Livereview: Ghost Bath - Trap Them - Heretoir

23. Juni 2017, Kiff - Aarau
By Natalia N.
2017 veröffentlichte die geheimnisvolle amerikanische Gruppe Ghost Bath, die früher ausschließlich im Genre Depressive/Black Metal\Shoegaze spielte, das dritte vollformatige Album „Starmourner“, welches eine mehrdeutige Einschätzung der Presse hervorrief. Die einen glauben, dass ein neuer und interessanter Sound gefunden wurde, die anderen, dass es das schlimmste Album in der Geschichte der Band war. Solche Reaktionen der Kritiker zeugen von der Veränderung des musikalischen Kurses dieer Band. Eben das wollte ich aufklären, indem ich das Konzert von Ghost Bath im Kiff in Aarau besuchte. Zu meiner grossen Freude erfuhr ich, dass als Einheizer Heretoir - die schönen Meister des Post/Black Metal-Sound aus Deutschland - auftreten werden. Eine Überraschung war, dass in diese Gesellschaft auch Trap Them geriet – eine Crust/Punk-Gruppe aus Seattle. Das Konzert versprach also, wirklich sehr interessant zu werden.

Heretoir

Als erste traten diesen Abend Heretoir auf, welche die Bühne unter Rauschen-Intro gegen acht Uhr abends betraten. Übrigens halte ich es für unangebracht, diese Band nur als Einheizer zu betrachten, da sie in der Schweiz schon sehr bekannt und beliebt ist. Als ich den vollen Saal des Kiff sah, schien es mir sogar, dass viele nur für diese Band gekommen waren. Der Dauer der Spielzeit nach zu urteilen, war das eher ein vollwertiger Auftritt als bloss gewöhnliches Einstimmen des Publikums. Heretoir veröffentlichte dieses Jahr das neue Album „The Circle“, das erste konzeptuelle Album in der Geschichte der Band, welches auf philosophischen Ansichten des Frontmanns der Gruppe Eklatanz basiert. Übrigens bevorzugt er es in letzter Zeit, David Conrad zu heissen. Die Musik der Band klingt weniger "roh" und mehr konstruktiv. Ich kann noch nicht beurteilen, ob mir diese Wendung gefällt, da ich die Musik von Heretoir gerade für die Atmosphäre der Unbestimmtheit und der Verwundbarkeit schätze. Diesmal kamen während des Konzerts andere Empfindungen hoch als bei den vorigen Malen, was meinem Entzücken über die Meisterschaftigkeit der Band keinen Abbruch tut. Besonders registrierte ich die Basspartien von Matthias, dessen Mitwirkung an der Schaffung des musikalischen Materials viel ausmacht. Ich muss wieder einmal betonen, wie einfach und freundschaftlich der Frontmann der Gruppe mit dem Saal umgeht! Das Album sollte man sich unbedingt aufmerksam anhören.


Trap Them
Um neun Uhr abends liess nichts das Auftreten der nächsten Gruppe erahnen, trotzdem begann man plötzlich bei fast totaler Abwesenheit der Beleuchtung. Natürlich, es ist dumm, sich über das schlechte Licht und den Sound zu beklagen, wenn es sich um solches Genre handelt wie Crust/Punk, jedoch hätte ich gerne gehört, was der Sänger und die “Seele der Gruppe” Rayan John McKenney da eigentlich ins Mikrofon schrie. Leider, ungeachtet aller seiner Bemühungen, konnte man ihn im Saal schlecht hören, was für den Sound der Instrumente und besonders des Drumsets nicht galt. Mich erfreuten die mannigfaltigten rhythmischen Lösungen und der Reichtum an Riffs. Nebenbei gesagt, das letzte Album der Gruppe "Crown Feral“, das 2016 veröffentlicht wurde, wurde von Fans des Genres hoch bewertet. Ich will besonders darüber berichten, wie sich Rayan auf der Bühne verhielt, denn sein Verhalten war alles andere als anständig, da die Zuschauer seinen in kurzen Hosen steckenden Hintern öfter als sein Gesicht zu sehen bekamen. Rayan kraxelte einer Spinne ähnlich auf Händen und Beinen über die Bühne, warf seinen Kopf in den Nacken. Manchmal warf er den Kopf zurück und brüllte seine Songtexte der Decke zu. Mitten im Auftritt legte Rayan für eine Minute die Maske des Wahnsinns ab und bat das Publikum mit ruhiger Stimme, etwas näher zu kommen, da der grosse Abstand zwischen der Band und den Zuschauern für ihn bedeutet, dass sie keine echten Fans seien. Nachdem das geklärt war, fegte er wieder wie ein Epileptiker während eines Anfalls über die Bühne. Mit vierzig Minuten Spielzeit war auch der Auftritt von Trap Them grosszügig bemessen. Danke den Organisatoren!


Ghost Bath
Gegen zehn Uhr abends begaben sich die Headliner Ghost Bath auf die Bühne. Zu Beginn des Auftritts war der Saal noch ziemlich leer, was sich jedoch rasch änderte. Trotzdem kam es mir so vor, als hätten die Support Bands mehr Zuschauer gehabt. Danke den Organisatoren, dass sie den notwendigen Sound-Check durchgeführt haben, denn die Stimme des Sängers war nun klar und deutlich zu hören. Übrigens, Ghost Bath sah wie eine typische depressive Metal-Gruppe aus, während ihr Material sich von den Mustern dieses Genres schon ziemlich stark unterscheidet. Wirklich, das späte Material der Band ähnelt eher einer "kosmischen Psychodelie», als typischem Black Metal-Material, trotzdem fühlte man die eigenartige Atmosphäre des kosmischen Raumes nicht. Kann sein, dass es daran lag, dass irgendwelche Computer-Samples und Tasteninstrument-Parts als Intro einfach nicht ausreichten. Die grosse Action kam vor allem von Sänger und Gitarrist Dennis Mikula, der mit seinen Shriek-Parts das Publikum erfreute, obwohl er selbst lieber ein Tasteninstrument und nicht die Gitarre spielen würde. Nichtsdestoweniger, man sollte die Band nicht zu sehr kritisieren, da sie offensichtlich auf der Suche nach neuen musikalischen Herangehensweisen ist. Zu guter letzt möchte ich erwähnen, dass das Konzert im oberen Stockwerk stattfand, wo es wesentlich bequemer ist und somit auch die gemütliche Atmosphäre erhalten geblieben ist. Ich hoffe, dass der Sound im Klub ebenso perfektioniert wird, wie es im oberen Stockwerk der Fall war.