Livereview: Neal Morse
14. Juni 2011, Pratteln - Z7
By Crazy-Beat
Neal Morse ist der neben Arjen Lucassen wohl kreativste und interessanteste Prog' Head der heutigen Zeit. Unzählige musikalische, kleinere und grössere meisterhafte Songs gehen auf sein Konto. Ob bei Spocks Beard, Transatlantic oder auch auf Solopfaden. Überall hinterlässt der sympathische Amerikaner seine musikalischen Fussabdrücke.

Neal spielt seine Songs nicht nur, nein, er lebt sie auf der Bühne. Nun ist der Progmaster endlich mal wieder in der Schweiz. Das letzte Mal drückte er mit den Jungs von Transatlantic am 18. Mai 2010 eine fantastische dreistündige Show ab, die ich wohl nie mehr vergessen werde. Nun ist er solo hier, um sein vor Kurzem erschienenes Album «Testimoy II» live vorzustellen. Das ist die Gelegenheit, sich den Master endlich mal von Nahem rein zu ziehen.

Pünktlich um 20.15 Uhr gingen die Lichter aus und Neal plus Band betraten die Bühne und liessen sofort los mit dem Spocks Beard Song «Beware Of Darkness». Danach stieg Neal's Keyboard Computer aus, was zu einer kleinen Zwangspause führte. Neal unterhielt das Publikum, während ein Techniker versuchte, das Teil wieder zum Laufen zu bringen. "Lass uns improvisieren", sprach Neal. Was wollt ihr hören, worauf einige Fans «June» riefen. Und so kamen die circa 400 Zuschauer in den besonderen Genuss eines Spock Beard Klassikers, der auf der akustischen Gitarre gespielt und von der Background Sängerin Jessica stimmlich begleitet wurde. Die achtköpfige Band war in klasse Spiellaune und der Meister fühlte sich sichtlich wohl auf der Z7 Bühne, wo er sich voll austobte. Musikalisch blieben keine Wünsche offen, eine Perle folgte nach der anderen. Songs von «One», «Testimony I» und der absolute Hammer-Song, das knapp halbstündige «The Door» vom Album «Sola Scripture». Eine musikalische Meisterleistung, die die Zuhörer doch glatt umhaute und am Ende erntete die Band einen nicht enden wollenden Applaus. Auch das 26-minütige «Seeds Of Gold», ein weiterer Höhepunkt der Show, zeigte, dass hier acht absolute Könner an ihren Instrumenten auf der Bühne agierten. Nach eineinhalb Stunden Spielzeit gönnte sich die Band eine kurze Pause, um danach das komplette «Testimony II» Album an einem Stück zu spielen! Neal zeigte hier, dass er nicht nur ein klasse Keyboarder und Sänger ist, sondern es war auch unglaublich, was der sympathische Ami auf der Gitarre abdrückte. Auch die zweistimmigen Soli mit dem jungen Ausnahmegitarristen Paul Bielatowicz waren unglaublich. Es machte echt Spass, der buntgemischten Truppe zuzusehen und die zweiten anderthalb Stunden zu geniessen. Die «Testimony II» Songs kamen sehr gut rüber und Drummer Collin Leijenaar spielte die Portnoy Parts auf dem gleichen Niveau wie der Meister selber. Auch der Kanon beim Hammersong «Time Changer», beileibe nicht leicht zu performen, kam so präzise wie ab CD. Die Jungs und das Mädel dieser unglaublichen Band versprühten eine sehr starke Spielfreude und es machte allen einen Riesenspass auf der Bühne. Für eine Prog-Band waren die einzelnen Musiker ziemlich aktiv und agil, vor allem Neal tobte sich richtig aus. Am Ende des neuen Werkes drehte die Band dann nochmals voll auf und drückte instrumental auf Schwindel erregendem Niveau ab. Zum Schluss gab es noch eine kurze Zugabe und nach drei Stunden Spielzeit (!!!) verabschiedete sich dann eine zufriedene Gruppe von einem total begeisterten Publikum. Neal Morse und sein Gefolge bescherten mir (und sicher auf vielen anderen Fans) eines der besten Prog-Konzerte, das ich je gesehen habe. Ich verneige mich vor dem Meister!!