Livereview: Mothers Finest - Chickenhouse
21. Dezember 2004, Pratteln Z7
By Rockslave
Obwohl ich diese Kult-Band schon ziemlich lang kenne und verehre, hatte ich es in all den Jahren noch nie fertig gebracht, mir mal eine Live-Show rein zu ziehen. Als dann dieser Gig angekündigt wurde, gab es kein Zurück mehr! Jetzt musste ich, nachdem Mothers Finest auf der laufenden Tour bereits in Luzern und Lyssach aufgetreten waren, meinen Arsch definitiv nach Pratteln schwingen, was ich dann schliesslich auch tat. Gross war darauf natürlich die Erwartungshaltung. Wie würde sich die kleine "grosse" Joyce "Baby Jean" Kennedy nach all den Jahren des exzessiven Tourens anhören? Bringt die Band es immer noch fertig, den berühmten Funken zum Überspringen zu bewegen und werden sie wohl "Baby love" spielen? Alles Fragen, die sich bald aufklären sollten und eins gleich vorweg: Es blieben keinerlei Fragen mehr offen!

Chickenhouse
Da die vorgesehene Support-Band ausgefallen war, konnte man kurzerhand die Emmentaler Power Blueser Chickenhouse (wo unter anderem Veranstalter Fridu Gerber vom ICE-ROCK in Wasen i. E. die Drum-Felle drischt) verpflichten, die kurz zuvor schon für Nazareth an gleicher Stelle eröffnen durften. Ich hatte bisher noch gar nichts von dieser Formation gehört und konnte so unvoreingenommen der Darbietung lauschen. Vor dem Konzert bedankte sich Location-Chief Dane bei der Band für die spontane Zusage und kündigte einen Auftritt mit "deutlich härteren Songs" als beim letzten Mal an. Davon sah ich dann allerdings eher wenig und auch insgesamt konnte mich die Chose nicht gross beeindrucken. Auch das anwesende Publikum verhielt sich sehr passiv, obwohl sich Sänger Andy Zaugg sichtlich bemühte, die Leute wenigstens etwas aus der Reserve zu locken. Ich glaube, dass an diesem Abend einfach die falsche Band auf der Bühne stand. Trotzdem gab es den einen oder anderen Fan, der sich nach dem Konzert am Merchandise-Stand mit einer CD eindeckte, was zeigt, dass die Band nicht "vergebens" gespielt hatte.

Mothers Finest
Nach der Umbaupause war es dann soweit und eine, wenn nicht die beste "Funk Rock Metal Band" der Welt spielte auf und ich glaubte zu träumen! Neben Joyce Kennedy standen auch Bass-Ikone Wyzard und Ur-Sänger Glenn "Doc" Murdock sowie Rückkehrer Gary "Moses Mo" Moore auf der Bühne. Zusammen mit dem jüngeren Gitarristen John Hayes und Drummer Dion (der dem Vernehmen nach der Spross von Joyce und Glenn ist!) präsentierte sich die Truppe in exzellenter Verfassung und stieg mit dem Opener "Funk-a-wild" (vom letzten Album "Meta-Funk'n-Physical) gleich megafunky ein! Auch der zweite neue Song "Bring it", mit dominater Bass-Line von Wyzard, haute voll rein und brachte genau den Sound, den ihre Fans seit Jahren lieben. Stilistisch wie erfolgsmässig haben Mothers Finest in der Vergangenheit allerdings einige Höhen und Tiefen durchwandert. Aber nun scheinen sie wieder in den musikalischen Heimathafen eingebogen zu sein und zelebrieren ihr Ding, wie zu Beginn. Genial auch das Timing der einzelnen Musiker, da stimmte einfach alles genau auf den Punkt und schon bald hatten sich die ansteckenden Rhythmen auf das Publikum übertragen, wo sich viele, meist weibliche Besucher, in tranceähnliche Zustände versetzten. Auch ich konnte bald nicht mehr ruhig stehen bleiben und liess meinen Body entsprechend in der Gegend rumzucken. Alte Hämmer wie "Hard Rock lover" und Neues der Währung "I believe" gingen nahtlos einher. Überhaupt waren es die jüngeren Tracks, die sich erstaunlich frisch und "oldschool" zugleich anhörten. Zentrale Figur, neben Co-Sänger Murdock, war natürlich der kleine Wirbelwind mit der Lockenmähne und immer noch gewaltigen Stimme. Dabei wirkte sie sehr charismatisch und souverän. Keine Spur von Ausgelutschtheit oder Langeweile. Da wurde immer (von allen notabene!) Vollgas gegeben. Entsprechend enthusiastisch fielen die Reaktionen der etwa knapp 400 Fans aus, die ihr Kommen nicht bereuen sollten, zumal der Höhepunkt noch bevorstand. Nach einer furiosen Version von "Mickey's monkey", wo kräftig mitgesungen wurde, folgte natürlich unweigerlich die Übernummer "Baby love", die in einer genialen "Extended Version" gespielt wurde. Wenn man sich vorstellt, wie oft Joyce in den letzten Jahrzehnten diesen Klassiker schon performt hat (so wie etwa Ian Gillan "Smoke on the water"), dann erstaunte die totale Hingabe, die gar soweit ging, dass Joyce das Mikrofon bewusst ausser Reichweite des Mundes hielt und mit ihrer geilen, puren Stimme einfach alles gab. Ehrlich, ich bekam darob glatt eine Gänsehaut! Nach "Attitude" riss Wyzard schliesslich noch sein (erwartetes) Bass-Solo runter, das vielleicht einen Tick zu lang ausgefallen war, aber einen absoluten Könner auf seinem Instrument zeigte. Nach der Zugabe "Piece of the rock" war dann leider nach knappen 100 Minuten schon Schluss. Klar fehlten noch ein paar Hits wie "Somebody to love", "Secret service" oder "Can't fight the feeling", aber dieses Hammer-Konzert überstieg meine Erwartungen bei Weitem und zur Krönung konnte ich am Merch-Stand die sonst nirgends erhältliche CD "One mother to another" (ja, genau die, wo eben "Secret service" drauf ist!) erstehen. Herz, was willst du mehr und von jetzt an werde ich, wenn möglich, garantiert keinen Auftritt von Mothers Finest in der Schweiz mehr verpassen!

Set-Liste: "Funk-a-wild", "Bring it", "I don't wanna come back", "Truth'll", "Hard Rock lover", "N-Groove", "Power", "Flat on my back", "I believe", "Mickey's monkey", "Baby love", "Attitude - Bass Solo", "Piece of the rock".