Livereview: Mothers Finest - Adam
24. April 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Die letzte Stippvisite von Mother's Finest Z7 war im Dezember 2004 und darum war es natürlich eine freudige Nachricht, dass die unbestrittenen Funk-Könige wieder in der Schweiz Hof halten würden, zumal es danach aussah, dass dies der einzige CH-Gig dieses Jahres werden wird. Der Moonwalker Club in Aarburg und das Bierhübeli in Bern durften in den letzten Jahren ja auch mal als Auftrittsort glänzen. Mother's Finest gehören längstens zu den Dino-Bands, denn 1970 gegründet, kam ihr selbstbetiteltes Debüt 1973 heraus! Damals wie heute ist neben der exzellenten Band, zu der auch Sänger und Ehemann Glen "Doc" Murdock gehört, natürlich das kleingewachsene Energiebündel Joyce Kennedy das Aushängeschild. Die stilistische Bandbreite, die sich irgendwo zwischen Rock, Pop, Funk, Soul und Crossover befindet, ist einzigartig und unerreicht. Der ganz grosse Erfolg blieb ihnen in ihrer bisherigen Karriere verwehrt, aber trotzdem hat die Kultband aus Amerika eine treue Fanbasis, die ihre Helden immer noch enthusiastisch abfeiert. Dazu brauchen sie nicht mal ein neues Album am Start zu haben, denn das letzte Studio-Werk (bei einem Major-Label) war «Meta-Funk'n Physical» von 1993. Der aktuellste Release ist die DVD mit zwei Konzerten vom «Rockpalast» (Essen, Grugahalle) aus den Jahren 1978 und 2003. Somit war der heutige Abend bezüglich der Setliste natürlich eine Wundertüte. Bevor diese geöffnet werden konnte, spielte mit ADAM eine mir bis dato völlig unbekannte Schweizer Band auf, die sehr überraschte.

ADAM
Die Formation aus der Zentralschweiz (in dieser Besetzung seit 2000) hat in der Person vom dunkelhäutigen Zach Prather einen Top-Sänger in ihrer Mitte, der schon mit Willy Dixon, Etta James, Luther Allison oder Screaming Jay Hawkins zusammen gearbeitet hat und 2005 gar mit Oberstone Mick Jagger einige Songs einspielte. Das Motto der Band lautet «Simply Rock» und das bekamen die etwa gut 500 Leute auch zu hören. Grooviger Rock mit etwas Anleihen bei Funk wurde sehr versiert dargeboten. Man merkte gleich, dass die Chemie unter den Musikern stimmte und sich das positiv auf die Performance auswirkte. Der Sound klang homogen und dank zwei Gitarristen sehr raumfüllend. Bassist Edi Imhof sah optisch aus wie der Bruder von Elton (der bei Stefan Raab), spielte sein Instrument aber mit Sicherheit besser als dieser. Es groovte wirklich ohne Ende und teils mit leicht metallischer Schlagseite. Blickfang Zach Prather gebärdete sich als perfekte Rampensau und liess nebst seiner stimmlichen Klasse auch einige Entertainer Qualitäten aufblitzen. Der Gesamtsound wurde überdies noch durch zusätzliche Backing-Vocals bereichert. Zwischendurch war auch bluesgeschwängerter Rock à la alte Whitesnake präsent, was den eh schon guten Eindruck bestätigte. Das Publikum, vornehmlich zwischen 30 und 50 Jahren alt, kam gut, ja immer besser in Fahrt und belohnte das mitreissende Konzert mit sattem Applaus. ADAM lieferten im Z7 einen tadellosen Einstand ab und müssen in Zukunft alles dafür tun, dass ihnen der unverzichtbare Frontmann nicht abhanden kommt! Die Debüt-CD mit dem Titel «Contact» kam bereits 2006 auf den Markt und seit 2002 spielte die Band, unter anderem im Januar auch im Luzerner Stadtkeller, erst etwa zwei Dutzend Konzerte. Sperrt also die Augen auf Leute, wenn ihr ADAM, zum Beispiel auch auf Open-Airs auf dem Billing stehen seht, denn diese Truppe ist live absolut top!

Setlist: «I've Been Waiting» - «One Step Closer» - «Anna's Diary» - «Cold As Stone» - «Fallin' One» - «Stand Alone» - «Runaway» - «Yepey Ya Kio» - «Contact» - «Since I Made You».

Mother's Finest
Nach dem vorzüglichen Support war nun die Antwort des Headliners gefragt, und der liess sich nicht lange bitten! Nachdem die Band unter lautem Jubel die Bühne betreten und alle ihren Platz eingenommen hatten, ging es gleich mit dem Smasher «Somebody To Love» als Opener los! Dabei richteten sich alle Augen..., und wenn ich sage ALLE, dann meine ich ALLE auf Augen zunächst auf Frontfrau Joyce Kennedy, die sowas von energiegeladen, frisch und in ihren hautengen Leder/Latex-Klamotten megascharf wie Schauspielerin Halle Berry als Catwoman aussah, dass einem regelrecht der Atem stockte. Ganz zu schweigen von der Mörderstimme, die diese unglaubliche Frau immer noch von sich geben kann. Das war einfach Leidenschaft pur und man darf bei der Gelegenheit nicht vergessen, dass die liebe Joyce um die 60 rum ist! Weiter ging's mit «Truth'll Set You Free» und obwohl Glen Murdock sich zu Beginn entschuldigte, dass er erkältet sei und deshalb nicht alle Parts so singen konnte wie er wollte, fiel das nicht mal so ins Gewicht. Joyce kompensierte das locker, obwohl sie selber ebenfalls sagte, dass auch sie nicht 100%-ig fit sei. Wie bitte? Ihre Gesangsleistung war schlicht phänomenal und degradierte jede Möchtegern-Sängerin zur gesichtslosen Statistin. Es folgte der Hit «Can't Fight The Feeling», zu dem sich die Band spätestens jetzt warm gespielt hatte und ab diesem Zeitpunkt wurde der anfangs etwas basslastige Sound laufend besser und auch lauter! Mit wirkungsvollen Ohrenstöpseln bestückt nahm ich das jedoch nicht so wahr und musste sie deshalb mindestens zwischenzeitlich entfernen, um das 1:1 zu hören, was ich mir eigentlich gedacht hatte vorzufinden: Ein knallharter Sound erster Güte, wenn auch ordentlich laut. Das muss jedoch so sein, dass einem diese Musik den berühmten Tritt in die Eingeweide verpasst. Obwohl man sich optisch schwerlich von der quirligen Sängerin (heute Abend mit vollblonden Curly-Locken!) lösen konnte, bestach natürlich jedes andere Mitglied der Band ebenso, allen voran Gitarrist Gary "Moses Mo" Moore, der alle Register seines Könnens zog und nebst Lippenspiel à la Hendrix auch mal am Boden wie Angus Young (AC/DC) irre rumzappelte. Nicht weniger versiert zockte John "Red Devil" Hayes seine Riffs und Soli runter. Das Grundgerüst von Mother's Finest ist jedoch die Rhythmus-Truppe, die mit Ur-Bassist Wyzard und dem jungen Drummer Kerry "Lovinggood" Denton bestens besetzt war. Die servierten Solo-Parts inklusive einer obergeilen Drum-Nummer waren zwar insgesamt unterhaltend, rissen die Stimmung aber erwartungsgemäss etwas runter. Ein Zustand, der jedoch nicht lange währte, wenn Tracks wie das unverwüstliche «Baby Love» oder «Mickey's Monkey» gespielt wurden und dabei der Funk voll durchschlug. Zum Schluss, also am Ende des zweiten Zugabe-Blockes sass Joyce vorne auf dem Bühnerand, nur begleitet von den beiden Gitarristen und sang das gefühlvolle «Do Me Right», einen neuen Song! Nach diesen abermals genialen fast zwei Stunden war mal als Fan einfach nur geplättet! Hoffentlich bald wieder!!

Setlist: «Somebody To Love» - «Truth'll Set You Free» - «Can't Fight The Feeling» - «I Don't Wanna Come Back» - «Hard Rock Lover» - «Cheap Shot» - «Illusion/Give it Up» - «Thank You For The Love» - «Baby Love» - «In-Groove» - «Mickey's Monkey» - «If 6 Was 9» -- «Piece Of The Rock» - «Dis Go This Way, Dis Go That Way/Fly With Me (Feel The Love)» - «Rain/Fire» --- «Do Me Right».