Livereview: Girlschool - Benedictum - V8 Wankers
29. Oktober 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Reine Girl-Groups aus der Ecke Rock und Metal gibt es sehr wohl noch, aber wenn es darum geht, eine zu nennen, die nachhaltig Erfolg hat(te) und bis auf den heutigen Tag noch aktiv ist, dann lautet die Antwort ziemlich eindeutig Girlschool! Spätestens nach der Rückkehr von Bassistin und Gründungsmitglied Enid Williams im Jahre 2000 kam wieder zusehends Zug in die Band zurück. Etwas später trat leider ein heimtückischer Knochenkrebs ins Leben von Gitarristin Kelly Johnson, der ihren Ausstieg zur Folge hatte. Ihr Platz wurde von Jackie Chambers eingenommen, die auch heute noch zum Line-Up gehört. Kelly starb im Sommer 2007 und auf dem neuen Album «Legacy» wurde ihr speziell der Song «Legend» gewidmet. Das Album ansich zelebriert, neben dem Nachruf, die grandiose, 30-jährige Karriere der Kult-Truppe. Die Amis von Benedictum mit ihrer umwerfenden Power-Frontfrau absolvierten erst den zweiten Auftritt auf Schweizer Boden und die V8 Wankers hatte zumindest ich nicht auf dem Plan!

V8 Wankers
Als um 19.45 Uhr das Licht zum ersten Mal an diesem Abend ausging, enterten die V8 Wankers als erster Act des Abends die Bühne und fackelten nicht lange! Angesagt war rauer, schwer von Rose Tattoo und alten AC/DC getränkter Biker-Rock in Reinkultur. Der Deutsche Fünfer aus Offenbach war bereits im letzten Jahr als Support von W.A.S.P. unterwegs und somit auch schon mal im Z7 zu Gast. Nebst zahlreichen Tattoos trugen die meisten der Musiker auch relativ üppige Wampen zur Schau. Musikalisch wie gesagt ziemlich deftig ausgerichtet, legten sich die Jungs voll in Zeug. Der Blick auf die umfangreiche Setliste bestätigte die eigene Stil-Definition von wegen High Speed Rock'n'Roll. Die 2000 gegründete Truppe um Frontmann, respektive Boss Wanker Lutz Vegas hat sich seither den berühmten Arsch abgespielt. Das merkte man der tighten Performance von der ersten Sekunde an. Vor allem die Axt-Fraktion mit Latino Wanker Vulcanus und Big Wanker Schmuddel bewegte sich sehr aktiv und war kurz nach Beginn schon schweissgebadet. Dies konnte man vom eher reserviert reagieren Publikum hingegen nicht behaupten. Bei genauerem Hinhören war allerdings auszumachen, dass das Ganze zwar mit ordentlich Schmackes vorgetragen wurde, aber irgendwie nicht eingängig genug war. Trotz einigen guten Ansätzen konnten die V8 Wankers insgesamt nicht mit ihren Vorbildern, zum Beispiel Rose Tattoo gleich ziehen. Da halt mit nur etwa hundert Nasen zwangsläufig keine ausgelassene Stimmung erzeugt werden konnte, verpuffte die auf der Bühne erbrachte Energie nach vierzig Minuten gleich nach dem Einschalten des Hallenlichtes.

Setlist: «Hell On Wheels - Lights Out - Bad Ass Boys Drive Bad Ass Toys - Baddest Ride In Town - Bad Ass/SS - Rockin' Horse - What Me Worry - Prolehead - We Control Rock'n'Roll - Blitzkrieg Burnout - Rock'n'Roll Dictator - Demolition Man - Great Racer - Autobahn Outlaw - Detroit Steel - This One Is For You - We Went Rockin' - Iconoclased - Rat That Roars -- Wankers Without A Case.

Benedictum
Ein ganz anderes Kaliber wartete nun auf die Besucher im Z7! Bevor es jedoch soweit war, hätte eigentlich das abgemachte Interview mit Front-Amazone Veronica Freeman stattfinden sollen. Deswegen fand sich meine Wenigkeit bereits um etwa 18.00 Uhr vor Ort ein. Während es draussen ziemlich feucht war, sprich regnete, wartete ich derweil im Auto auf den Anruf, respektive versuchte meinerseits Kontakt aufzunehmen. Da vorher noch der Soundcheck angesagt war, verzögerte sich das Gespräch noch ein Weilchen, um etwas später an den Schluss der Veranstaltung verschoben zu werden. Das kam mir eigentlich gerade recht, denn so konnte ich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen, sprich Fotos schiessen und ein paar Notizen machen. Nach dem Biker-Rock der V8 Wankers war nur finest Power Metal mit schwerem Dio/Black Sabbath/Rainbow Einschlag angesagt. Wie erwartet, richteten sich die vorab männlichen Blicke auf die umwerfende Veronica, die für wahre Testosteron-Schübe sorgte. Der passende Look einer heissen Indianer-Squaw wurde gepaart mit einer messerscharfen Stimme, die vorzüglich zur Musik passte. Ihre Kollegen, darunter Songwriter und Gitarrist Pete Wells, zeigten nach dem Intro bereits beim Opener «Two Steps To The Sun», aus welcher Richtung der Wind weht. «Burn It Out» folgte als erster Song, der auf dem neuen, zweiten Album «Seasons Of Tragedy» zu finden ist. Zu Beginn noch undifferenziert und breiig, besserte sich der Sound zusehends und fiel mit etwas Basslastigkeit in brachiale Gefilde ein. Was die Setlist anging, rechnete ich eigentlich fest mit mindestens einer der genialen Cover-Versionen von «Heaven & Hell», «The Mob Rules» (Black Sabbath), «Balls To The Wall (Accept) oder «Catch The Rainbow« (Rainbow). Doch keine einzige dieser allesamt sehr gelungenen Interpretationen wurde vorgetragen. Somit ein klares Bekenntnis zum eigenen Material. Highlight war natürlich die epische Titeltrack «Seasons Of Tragedy», der hammergeil rüber kam. Für meinen Geschmack fehlte halt der einen oder andere, griffigere Track wie «Wicca» oder «Nobodies Victim». Nichtsdestotrotz eine geiler Auftritt von Benedictum und mein Interview stand ja erst noch bevor!

Setlist: «Intro - «Two Steps To The Sun» - «Burn It Out» - «Vakyrie Rising» - «Shell Shock» - «Beast In The Field» - «Seasons Of Tragedy» - «Ashes To Ashes».

Girlschool
Nach dieser Metal-Walze war die Reihe nun am Headliner! Mit dem bärenstarken Album «Legacy» im Gepäck, begaben sich die vier Britinnen auf die Reise durch unsere Breitengrade und machten erfreulicherweise wieder Halt im Z7. Im letzten Sommer rockten sie ja unter anderem am BYH!!!-Festival in Balingen und konnten dort nicht nur mit ihren zahlreichen Gassenhauern überzeugen. Heute Abend folgte nach dem Intro mit «C'mon Let's Go» bereits der erste Kracher aus alten Tagen, gefolgt von «Not For Sale». Das Ganze kam von Anfang an mit viel Drive daher und man spürte, dass der All-Girl Band das Performen auch nach über dreissig Jahren im Music-Business immer noch mächtig Spass bereitet. Besonders Bassistin Enid war oft nicht zu halten und poste headbangend, wenn sie nicht gerade einen Gesangspart übernahm, ohne Ende. Derweil klopfte Drummerin Denise Dufort (spielte übrigens, wie schon Benedictum Drummer Paul Courtois, auf dem Drum-Set der V8 Wankers!) von hinten her ihre unverwüstlichen und teils leicht punkigen Beats voll nach vorne. Die Abteilung der sechssaitigen Instrumente, sprich Kim McAuliffe und Jackie Chambers, riffte(n) und solierte(n) solide wie eh und je. Mit «I Spy» und «Spend Spend Spend» sowie weiteren neuen Tracks bestätigten Girlschool eindrücklich, dass sie das Songschreiben noch nicht verlernt haben. Für einen der Höhepunkte sorgte jedoch erstmal der Uralt-Klassiker «Screaming Blue Murder», der einfach nur geil und unzerstörbar ist! Je mehr neues Material wie zum Beispiel «From The Other Side» oder Everthing's The Same) aber vorgetragen wurde, desto mehr wurde einem klar, wie verdammt gut die dienstälteste Girl Lärmkappelle zu ihrem stolzen Jubiläum drauf ist. Das Publikum, zumindest die etwa anderthalbe Hundertschaft, spendete dazu lautstarken und absolut verdienten Applaus. Da ist alles noch echt und nix ab Konserve! Zudem sind sie sich Girlschool all die Jahre über immer selber treu geblieben, haben nie den Bezug zu Realität verloren und geben sich natürlich und fannah. Einer dieser Fans (in der ersten Reihe stehend) hatte ein Stofftuch dabei, auf dem eine Widmung für Kelly Johnson (R.I.P.) stand. Diese nette Geste wurde am Schluss eigentlich nur durch die viel zu kurze Spielzeit von gerade mal etwas über einer Stunde (!) getrübt. Als mir nach dem Interview mit Benedictum im Backstage Bereich die gute Denise direkt gegenüber stand, war mir klar warum, denn für neunzig Minuten hätte die Ausdauer offensichtlich nicht gereicht. Aber lieber eine volle Stunde Power auf dem gleichen Level bieten, als bei längerer Spielzeit entsprechend, respektive fortlaufend nachzulassen. Müssig zu ergänzen, dass sich alle Mädels nach dem Konzert reichlich Zeit für alle Fan-Wünsche nahmen und so auf jeden Fall für einen positiven Schlusspunkt sorgten.

Setlist: «Intro» - «C'mon Let's Go» - «Not For Sale» - «Hit And Run» - «I Spy» - «Spend Spend Spend» - «Screaming Blue Murder» - «Future Flash» - «From The Other Side» - «Everything's The Same» - «Yeah Right - «Race With The Devil - «Demolition - «Emergency - «Take It All Away -- «Tush».