Livereview: Kyuss (Lives!) - Waxy - Burden
18. März 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave
Als ich die geniale '96er Scheibe «Another Way To Shine» von Spiritual Beggars in die Finger bekam, war ich hin und weg. Dass sich ein Jahr zuvor mit Kyuss die Band von der Szene verabschiedete, ohne die (und Black Sabbath) sich der Stoner Rock gar nicht erst herausgebildet hätte, ging völlig an mir vorbei. Eine ansich etwas komisch anmutende Geschichte, aber wahr. An Tony Iommi & Co. lag es sicher nicht, aber dieser Drogen Rock/Metal war mir insgesamt eher suspekt, obwohl es eine Zeit lang sehr viele Combos, wie Nebula, Karma To Burn, Sheavy oder Goatsnake gab, die ganz ordentlichen Stoff ablieferten und nicht nur den ganzen Tag inhalierten. Was aber heute noch nicht geht, ist sowas Dröges wie Electric Wizard! Da rollen sich mir glatt die Zehennägel herauf. Aber es gibt eben nichts Besseres als das Original und wenn man mal von Josh Homme (Queens Of The Stone Age, Ex-Kyuss) absieht, fand sich der Rest der Truppe nach einigen Jahren Pause wieder zusammen und hängt nun ihrer Karriere weitere Kapitel an. Von den beiden Vorbands sah ich nur die aufstrebenden Waxy. Bei Burden gereichte es eigentlich nur zu ein paar Takten!

Burden

Tja..., Pech gehabt sagt man dem wohl, wenn man sich ansich zu einer normalen Zeit mit entsprechender Reserve vor Ort einfindet und die erste Band dennoch schon am Spielen ist! So geschehen mit Burden, dem Opener des heutigen Abends. Das, was mir da noch in der Kürze entgegen wehte, klang ziemlich brachial. Burden, und das hätte man ihnen auch während den normal zur Verfügung stehenden 30 Minuten sicher nicht angehört, kommen aus Deutschland! Stilistisch schreiben sie sich Rock, Metal, Stoner and Doom auf die Fahne. Mit «A Hole In The Shell» steht seit letztem Frühling das Debüt-Album in den Shops. Die Gitarrenarbeit von Saint D. und Dave ist ziemlich fett aufbereitet, oftmals sehr schleppend und der Gesang von Rhorsren pendelt zwischen angerautem Clean-Gesang und Metalcore-mässigen Screams. Somit haben wir es hier mit einem ziemlich deftigen Gebräu zu tun, das aber augenscheinlich trotz jetzt schon fast gefüllter Halle für eher wenig Resonanzen gesorgt hatte. Das Problem dürfte hier mitunter auch bei der halt sehr knapp bemessenen Zeit gelegen haben, während der eine Band kaum für ein gesamtheitliches Bild sorgen kann. Wer das allerdings möchte, kann sich am 30. April 2011 nach Aarau ins Kiff aufmachen, wo Burden einen Headliner-Gig spielen werden.

Waxy
Ein doch anderes Erscheinungsbild gab es dann bei Waxy zu sehen. Die Band aus dem sonnigen Kalifornien liegt musikalisch deutlich näher beim Headliner. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass John Garcia unter anderem bei einzelnen Songs als Gastsänger in Erscheinung tritt. Für Waxy war es das vierte Konzert auf der Tour mit Kyuss (Lives!). Der Kern der Band besteht aus einem Trio, namentlich Robert Owen (g/v & b, aber nur im Studio), Owen Street (b) und Sean Landerra (d). Auf der Bühne standen und sassen noch zwei weitere Musiker. Der eine davon war Gitarrist Ehren Groban und der andere Keyboarder JP Houston, der um einiges älter als der Rest der Kollegen war. Die präzise Stilschublade wird mit "Psychedelic Desert Rock and Roll" bedient, was im Wesentlichen sicher zutrifft. Die Hauptausrichtung ist in der Stoner-Ecke und das psychedelische Element wird von den Keyboard-Klängen erzeugt. Mitunter hört sich der Sound, der mit einer neuen CD, die es nicht im Handel gibt, ein Stück weit wie alte Pink Floyd an. Der Opener «To Get Closer», der auch auf der selbstbetitelten CD zu finden ist, ging dann aber zunächst mal in die Abteilung Tüten-Rock. Ebenfalls rockig hörten sich darauf «You Say Yes» und «It's Just A Name» an. Mir persönlich kam dazu als Vergleich die Gruppe Bigelf in den Sinn. Das zumeist jugendliche Publikum antizipierte immer mehr und es war nicht zu übersehen, dass das Z7 heute Abend total ausverkauft war. Waxy nutzten dies und zeigten während gut 35 Minuten, was sie drauf haben. Besonders Bassist Owen Street zuckte wie ein Irrer rum und Schlagzeuger Sean Crossan stand ihm kaum nach. Dass es ebenso mit gemächlicheren Parts funktioniert, bewies «Vanilla Sunrise», wo man zu Beginn wohl gerne was zum Rauchen gehabt hätte. Auf jeden Fall führten Waxy ihr sichtlich zufriedenes Publikum auf beeindruckende Art und Weise zurück in die 70er. Mit diesem Trip war das Z7 nun bereit für den Hauptact des Abends.

Setliste: «To Get Closer» - «You Say Yes» - «It's Just A Name» - «No Escape» - «Over Before It Began» - «Vanilla Sunrise» - «Motorcade».

Kyuss (Lives!)
Es war wirklich grotesk! Da stehste in einem komplett ausverkauften Z7 und kennste einerseits keine Sau dort, und andererseits war mir eigentlich den ganzen Abend über auch kein einziger Song bekannt vorgekommen! Wie denn zum Teufel? Wie im Vorwort erwähnt, hatte ich zuvor keinerlei Berührungspunkte mit Kyuss und darum stehen bis heute auch keine Tonträger der amerikanischen Kult-Combo bei mir rum! Die Befürchtung, dass sich bei meiner Wenigkeit vor Ort alsbald ein Zustand der Langeweile einstellen würde, liess in der Tat nicht lange auf sich warten. Derweil feierte der Mob den Headliner nach allen Regeln der Kunst ab und entfachte eine grandiose Stimmung, der man sich eigentlich nicht entziehen konnte. Mich persönlich berührte die Mucke zunehmend und trotz allem nicht sonderlich, weshalb ich mich nach den Fotos bald einmal nach hinten zum Merchstand hin verkrümelte und dort bis zum Schluss des Konzertes hängen blieb. Derweil standen also Dreiviertel der ehemaligen Kyuss wieder zusammen auf einer Bühne. Bekanntlich fehlte da natürlich ein gewichtiger Name: Josh Homme!! Ja, das ist genau der, der mit seiner eigenen Band Queens Of The Stone Age nicht minder erfolgreich geworden ist! Mit dem Original-Sänger John Garcia war jedoch der Hauptanspruch an die guten alten Kyuss-Zeiten gegeben, respektive erfüllt und er hatte schon was an sich, der Herr Garcia. Mitunter erinnerte er mich an Ian Astbury von The Cult. Punkt 22.00 Uhr erklang erst mal ein klassisches und längeres Intro, ehe das Inferno mit «Gardenia» losgetreten wurde. Was dann rüber wehte, war ansich eben die Ursuppe des Stoner Rock, wie ihn zum Beispiel Spiritual Beggars auf ihren ersten paar Alben für meine Ohren allerdings perfekt(er) und weit ergreifender intonierten.

Der Opener zog sich dabei schon mal ordentlich in die Länge und wenn ich mir jetzt gerade die Netz-Soundnachlese aus Saarbrücken vom 27. März zu Gemüte führe, wird bald untermauert, warum Kyuss wohl ohne grosse Wirkung an mir vorbei gezogen sind. Es fehlt mitunter an Abwechslung, da die Songs bis auf Epen wie «Whitewater» oder «Spaceship Landing» oft über die ganze Länge auf den gleichen Riffs rum reiten. Der pumpende Rhythmus vermag einen natürlich schon in Schwingungen zu versetzen und mit Cannabis in den Hirnwindungen würde das Ganze auf jeden Fall seine ganze Wirkung ohne Zweifel nicht verfehlen. In der Tat kochte das Z7 schon bald einmal und es waren dabei kaum echte Metaller auszumachen. Die Szenerie wurde indes eindeutig von einem recht jugendlichen und alternativen Publikum dominiert. Der zuvor angesprochene Rauch machte sich trotz Verbot nicht unerwartet recht schnell breit und bereitete mir sichtlich Mühe. Man ist es sich einfach nicht mehr gewohnt irgendwie. Dennoch hielt ich die Stellung und gab mir das ganze Konzert, da ich mir ein erstes Bild von Kyuss (Lives!) dennoch nicht entgehen lassen wollte. Die Setliste scheint auf der ganzen Tour die Gleiche zu sein, was für der Band allenfalls nachreisende Fans nicht so interessant gewesen sein dürfte. Wie dem auch sei, die Leute honorierten die Rückkehr von John Garcia (v), Nick Oliveri (b) sowie Brant Bjork (d) und offenbar war/ist Gitarrist Bruno Fevery als sehr geil riffender wie solierender Ersatz von Josh Homme eine mehr als gute Wahl. Die Mucke kam fraglos sehr tight rüber und es rumpelte in der Folge ganze 100 Minuten lang. Manch ein Kopf und Nacken dürfte danach arg strapaziert gewesen sein. Mein über die Jahre eh arg gebeutelter Körper wurde heute Abend hingegen geschont und es war ein ziemlich befreiendes Gefühl, als die frische Luft von draussen die zum Schneiden dicke Qualmluft von drinnen ablöste. Fazit: Ich habe jetzt 3/4 der einstigen Kyuss gesehen und das war es nun wie im Fall von Manowar, einmal reicht!

Setliste: «Intro» - «Gardenia» - «Hurricane» - «Thumb» - «One Inch Man» - «Odyssey» - «Freedom Run» - «Conan Troutman» - «Allen's Wrench» - «Asteroid» - «Fatso Forgotso» - «Supa Scoopa And Mighty Scoop» - «Whitewater» - «El Rodeo» - «100°» -- «Molten Universe » - «Tangy Zizzle» - «Spaceship Landing» --- «Green Machine».