Livereview: Magnum - Gwyn Ashton Two Man Blues Army
21. März 2011, Pratteln» - «Z7
By Tinu
Mit dem bärenstarken «Visitation»-Album im Gepäck gingen die englischen Magnum auf Tour und hinterliessen dabei einen fantastischen Eindruck. Was weniger fantastisch war, nannte sich Gwyn Ashton Two Man Blues Army. Es mutet ziemlich komisch an, wenn da zwei Freaks auf der Bühne stehen und ein völlig übermotivierter und sichtlich überforderter wie singender Gitarrist von einem Schlagzeuger begleitet wird und der Bassist fehlt. Auch wenn der Trommler einen mehr als nur guten Eindruck erweckte, der Meister an der Gitarre ging nach seinem Auftritt recht schnell in Vergessenheit. Der Bluesrock wurde sicherlich handwerklich sehr gut vorgetragen, erzeugt aber garantiert mehr Eindruck in einem kleinen, verrauchten Club. Auf der Z7-Bühne war das leider ein Schuss in den Ofen. Der Applaus des Publikums fiel sehr verhalten aus. Da es kaum Bühnenpower gab, der Gitarrist war ans Mikrofon gebunden und der Schlagzeuger an seine Toms und Becken, gab es nach diesen Minuten wirklich nichts mehr, an das man sich erinnern musste.

Ganz anders Magnum. Mit einer grossen weissen Leinwand wurde sofort klar, dass auf dieser noch einiges im Verlauf des Konzertes passieren würde. Viele Projektionen unterstützten das Geschehen, beziehungsweise die Musik mit den passenden Bildern und erzeugten so einen zusätzlichen Bonuspunkt. Wie man es sich gewohnt war, stand das Schlagzeug von Harry James seitlich auf der rechten Seite, damit links von ihm die Keyboards von Marc Stanway positioniert werden konnten. Vorne standen Bassist Al Barrow, Sänger Bob Catley und Gitarrist Tony Clarkin. Auch wenn man speziell Bob das Alter ansieht, auf der Bühne entwickelt der Shouter mit seiner tänzerischen Art und seinen Handbewegungen, die von einem Magier stammen könnten, noch immer ein unglaubliches Flair und Charisma. Gesanglich bot er einmal mehr eine fehlerfreie Leistung. Man sah es dem kleinen Mann an, dass er dieses Konzert sichtlich genoss und je länger der Auftritt dauerte, desto stärker verschmolzen die Band und das Publikum.

Man kann dabei ruhig sagen, dass Magnum, oder insbesondere Mister Catley, das Z7 verzauberte. Sein Songwriterpartner Tony konzentrierte sich wie immer auf sein Gitarrenspiel, das dieses Mal besonders bei den solierenden Momenten einen viel stärkeren Eindruck hinterliess, als an den vergangenen Gigs. Das harmonische Zusammenspiel zwischen dem Saiteninstrument und den Keyboards war eine Klasse für sich und entfachte ein märchenhaftes, verträumtes und rockiges Flair. Genau diesem Gefühl wollten sich die zahlreich Erschienenen hingegeben und applaudierten dem Quintett schon nach «Brand New Morning» minutenlang. Als Aktivposten entpuppte sich Al, der neben Bob der einzige Aktivposten blieb. Allerdings sollte er es sich abgewöhnen vom Publikum abgewandt, sich nur auf Harry zu konzentrieren. Auch wenn die Augen meistens nur auf Bob gerichtet sind, tät ein weiterer Bewegungspunkt dem Gesamtbühnenbild gut. Harry, der ehemalige Thunder-Trommler tat das, was er am besten kann. Er gab kraftvoll den Takt vor und war somit das hart rockende Element der Band, wie auch Mister Barrow mit seinem kräftigen Bass. Magnum legten den Schwerpunkt der Setliste auf die neue Studioscheibe und spielten daraus fünf Lieder («Wild Angels», «Mother Nature's Final Dance», «Spin Like A Wheel», «Freedom Day», «Black Skies») und packten vom Vorgängeralbum «Into The Valley Of The Moonking» nochmals zwei Nummern («The Moonking», «All My bridges») dazu.

Die Engländer hatten dabei die schwere Aufgabe, aus dem unermesslichen Fundus an Evergreens und Klassikern die besten herauszusuchen. Dass dabei vier Nummern von «On A Storyteller's Night» vorgetragen wurden, ist klar. Leider blieben aber die in meinen Augen wichtigsten Scheiben «Vigilante» und «Wings Of Heaven» mit nur einem Track auf der Strecke. Oder Scheiben wie «Goodnight L.A.», «Sleepwalking», «Breath Of Live» und «Rock Art» blieben einmal mehr total aussen vor. Trotzdem verstand es die Band, kaum Langeweile aufkommen zu lassen, sondern überzeugte mit einer ausgewogenen Mischung an schnelleren, mit Bombast untermalten, und langsameren Momenten. Die Zeit verging wie im Fluge und nach 1:50 Stunden wurde das Hallenlicht wieder angezündet. Die vielen glücklichen Gesichter im Z7 bewiesen, dass Magnum einmal mehr, trotz der mutigen Massnahme, so viele neue Stücke zu spielen, als klare Sieger von der Bühne stiegen. Solange Mister Catley es versteht, die Meute so gut bei Laune zu halten und man mit dem ultimativen Schlussbouquet «All England's Eyes», «Vigilante», «Kingdom Of Madness» und den beiden Zugaben «Wild Swan» und «On A Storyteller's Night» kaum Gefahr läuft, die Leute zum Gähnen zu bringen, werden Magnum niemals einen schlechten Abend erleben. In dieser Konstellation, auch wenn man(n) etwas hüftsteifer geworden ist, müssen sich die melodischen (Bombast-)Rockbands alle an Magnum messen lassen. Von meiner Seite aus gibt es ein herzliches Dankeschön an die Adresse von Catley und Co. für einen fantastischen Montagabend.

Setliste: «Back To Earth» - «When We Were Younger» - «Wild Angels» - «Brand New Morning» - «Mother Nature's Final Dance» - «How Far Jerusalem» - «Spin Like A Wheel» - «The Moonking» - «Freedom Day» - «Les Morts Dansant» - «Black Skies» - «All My Bridges» - «All England's Eyes» - «Vigilante» - «Kingdom Of Madness» -- «Wild Swan» - «On A Storyteller's Night».