Livereview: Purpendicular with Ian Paice (Deep Purple)

04. Februar 2018, Pratteln – Z7
By Rockslave
Der persönliche Enthusiasmus für Cover- und Tribute-Bands ist bei mir, bis auf ganz wenige Ausnahmen, bekanntlich seit je her auf sehr tiefem Niveau. Eine der Ausnahmen und dann erst noch von meinen erklärten Favourites Deep Purple sind Purpendicular. Dafür gibt es zwei Gründe, wovon der erste das gelegentliche Mittun von Purple-Drummer Ian Paice ist und der zweite die effektiven Fähigkeiten dieser Tribute-Band würdigt. Bei der letzten Show im Mini-Z7 vom 28. März 2016 war noch Frank Pané von Bonfire an der Klampfe. Bald darauf wurde er aber durch den Italo-Franzosen Valerio Dossini, einem grossen Talent und vom Stil her offensichtlich grosser Steve Morse Fan, ersetzt. Weiter stehen neben Frontmann und Mainman Robby Thomas Walsh aktuell noch Bassist Stuart Cleary und Keyboarder Marco Cossu zusammen mit Paicey, wenn es dessen Zeit zulässt, gemeinsam auf der Bühne. Dass die Truppe mittlerweile einen ziemlich positiven Ruf hat, beweisen die guten Feedbacks auf zahlreiche Konzerte der letzten Jahre. Heute Abend waren mehr als doppelt so viele Leute wie das letzte Mal gekommen, und darum spielten Purpendicular auf der grossen Bühne.

Purpendicular

Der deutlich grössere Publikums-aufmarsch könnte auch etwas damit zusammenhängen, dass Deep Purple am 07. April 2017 mit «inFinite» ein grandioses neues Studio-Album veröffentlicht haben und Ian Paice natürlich auch wieder mit von der Partie ist. Vielleicht lag es mitunter daran, dass das Konzert auf einen Sonntag und nicht Wochentag zwischen Montag und Donnerstag fiel. Letztlich war das aber egal, und die Band freute sich auf jeden Fall über den grösseren Zulauf. Wie zu erwarten, lag der Altersdurchschnitt der Besucher deutlich im oberen Segment, doch es konnten erfreulicherweise auch einige junge Fans ausgemacht werden. Der Aufbau auf der Bühne liess keinen anderen Schluss zu, als dass es heute Abend ziemlich sicher keine Support-Band geben würde, für was auch?! Kurz nach 20:30 Uhr wurde diese Einschätzung zur Gewissheit, als nebst den anderen Protagonisten der berühmteste anwesende Musiker hinter seinem Arbeitsgerät der Marke Pearl (what else?!) Platz nahm. Und nun konnte man als Altfan und Youngster gespannt abwarten, mit welchen Songs die aktuelle Tour-Setliste bestückt war. «Highway Star» als Opener geriet dabei schon standesgemäss und es ging nicht lange, bis sich der jugendlich wirkende Valerio entsprechend in Szene setzte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frank Pané, der mehr einen auf Blackmore drauf hatte, frönte der Youngster deutlich den Tunes, die auf das Konto von Mr. Morse gehen. Das liess dann den Jahrzehnte andauernden Zwist beider Fanlager wieder im Stillen aufleben. Da die aktive „Morse-Zeit“ insgesamt jedoch längst länger andauert als die Jahre mit dem „Man in Black“, wird somit der aktuelle Purple-Sound kredenzt.

Vor «Wonderful», dem einzigen eigenen Purpendicular-Song im Set, gab es unter anderem den Klassiker «Fireball» zu geniessen, der wie kaum ein anderer die Handschrift des Meisters hinter seinem Drum-Kit trug. Begleitet von einem immer besser in Schwung gekommenen Publikum ging der Reigen der Klassiker munter weiter. Auch wenn Frontmann Robby Thomas Walsh nicht ganz auf Augenhöhe von Ian Gillan performte, konnte sich sein Gesang aber durchaus hören lassen. Nebst «Stormbringer» fand ich auch «Speed King» mehr als nur gelungen. Abhängig davon, wie sich die Fans jeweils vor der Bühne gebärden, dürfte jeweils zum „spontanen“ Ergänzen der Setliste mit «Perfect Strangers» geführt haben. So geschehen auch heute Abend in Pratteln, obwohl nicht auf der handgeschriebenen Setliste (!) aufgeführt. Keinesfalls fehlen durfte «Smoke On The Water», und wenn man sich mal versucht vorzustellen, wie oft Ian Paice diesen Golden Oldie im Verlauf der Jahrzehnte getrommelt hat, ist es echt bemerkenswert, wie viel offensichtliche Freude da immer noch drin steckt. Als Zugabe figurierte «Child In Time», wo sich Mr. Walsh wacker bemühte und Pacey so nicht ganz aus der Übung kommt, da Deep Purple diesen Uralt-Smasher von 1970 schon lange aus ihrem Set verbannt haben. Das Fazit der heutigen Show war absolut positiv, obwohl diesmal vor allem der eine oder andere Song vom 74er Werk «Burn» gefehlt hat. Fakt ist aber, dass die Purpendicular-Maschine vor allem dank den sporadischen Einsätzen von Ian Paice weiterhin am Laufen gehalten wird und Roger Glover entweder keine Lust auf einen Besuch im Z7 oder sonst halt was los hatte an diesem Abend.

Setliste: « Highway Star» - «No One Came» - «Fireball» - «When A Blind Man Cries» - «Wonderful» - «Stormbringer» - «Black Night» - «Cascades: I'm Not Your Lover» - «Speed King» - «Space Truckin'» - «Perfect Strangers» - «Smoke On The Water» -- «Child In Time».