Livereview: Obituary - Exmortus - Voice Of Ruin

19. März 2018, Solothurn - Kofmehl
Text & Pics by Oliver H.
Was für ein tosender Wochenstart! Der Montagabend stand ganz im Zeichen der kalifornischen Death Metaller von Obituary. Die Band um die doch langsam in die Jahre gekommenen Brüder John und Donald Tardy war das Highlight des Abends. Um die Stimmung aber im Vorfeld so richtig anzuheizen, wurden die ebenfalls aus Kalifornien stammenden Melodic Thrasher Exmortus und die westschweizer Melodic Deather von Voice Of Ruin verpflichtet. Während mehr als drei Stunden malträtierten sie die Trommelfelle der Besucher.

Voice Of Ruin

Voice Of Ruin sind mittlerweile auch hierzulande kein völlig unbeschriebenes Blatt mehr. Gegen 19:30 Uhr ertönten die ersten Takte von „Disgust“ ab ihrem aktuellen Album „Purge & Purify“. Der durchaus noch junge Fünfer legte aber ganz schön fett los und zeigte dem Publikum was in ihnen steckt. Technisch ausgefeilt mit donnernden Riffs bombardierten sie das Publikum, das sich äusserst angetan von dem zeigte, was ihm geboten wurde. Selbstverständlich war dies nicht, da die erste Band des Abends doch meistens etwas um Aufmerksamkeit zu kämpfen hat. Sänger Randy hat das Publikum immer schön mit einbezogen und auf charmante Art, mit französischem Akzent eingeladen, noch etwas näher an die Bühne heran zu treten. Als das Eis schliesslich gebrochen war und der Funke übersprang, lieferten die Jungs aus Nyon ein wahres Metal-Gewitter im Kofmehl ab. Nach einem relativ kurzen Set aber erfreut überhaupt vor so grossen Namen einen Auftritt zu haben, räumten Voice Of Ruin schliesslich den Platz und überliessen Exmortus das Feld. Sie widmeten sich nach dem Gig noch brav ihren Fans und betreuten im Foyer ihren Merchstand.

Setliste: «Disgust» «Vioces From The Ruins» «Blood Of Religions» «Snakes In My Head» «Time For Revenge» «Animal Kingdom» «I Confess» «All Hail The King» «Horns»


Exmortus
Noch nie gehört habe ich im Vorfeld von der zweiten Kombo des Abends – Exmortus. Die Band spielt Thrash Metal mit Einflüssen der New Wave Of British Heavy Metal und Spielarten des Extreme-Metal, sowie akustischen Einschüben. Herausragend war die Leistung der Instrumentalisten, welche vortrefflich und beeindruckend an diesem Abend fungierten. Insbesondere die Gitarrenarbeit mit häufig zweistimmigen Leads wäre sehr abwechslungsreich gewesen, wenn der Mischer keinen schlechten Tag erwischt hätte. Es war einfach nur laut, verdammt laut, was doch extrem schade war, denn Exmortus legten wahre Spielfreude an den Tag, doch es kam nicht bis zum Publikum. Gitarrensoli und eigentlich geile Arrangements gingen einfach in einem Brei aus Lärm unter. Da mich dieser Umstand etwas verunsicherte, fing ich an zu wandern und suchte mir verschiedene Standorte in der Hoffnung, doch noch in einer Ecke den perfekten Sound zu finden. Leider vergebens. Meine Stimmung war etwas getrübt aber dem Grossteil des Publikums schien dieser Umstand nichts auszumachen. Die Fans in den vorderen Reihen feierten ihre Idole so richtig ab. Ordentlich brutal, aber zu keiner Zeit das richtige Mass an Melodie vergessen. Dies wäre eigentlich der Grundsatz der Kalifornier, aber das kam an diesem Abend mehr als zu kurz. Von dem Ganzen aber unwissend oder einfach unbeeindruckt, spielte die Truppe um „Conan“ freudig ihr gut einstündiges Set und liess sich immer wieder feiern wie Könige, wohlwissend dass die wahren Könige erst noch anstanden. Der Crowd gefiel es und unter frenetischem Applaus verliessen Exmortus die Bühne.


Obituary
Dann kam die Band des Abends. DIE Death Metal Legende aus Florida, teilweise schon fast abgeschrieben, aber seit ihrem Kracheralbum „Obituary“ wieder voll da und besser denn je. Vom ersten Ton an überzeugten Tardy’s & Co. das restlos begeisterte Publikum. Der Raum war mittlerweile ordentlich gut gefüllt und ein Durchkommen zum Fotografieren erforderte Geschick oder ausgefahrene Ellenbogen. Den einen oder anderen Ellenbogen bekam man schliesslich auch im Rücken zu spüren, da die Zuschauer urplötzlich in Pogolaune waren. Menschen und Bier flogen durch die Luft, was einigen Handyfilmern ganz schön missfiel. Nun, wer an einem Metal-Gig in vorderster Front ungestört seine verwackelten Erinnerungen auf Chip bannen will, hat eben über kurz oder lang verschissen! John Tardy schien dieses Gerangel jedenfalls zu amüsieren, denn er hatte an diesem Montag wohl einen guten Abend erwischt. Fleissig reagierte er auf die sich wiederholenden „John-Rufe“ der Fans und klatschte diese brav ab. Wie ein Tiger im Zoo und mit einem steten Lächeln im Gesicht, trottete er in der ewiggleichen Armeehose und schwarzem Pulli vom einen Bühnenende zum anderen, um seine Bandkollegen zu herzen. Auch Donald an den Drums legte derart viel Spielfreude an den Tag, dass es einfach riesig Spass machte ihm zuzuschauen. Er malträtierte die Felle seines Drumkits derart präzise, dass man am Bühnenrand die dumpfen Schläge in der Bauchgegend spüren konnte. Die Soundqualität war nach Exmortus wieder eine Wohltat, ja gerade zum Hinknien gut! Die scharfen Gitarrenriffs schnitten sich beinahe ins Fleisch, die Schlagzeugsalven prasselten wie Keulen auf einen hernieder und der kehlige Gesang John’s jagte einem den Schauer über den Rücken, als wären die lebenden Toten hinter einem her. Die Zeit verging wie im Flug und Obituary hatten bis dahin schon einen knackigen Mix aus ihrem bisherigen Schaffen unter die Leute gebracht. Als sie die Bühne das erste Mal verliessen, war der Saal dunkel und nur das Logo der Band war im Hintergrund erleuchtet, was schon hammer aussah. Lautstark forderte das Publikum „Slowly We Rot“, was es nach kurzem Warten dann auch noch bekam. Die letzten Kräfte wurden mobilisiert, um im schnellen Teil noch einmal richtig abshaken zu können. Jetzt bekamen auch die hintersten sowie die vordersten Reihen mit, welche Energie die Band in den Leuten umzusetzen vermochte, denn wer sich nicht rechtzeitig zurückzog, konnte garantiert unfreiwillig schales Bier vom Fussboden lecken. War für ein geiles Konzert der Metal-Senioren. Da bleibt nur zu hoffen, dass Obituary so weitermachen und hell yeah, keep on rockin‘ guys!

«Redneck Stomp» «Sentence Day» «Visions In My Head» «Chopped In Half» «Turned Inside Out» «Find The Arise» «A Lesson In Vengeance» «Brave» «Dying» «No» «‘Til Death» «Don’t Care» «Turned To Stone» «Straighed To Hell» «Slowly We Rot»