Livereview: Rotting Christ - Malevolent Creation - Incantation
                      Mystic Circle - Neuraxis - Harm - Inactive Messiah
19. Februar 2007, Pratteln Z7
By Yannick S.
Ich erzähle euch eine Geschichte über einen Haufen Bands und einen ziemlich geschädigten Schreiberling. Tatort war, wie kaum anders zu erwarten, das Z7. Die Sünder waren: Inactive Messiah, Harm, Neuraxis, Mystic Circle, Incantation, Malevolent Creation und natürlich Rotting Christ. Kurz gesagt, die Domination-Tour stoppte in Pratteln und war drauf und dran, die gesamte Hörerschaft in Grund und Boden zu walzen. In etwa so konnte man meine Vorfreude, evtl. auch Ängste, auf das Konzert beschreiben. Vor allem auf die griechischen Schwarz-Metaller und Headliner der Tour, Rotting Christ, freute ich mich, da sie in meinen Augen vorzügliche Musik hervorgebracht haben. Ansonsten kannte ich die Bands nicht besonders gut, ich wollte eher wieder einmal so richtig meine Matte kreisen lassen und den ganzen Frust und Stress aus mir herausmoshen.

Inactive Messiah – Harm – Neuraxis
Zu Beginn des Abends, um genau zu sein um 18.00 Uhr, bewegten sich die ersten Leute in Richtung Bühne, da die griechische Melodic/Death Metal-Band Inactive Messiah die Instrumente in Betrieb nahm. Die Band spielte erstaunlich gut und ich war bereits voll im Element. Sehr majestätische Gitarrenwände, verpackt in rockigen Drums und starkem Gesang. Vor allem die melodischen Rock-Passagen haben es mir angetan, und auch den 10-15 Zuschauern vor der Bühne schien es zu gefallen. Ein Start nach Mass, wenn es bloss so weitergeht. Nach dem eher sittlichen Beginn setzte die norwegische Thrash Metal-Truppe Harm alles daran, möglichst kompromisslos die Instrumente zu vergewaltigen. Eigentlich ist ihnen das auch gelungen, Lärm haben sie wahrhaftig verursacht, aber wirklich zusammengepasst hat da gar nichts. Schwaches Drumming plus extrem schlechten Sound, was wohl eher an der Mischung lag als an den an sich guten Gitarristen. Insgesamt eine ziemlich laute, aber eher langweilige Vorstellung. Der nächste bitte – kommt sofort: Neuraxis aus Kanada waren an der Reihe. Die fünfköpfige Band spielt angeblich technischen Melodic/Death Metal, was dann aber in Wirklichkeit eher Death Metal mit Metalcore- und Grindcore-Elementen darstellte. Das Publikum, welches zahlenmässig immer noch nicht zugenommen hatte, konnte sich mit dem abwechslungsreichen Geknüppel anfreunden, ich hingegen langweilte mich in Grund und Boden. Die Kanadier hatten aber wie Harm zuvor mit dem Sound zu kämpfen, der leider absolut mies war. Technisch gesehen haben Neuraxis sicherlich einiges auf dem Kasten, das kann man auch auf ihren Alben erkennen, aber live klappte es aus meiner Sicht nicht, den Hörer mitzureissen.

Mystic Circle
Die alten Hasen des Black Metal betraten die Bühne. Mystic Circle aus Deutschland gibt es jetzt bereits seit 15 Jahren. Die Zuschaueranzahl hatte sich aber nur minimal vergrössert, und auch die Stimmung war nicht besonders angeheizt. Auch als die Band anfing, ihre Musik zu zelebrieren, wurde das Z7 nicht heiss, was eigentlich kein Wunder war, denn Mystic Circle machten einen völlig laschen Eindruck und spielten drucklos daher, so dass sich keiner wirklich rühren ‚konnte’. Ihr sonst so starken Black Metal, kroch daher, als seien die Bandmitglieder auf der Bühne eingeschlafen. Komischerweise schlichen sich thrashige Gitarrenriffs in die Songs, welche wohl der ‚tollen’ Mischung zu verdanken waren. Ich hatte mich im Vorfeld sehr auf Mystic Circle gefreut, obwohl sie Carpathian Forest, die ich tausendmal lieber gesehen hätte, ersetzt hatten. Aber ich wurde masslos enttäuscht und hoffe schwer, dass dies bloss ein schlechter Tag war.

Incantation
Die Death Metal-Band Incantation aus den vereinigten Staaten waren die nächsten, die mich und das Publikum endlich zum Headbangen anregen sollten. Langsam stieg auch die Zuschauerzahl vor der Bühne, wobei ich vom Publikum dennoch gewaltig enttäuscht war. Das Z7 war nicht mal zu ¼ gefüllt. Bekannt sind Incantation vor allem dafür, dass sie ständig ihre Live-Musiker auswechseln, ansonsten habe ich mir nur vereinzelte Samples angehört. Als sie dann endlich ihre Instrumente zur Hand nahmen und mit ihrem Geschreddere das Publikum begeisterten, fühlte ich mich echt fehl am Platz. Ok, die Musik war druckvoll und die ersten Minuten auch noch interessant, aber wenn man nach einer halben Stunde immer noch denkt, man hört das erste Stück, dann ist doch irgendetwas nicht in Ordnung. Es fehlte an Abwechslung. Das einzige, was ich wirklich genial fand, war der Sänger, der sich beinahe auskotzte und trotzdem noch geil klang. Der Sound war um Einiges besser abgemischt, was aber auch nicht so eine Kunst war, denn bei Incantation hat sowieso alles relativ gleich getönt. Naja, ich weiss nicht, ob Brutal-Death Metal so gespielt werden muss, aber ich habe es doch vielseitiger in Erinnerung. Eine insgesamt ebenso langweilige Vorstellung wie die meisten Bands zuvor.

Malevolent Creation
Die letzte Death Metal-Band des Abends musste es richten, denn die Vorgänger haben alle nicht sonderlich überzeugt. Wenn ich vorher bei Mystic Circle von alten Hasen des Black Metals sprach, ist es wohl angemessen, die Amerikaner als alte Hasen des Death und Thrash Metals zu betiteln, denn Malevolent Creation haben bereits 20 Jahre auf dem Buckel. Die Halle war jetzt bestimmt zu einem Viertel gefüllt, was mich zuversichtlich stimmte. Ein Start nach Mass, das erste Mal am Abend spürte ich den Drang, meinen Kopf kreisen zu lassen und mich auszutoben. Exzellente Gitarren- und Bassarbeit, kraftvolle Growls und ein Drummer, der endlich mal eine gewisse Abwechslung hervorzaubern konnte. Es bildete sich sogar ein kleiner Mosh-Pit, welcher aber bei so wenigen Leuten nicht besonders grossen Ansturm erleben durfte. Die Amis spielten sich wild durch ihre Alben, weshalb sie auch vielseitiger wirkten. Immer wieder erlebte man die älteren Malevolent Creation, und dann wieder die Neueren. Schade nur, dass der Sänger mit der Zeit immer heiserer wurde und auch die Abwechslung einmal zu Ende war. Death Metal mit Thrash-Riffs ist wohl weniger die Sorte von Musik, die mich wirklich über längere Zeit begeistern kann, aber das Publikum zeigte mir, dass die Amerikaner bis zum Schluss den Ansprüchen gerecht wurden.

Rotting Christ
Nach dem anstrengenden Todesmetall war jetzt noch der Headliner, der eigentliche Grund für mein Erscheinen, an der Reihe. Die Griechen Rotting Christ spielten abwechslungsreichen Black Metal mit Death- und Gothic-Spuren. Ihr neustes Werk „Theogonia“, dieses Jahr erschienen, wirkte aber um einiges schwarzmetallischer als ihre Alben um die Jahrtausendwende, was mich zusätzlich positiv stimmte. Die Konzerthalle füllte sich etwas mehr als über einen Viertel, was in meinen Augen Rotting Christ nicht gerecht wurde. Die Band rettete doch tatsächlich den ganzen Abend, der für mich eher Nackenschmerzen wegen des abweisenden Kopfschüttelns als des vorgenommenen Headbangens, eingebracht hat. Die Band aus Athen konnte mich voll und ganz überzeugen, auch das Publikum zeigte sich von der besten Seite und gab nochmals alles. Mit dem Song „In Domine Sathana“ hat Rotting Christ wohl den Höhepunkt des Konzertabends erreicht. Jeder schrie „In Nomine Satani, In Domine Satani“, als würde es nichts Schöneres geben, als den Teufel persönlich anzubeten. Klischeehaft war ihr Auftritt aber dennoch nicht, denn sie trugen sehr viel Ehrlichkeit mit sich. Es war nicht das typische ‚Satan und Hölle’-Gequatsche, was wir uns von anderen bösen Schwarzmetallern ständig anhören müssen. Musikalisch ist die Band ohne Frage grandios, denn sie vermischen viele Elemente und können diese auch noch wunderbar spielen. Die Songs, welche übrigens von beinahe allen Alben ausgewählt wurden, kamen sehr druckvoll daher und liessen keinen Zuschauer ruhig stehen. Es war mit Abstand der beste Auftritt des Abends, und trotz enttäuschenden Bands zuvor konnte ich dennoch mit grosser Zufriedenheit nach Hause reisen.