Livereview: GurD - Pure Inc.

05. Dezember 2014, Pratteln – Z7
By Rockslave
 
Die Konstellation des gemeinsamen Feierns fand am gleichen Ort schon vor fünf Jahren, sprich am 16. Mai 2009 statt, das heisst GurD freuten sich damals über 15 Jahre Karriere und Pure Inc. hatten zu dem Zeitpunkt immerhin eine halbe Dekade beisammen. Keine zwei Monate nach der CD-Taufe zum vierten Studioalbum «4» (2010) verliess Gitarrist Sandro Pellegrini die Band und besiegelte so letztlich das Ende. Da The Order aber seit Frühling 2005 bekanntlich parallel existier(t)en wie sich mittlerweile prächtig entwickelt haben, ging es da für Shouter Gianno Pontillo fliessend weiter. Wer zudem die Geschichte von GurD kennt, weiss, dass mit Bruno Spring (g), Andrej Abplanalp (b) und Mauro Casciero (d) aktuell gleich drei ehemalige Bandmembers nun eben bei The Order für den entsprechenden Sound sorgen. Somit erklärt sich auch die sehr freundschaftliche Verbindung der beiden Bands. Dieser Umstand und die Anfrage von Mainman V.O. Pulver, ob man das Ganze heuer erneut zusammen zelebrieren will, liess die Pure Inc. Reunion exklusiv für nur diesen einen Konzertabend tatsächlich wahr werden und ich sah endlich wieder mal Mr. Rampensau Pellegrini live spielen.

Pure Inc.

Seit dem allerletzten Konzert sind inzwischen vier Jahre vergangen und nach der Zusage bedeutete dies vor allem für die Instrumentalisten, dass man entsprechende Rehearsals mit dem alten Line-Up, sprich Sandro Pellegrini (g), Ueli „Hoffi“ Hofstetter (b) und Dave Preissel (d) abhalten musste. Es dauerte wohl schon ein Weilchen, bis man sich das Jubiläums-Konzert in spielbereiter Form wieder drauf gepackt hatte. Dass Pure Inc. dann aber derart heftig wie heute Abend abdrücken würden, hätten wohl die wenigsten Besucher (mich eingeschlossen) für möglich gehalten. Erstens präsentierte sich Frontmann Gianni in bestechender, ja blendender Verfassung und der Rest der Truppe befand sich in ebensolcher. Somit stand dem musikalischen Schaulaufen im heimatlichen Z7 nichts mehr im Wege und in der Tat ging es dort bald ab wie Schmidt’s Katze. Die voran gegangene Pause war zu keinem Zeitpunkt zu spüren, im Gegenteil! Pure Inc. vermochten die alten Vibes wieder locker zu reanimieren und spielten sich, je länger das Konzert andauerte, in einen regelrechten Rausch hinein. Wüsste man es nicht besser, wäre kein Mensch darauf gekommen, dass Pure Inc. jemals weg vom Fenster waren. Es war alles wieder da…, die Power, die Leidenschaft und die unbändige Freude am Musizieren. Dies übertrug sich alsbald auf das überaus gut gelaunte Publikum, das von Sympathikus Gianni im Nu abgeholt und nachhaltig auf seine Seite gezogen wurde. Ich konnte mich derweil fast nicht am wiederum ungestüm und energetisch agierenden Guitar-Maniac Sandro satt sehen. Aber ich musste, denn so schnell würde man dies nicht, wen überhaupt, nochmals geniessen können. Es herrschte in Pratteln also die pure Nostalgie während den rund siebzig oberfetten Minuten, und der Zuspruch der Fans überraschte sichtlich alle. Die ausgewählten Songs für das Jubiläum deckten alle vier Studio-Alben ab und wer im Besitz der mittlerweile gesuchten «Live At Z7» CD (von 2009) ist, kann sich glücklich schätzen. Nur das heutige Dabeisein überbot dies noch! Nach dem grandiosen Auftritt war seitens der Band zu vernehmen, dass alle mächtig Spass hatten und es sich zumindest vorstellen können, diesem Event irgendwann mal weitere anzuhängen. Schön wärs natürlich, realistisch betrachtet wird es wohl eher nicht mehr geschehen, doch träumen darf man immer. Mit dem vorletzten Kracher «Serenade Of Aggression», wo Gastsänger Philippe “Voxi” von Arx dem Songtitel eine kräftige Kante Metalcore verlieh, hätte die Einstimmung auf den Headliner treffender nicht sein können!

Setliste: «The End» - «Once Upon A Time» - «Saviour» - «Blvd Jam» - «I’m A Rolling Stone» - «Fading To Grey» - «Where’s Your God» - «Dead Calling» - «Diary Of A Suicidal Man (Open Road)» - «Raise Hell» - «Fear My Eyes» - «Serenade Of Aggression» -- «Show Me How To Live».


GurD
Besser hätten es V.O. Pulver (v/g), Pat Müller (g/v), Franky Winkelmann (b/v) und Steve Karrer (d) zum 20-jährigen Bandjubiläum wirklich nicht anrichten können. Zuerst die mordsmässig gute Anheizer-Show ihrer Kumpels von Pure Inc. und nun warteten die Groove-Thrasher gar mit einem dreiteiligen Monster-Set auf. Darin eingebettet war zudem die CD-Taufe zum brandneuen Album «Fake», das im Zentrum des ersten Sets stand. Der Opener «Get Up» war dann bezeich-nenderweise der allererste Songs des Debüts von 1995 und das nachfolgende «Fake» setzte als Gegenpol gleich zum grössten Zeitsprung in die Gegenwart an. Danach folgte ein lautes wie heftiges Potpourri durch alle bisherigen Studioalben hindurch. Dazu gehörten einige Speedster wie «White Death» oder «Neglected», um von der aktuellen Mucke zu sprechen oder alte Groove-Monster der Marke «What Do You Live For». Der eben genannte Song ist eh einer meiner absoluten GurD-Faves und darf eigentlich nie bei einem Konzert fehlen. Leider konnte ich mich dabei nicht mehr mit der unbändigen Energie eines 20-jährigen Headbangers verausgaben, da mein inzwischen 50-jähriger Nacken hierbei nicht mehr ohne nachträgliche Schmerzen mitspielt. Ein „bisschen“ ging die Post (bei mir) dann aber dennoch ab und als echter Metaller fühlte man sich dabei nahezu im Metal-Olymp. Das ist mitunter der Verdienst des reichhaltigen Stils von GurD, der seit je her nicht zu engstirnig zelebriert wird. Das unablässige Wechselspiel der Tempi, Breaks und Soli nahm seinen Fortgang, während sich das Z7 in ein regelrechtes Tollhaus verwandelte. Das bereitete natürlich auch der ganzen Band einen Heidenspass und liess vor allem Mainman V.O. wie ein Honigkuchenpferd strahlen. Diese erfreuliche Begebenheit verlieh dem heutigen Anlass somit die richtige wie sicherlich auch beabsichtigte Würde und hinterliess nach dem hitlastigen «Skin Up» bislang nur zufriedene Gesichter.

Für den Mittelpart bat V.O. Gitarrist (Bruno) Spring und Schlagzeuger Mauro „Tschibu“ Casciero auf die Bühne. Somit stand mit dem etatmässigen Basser Franky die Besetzung von «Bedlam» (2000) und «Encounter» (2003) auf den Brettern. Dieses Quartett nahm sich darauf «Rule The Pit», «Big Shot», «Control», «Masterplan» und das damals ebenfalls eingespielte Kiss-Cover «War Machine» zur Brust. Zu letzterem Song gesellte sich ausserdem Poltergeist-Shouter André „Chrieger“ Grieder (der früher die Merch von GurD machte) hinzu, und auch diese Formation liess sich nicht lumpen. Die Wucht der Darbietung, die einher mit anhaltend grosser Spielfreude ging, war gewaltig und die erzeugte Soundwand schlicht monströs. Mich beeindruckte darüber hinaus die Professionalität der Musiker, dass alles wie aus einem Guss klang, obwohl zum Beispiel Gitarrero Spring diese alten Kracher schon eine ganze Weile nicht mehr gespielt hatte, geschweige denn live. Für mich selber war das danach Anlass genug, wieder einmal die alten GurD-Scheiben auszugraben und sich diese zu Hause gebührend um die Lauscher zu knallen. Der Headliner-Part näherte sich bald der Zwei-stundenmarke und GurD hielten das Feuer nach wie vor am Brennen, denn zum Schluss wurde es beim dritten Set definitiv kultig! Herr Pulver durfte da nämlich die Gründungsmitglieder Tommy Baumgartner (g), Marek Felis (b) und Tobias Roth (d) auf der Bühne des Z7 begrüssen und zockte mit ihnen weitere fünf Songs, diesmal ab den ersten beiden Alben von 1995 stammend. Was dabei Gitarrist Tommy nach zwei Dekaden Abstinenz bei seiner einstigen Band ablieferte, liess einem echt die Kinnlade runter fallen und sorgte für das Highlight des Abends, bevor sich alle Protagonisten zusammen mit «United Forces» von ihren begeisterten Fans nach fast drei Stunden verabschiedeten. Really a night to remember, auch wenn es schon noch ein paar Leute mehr in der Halle hätten sein dürfen. In diesem Sinne bis 2019 folks!


Setliste (Set 1): «Get Up» - «Fake» - «Never Fail» - «Learn» - «Your Drug Of Choice» - «What Do You Live For» - «The Grand Deception» - «Go For It» - «White Death, You Won’t Make It» - «Down The Drain» - «Distinction» - «Liquid Vision» - «Seven Starz» - «Hagridden» - «Bang! » - «Wiped From The Earth» - «Neglected» - «We Will Resist» - «Bong, Bong» - «Near Miss» - «Terminate» - «Skin Up» -- (Set 2): «Rule The Pit» - «Big Shot» - «Control» - «Masterplan» - «War Machine» --- (Set 3:) «I.O.U. Nothing» - «The Mant (Groovy)» - «Face To Face» - «Ghost Dance» - «HxHxH»----«United Forces».