingt gelang. Am Sound lag es auf jeden Fall nicht und man nahm Maxxwell die Losung „2.0“ im Zusammenhang mit der letztjährigen «XX»-EP voll ab. Die Gruppe ist sichtlich gereift und konnte sich auf der Tour zusammen mit Kissin‘ Dynamite genügend beweisen wie auch tolle Resonanzen erleben. Hier und heute war es eher eine weitgehend (f)laue Angelegenheit, was aber keinesfalls auf die agil aufspielenden Protagonisten im Vorprogramm des Headliners aus Übersee zurück fiel. Maxxwell rissen sich, wie immer eigentlich, auch hier in Pratteln förmlich den Arsch auf und empfahlen sich ein weiteres Mal als eine der mitunter prickelndsten Live-Bands in unserem Lande! In diesem Sinne Hut ab vor den „Partykings“ und einen mächtigen „Slap shot“ mit Torschuss-Garantie oben drauf!

Setliste: «Heads Or Tails» - «Slapshot» - «Man Of Steel» - «No Pain No Gain» - «Dead End Street» - «Nothing Changes My Mind» - «Trails Of Hate» - «Partykings» - «Queen Of The Night».

Extreme
Als ich die Ankündigung für dieses Konzert von Extreme in der Schweiz mitbekommen hatte, musste ich sogleich an eine ehemalige Arbeitskollegin denken, die, als glühender Fan der Amis, bei dieser Nachricht wohl wie Rumpelstilzchen im Viereck herum sprang! Meine Wenigkeit kam ja bereits vor zwei Jahren am „Sweden Rock“ zum Handkuss, wo Gary Cherone & Co. anlässlich des 25-jährigen Jubiläums ihres zweiten Albums «Extreme II : Pornograffitti (A Funked Up Fairytale)» nach 23 Jahren erstmals wieder schwedisches Territorium betraten. Nun war die Schweiz wieder einmal an der Reihe und das erst noch im Rahmen der Z7-Summer Nights, sprich also ebenfalls Open-Air wie im hohen Norden. Somit war eigentlich alles angerichtet, um Extreme ein lautstarkes „welcome back“ entgegen zu bringen. Leider fanden sich an diesem an sich lauschigen Sommerabend nur ein paar Hundertschaften vor der Bühne ein, was einerseits Ausdruck dessen war, wie angesagt die Band in der Schweiz noch ist und andererseits dürfte das anwesende Publikum mehrheitlich aber aus echten Fans bestanden haben. Dazu gehörte auch meine zu Beginn erwähnte Arbeitskollegen, die sich natürlich unendlich auf das bevorstehende Konzert freute. Das taten die Fans vor Ort offensichtlich auch, als sich die Band auf die Bühne begab und mit dem groovigen Opener «It ('s A Monster)» das Eis ziemlich schnell brechen konnte. Es folgten «Li'l Jack Horny» und der Klassiker «Get The Funk Out», allesamt vom zweiten Album, und von da an war der Bär los und setzte die Grundlage zu einem in allen Belangen denkwürdigen Event. Man bekam schon fast Mitleid mit all denen, die sich das entgehen liessen.

Allem voran sorgte der knackige wie transparente Hammersound für offene Münder und dass Gitarrist Nuno Bettencourt ebenso, respektive immer noch brillieren würde, stand eh ausser Frage. Doch alle Protagonisten, sprich auch Gary Cherone (v), Pat Badger (b) und Kevin Fugueiredo (d) gaben sich keine Blösse, und die Band wirkte als Ganzes äusserst kompakt. Instrumental war es dann aber schon Nuno vorbehalten, für die ganz grossen Momente zu sorgen. Dazu gehörte unvermeidlich auch «More Than Words», das, obwohl im Radio millionenfach abgenudelt, keinesfalls abfiel und schliesslich, als Überhit, für mächtig Kohle gesorgt hat. 2008 kam mit «Saudades De Rock» das bislang letzte Studioalbum heraus, wovon heute «Slide» und «Take Us Alive» erfreulich aufzeigten, dass auf Basis der DNA der Anfangsjahre nach wie vor coole Songs geschrieben werden können, die augenscheinlich abgehen wie Schmidt’s Katze. Dass der Range konkret hierbei von Led Zeppelin bis Country reicht, vermag wohl nur das Quartett aus den Staaten glaubhaft rüber zu bringen. Die Stimmung entwickelte sich grandios und auch die üppige Lightshow trug einiges dazu bei, dass unter dem Strich einfach alles passte. Während das etwa zur Hälfte gespielte Queen-Cover «Crazy Little Thing Called Love» für einen treffenden Akzent sorgte, hätte man das zu übermächtige «We Are The Champions» weglassen können, ja eigentlich müssen, da völlig unnötig. Alles andere hinterliess jedoch keinerlei Anlass zur Kritik, im Gegenteil. Extreme präsentierten sich frischer denn je, und man darf gespannt sein, ob es dereinst noch ein brandneues Studioalbum absetzen wird. Die Zeit dafür wäre auf jeden Fall günstig wie nie!

Setliste: «It ('s A Monster)» - «Li'l Jack Horny» - «Get The Funk Out» - «Rest In Peace» - «Slide» - «Kid Ego» - «Play With Me» - «Midnight Express» - «More Than Words» - «Cupid's Dead» - «Am I Ever Gonna Change» - «Take Us Alive» - «Hole Hearted» - «Crazy Little Thing Called Love (Queen Cover)» - «Flight Of The Wounded Bumblebee (He-Man Woman Hater snippet at the end)» - «Decadence Dance» -- «Warheads» - «We Are The Champions (Queen Cover)».