Livereview: Iced Earth
01.02.2002 Z7
By Fränzy B.

Eine einmalige Show hatten die Plakate angekündigt: 2 ½ Hours, Iced Earth only, all the Classics! Da durfte man gespannt sein. Keine Vorband; erstmals verbarg ein schwarzer Vorhang die Bühne. Um 20 Uhr war das Z7 schon gefüllter als sogar gestern bei Savatage. Und endlich: Um 20.30 wurde der Vorhang zur Seite gezogen. Die Show in drei Teilen begann! Der erste Teil war den ersten drei Alben "Iced Earth", "Night of the Stormrider" und "Burnt Offerings" gewidmet. Mastermind Jon Schaffer erklärte gleich zu Beginn, dass sie sich etwas Spezielles, ein Geschenk für die Fans ausgedacht hätten: eine Rückschau auf das gesamte Schaffen der Band. Knallharte Stakkatoriffs wurden uns um die Ohren gehauen, gekrönt mit Matt Barlows wandelbarer warmer Stimme. "Brainwashed", "Angels Holocaust" und "Travel in Stygian" gehörten in dieses ca. ¾ Std. dauernde Set. Anschliessend gab's eine kurze Pause, die kaum reichte, um die ausgedörrten Kehlen zu befeuchten. Aber was soll's.

Weiter geht's mit dem zweiten Teil. Jeder Teil brachte eine besondere Dekoration mit sich. Im ersten Teil war es eine Art kühler Stahlplatten, nun prangten ägyptische Symbole im Hintergrund. Schaffer und Barlow trugen - im Gegensatz zur Jeanskluft zuvor - schwarzes Leder. Die Alben "The Dark Saga" (über den Comic "Spawn") und "Something Wicked this Way Comes", die vorletzte Studio-CD, waren im zweiten Teil Thema. Ruhepausen wurden den begeisterten Fans kaum geboten, headbanging war obligatorisch (na ja, es gibt immer solche, die sich dagegen verwehren). Immerhin verwöhnten uns Iced Earth aber mit den melancholischen, gefühlvollen (Halb-)Balladen "I died for you" und "Watching over you". Matt, der göttliche Sänger mit seiner ellenlangen roten Mähne, konnte sich während zweier Instrumentalsongs erholen: "1776" und später noch zu "Transylvania" (auf Jons Frage, ob hier im Publikum irgendwelche Iron Maiden-Fans seien, kam natürlich ein hundertfaches "yeahhhh!!!" zurück). Höhepunkt dieses Teil waren die beiden Trilogien "The Suffering" von "The Dark Saga" und zum Abschluss "Something Wicked" vom gleichnamigen Album. Schlichtweg göttlich.

Wieder nach einer kurzen Verschnaufpause wurde der Vorhang zum dritten Mal gezogen: "Are you Ready for the Horror-Show?", und wie wir das sind! Diesmal standen im Hintergrund vier Bildnisse der Protagonisten der Horror-Show. Beim Opus "Damien" leuchteten dessen Augen sehr wirkungsvoll. Das Schlagzeug war mit Spinnweben behängt. Jon Schaffer trug diesmal ein kurzes schwarzes Cape über seinen Schultern. Es war einfach unglaublich, wie die Jungs von Iced Earth über beinahe drei Stunden hinweg diese wahnsinnige Power aufrechterhalten konnten, wo manch einer der jüngeren Headbanger infolge Erschöpfung schon lange die Waffen streckte. Aber auch in diesem letzten Teil wurden wir nicht geschont, es waren auch hier die härteren Songs der letzten CD, die gnadenlos abgespielt wurden: "Wolf", "Jack", "Jekyll & Hyde". Und zum krönenden Abschluss "Dracula", das so sanft beginnt und zu einer Hymne wird. Ein Song nicht über ein blutrünstiges Monster, sondern um ein einsames Geschöpf mit Gefühlen.

Der Vorhang schloss sich. Die Show war zu Ende. Nein, doch nicht ganz. Iced Earth kamen nochmals zurück für "My Own Saviour". Dann aber war wirklich Schluss. Inzwischen zeigte die Uhr 23.40 Uhr an, also inklusive zweier kurzen Pausen über drei Stunden Spieldauer. Das ist der Wahnsinn, schlicht unglaublich!

Das war wirklich ein Geschenk an die Fans. Die Spannung wurde während der gesamten Länge aufrechterhalten, ohne einen einzigen Durchhänger. Sympathisch der geniale Matt Barlow, der immer wieder das Wort an die Fans richtete. Aber auch Meister Schaffer himself meldete sich einige Male. Hin und wieder wurden übrigens Pyros gezündet, die aber zugunsten der grandiosen Musik beinahe in Vergessenheit geraten wären. Uebrigens habe ich wohl seit Iron Maiden nicht mehr so viele Fans in den entsprechenden T-Shirts gesehen, also diesmal mit Iced Earth-Shirts.