Livereview: Gods Of Silence - Anam'Kara

17. November 2017, Lenzburg – Met-Bar
By Rockslave
Beim letzten Auftritt in der Hall Of Fame, vor etwas mehr als einem Monat, und noch als Opener für Emerald wie Freedom Call unterwegs, war der heutige Status besser, sprich Headliner! Zusammen mit dem Umstand, dass meine Präsenz in der Met-Bar nach wie vor unter der Rubrik „selten vor Ort“ läuft, hatte ich am heutigen Abend somit gleich zwei Gründe, den Weg nach Lenzburg unter die Räder zu nehmen. Was in Wetzikon schon sehr gut rüber kam, stand vor der Bestätigung, und diesmal war nicht nur Keyboarder Bruno Berger wieder vor seinem Arbeitsgerät anzutreffen, sondern auch die Gewähr hoch, dass das, was das letzte Mal, zeitlich bedingt, nicht mehr drin lag, heute zum Handkuss kommt. Da heisst also mit Sicherheit der Übersong «Alone» und das Werweisen darüber, welchen Kirk-Klassikern wieder neues Leben eingehaucht wird. Bevor der Hauptact auf die Bühne stieg, versuchten Anam’Kara den Leuten ihren Music-Style female fronted Symphonic Metal mit verstärkter Schlagseite hin zu Melodic Death Metal näher zu bringen. Im Fokus stand dabei junge Sängerin Sophie, die zwar offensichtlich Spass hatte, aber dennoch einen durchzogenen Abend einziehen musste.

Anam’Kara

Als Gitarrist Jonathan und Bassist Flo noch die letzten Vorbereitungen auf der Bühne abschlossen, liess das äussere Erscheinungsbild der beiden Musiker schon vorneweg erahnen, dass sogleich kein Kindergeburtstag auf der Traktandenliste stehen würde. Da ich die Aargauer Band aus Wettingen zuvor nicht kannte, liess ich mich einfach mal überraschen. Es dauerte dann auch nicht lange, bis klar wurde, in welche Richtung die Reise gehen wird. Die sichtlich junge Frontfrau wirkte dabei etwas unsicher und man merkte ihr an, dass sie sich ihr Territorium auf der Bühne zuerst noch erkämpfen muss. Hin zum teils ziemlich brachialen Sound wirkte ihr Auftreten mitunter viel zu brav. Die Saitenfraktion, allen voran Jonathan, lieferte genretypische Growls ab, denen Sophie live oft zu wenig Energie entgegen setzen konnte. Als sich dann noch ein offensichtlicher Texthänger einschlich, war das liebe Girl kurzzeitig sichtlich überfordert. Vor heimischem Publikum und Familienmitgliedern ist sowas ja noch weitgehend zu verschmerzen, aber an anderen Orten kann man sich das als Support nicht erlauben! Wäre es im Rahmen eines Band-Contests passiert, hätten die Koffer mit Sicherheit gleich gepackt werden können. Symphonic Metal kommt bekanntlich nicht ohne Synthie-Sounds aus, aber da diese bloss eingespielt wurden, fehlte der Performance insgesamt einfach etwas. Des Weiteren wirkte Sophie etwas verloren in der Mitte, wenn die Kollegen ihre Growls auspackten und windmühlenmässig voll abschädelten. Unter dem Strich war es sicherlich unterhaltend, doch um gegenüber der zahlreichen Konkurrenz in der Szene wirklich was reissen und bestehen zu können, müssen Anam’Kara als Band spürbar zulegen, auch kompositorisch.

Setliste: «Intro» - «Wasted» - «Darkness And Decay» - «Tribes Of The North» - «Three Wise Monkeys» - «Tales Of Blood» - «Firestorm» - «The Dying Swan».


Gods Of Silence
Nachdem mich die Support-Band Anam’Kara nur bedingt aus der Reserve locken konnte, war ich jetzt richtig heiss auf Gods Of Silence! Nach der ersten Begegnung vor ein paar Wochen in der Hall Of Fame in Wetzikon, wollte ich nun eine Steigerung erleben, sprich sehen und hören, wie sich die „neuen Kirk“ als Headliner schlagen würden. Fakt war natürlich die Fokussierung auf die Songs des sehr überzeugenden Debüt-Albums «Neverland», und das alleine war schon das Eintrittsgeld wert. Heute Abend, einen Tag vor der offiziellen CD-Taufe im heimatlichen Münchenstein, gab es so zu sagen eine Art Generalprobe. In der Vollbesetzung mit Gilbi Meléndez (Vocals), Sammy Lasagni (Guitars), Daniel Pfister (Bass), Bruno Berger (Keyboards) und Philipp Eichenberger (Drums) enterte die Band die Bühne und setzte mit dem Opener «Army Of Liars» zu einem wahren Siegeszug an. Obwohl dieser Song gesanglich schon einiges abfordert, war Gilbi von Anfang auf zack, sprich ready. Angetrieben von bollernden Drums gab es zunächst mal eine volle Ladung Power Metal auf die Lauscher. Mehr in die progressive Richtung ging danach das mitunter flotte «You Mean Nothing More», das ganz auf der Linie von Kirk, der vormaligen Band, liegt und die guten alten Zeiten sogleich mit sackstarken Vocals herauf beschwörte, Gänsehaut inklusive! Spätestens mit «Neverland», dem Titeltrack der aktuellen CD, gelangten alle Protagonisten auf Betriebstemperatur, und wie! Somit geriet auch «Wonderful Years» vorzüglich und verströmte abermals massig DNA der verblichenen Kirk, die das Publikum in sichtlich gute Stimmung versetzte.

Gleiches verursachte «Demons», wobei ich jedoch unweigerlich an das geniale Debüt von Ivanhoe («Visions And Reality», 1994) denken musste. Genial sind dabei die grundsätzlich hammergeilen Vocals von Master Meléndez, die, wie Arsch auf Eimer, nicht besser sein könnten! Was bei Maxxwell nur bedingt, wenn überhaupt, passen würde, entfaltet sich bei Gods Of Silence in Perfektion. So steuerte das Ganze ohne jeglichen Hänger auf mein erstes persönliches Highlight zu: «Alone»! Bereits an anderer Stelle erwähnt, gehört dieser Übersong mit seiner catchy Melodyline zu meinen absoluten Faves, der sich nach dem allerersten Anhören zur Rezi bereits in die Hirnwindungen rein gefräst hat. Ein Track, den ich hundertprozentig auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde. Wie nahe beieinander Gods Of Silence und Kirk nach wie vor sind, zeigten alle verbleibenden Songs, wo die (Kirk-) Alben «Masquerade» (2014) sowie «The Final Dance» (2003) und das neue Werk fliessend ineinander übergehen. Die absoluten Peaks waren dann natürlich drei alte Kirk-Kracher, darunter das immer noch unantastbare Meisterwerk «Center Of The Universe». Der einzige (persönliche) Wermutstropfen war in diesem Zusammenhang das Ausbleiben von «Sell Your Soul», einem weiteren unabdingbaren „Insel-Song“. Dafür wäre ich ehrfürchtig auf die Knie gegangen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! Es bleibt inbrünstig zu hoffen, dass Gods Of Silence, zusammen mit Goldjunge Gilbi, künftig noch viele weitere tolle Songs gelingen und die Konzerte das songwriterisch gewichtige Erbe von Kirk lautstark in die Welt hinaus tragen.

Setliste: «Intro» - «Army Of Liars» - You Mean Nothing More» - «Neverland» - «Wonderful Years» - «Demons» - «All My Life» - «Alone» - «Devil’s Claw» - «Fight Or Die» - «Full Moon» - «Against The Wall» - «Center Of The Universe» - «Masquerade» - «The Phoenix» -- «Ashes» - «Shattered Dreams».