Livereview: Rush
21. Oktober 2007, SAP-Arena Mannheim (Deutschland)
By Crazy Beat und Michi P.
Geht es um Prog-Rock, kommt wohl kein Fan um Rush herum, gehören die Kanadier doch seit 35 Jahren zum Feinsten, was es im Prog-Olymp gibt. Geddy Lee, Neil Peart und Alex Lifeson liessen sich für 2 Konzerte in Deutschland nieder. Darum machten sich auch ein paar ‚unwürdige’ Schweizer auf, um Rush livehaftig zu erleben, und zu allem Glück waren sie noch mit einem fantastischen neuen Werk im Gepäck gelandet, „Snakes & Arrows“, von dem sie überraschend viel live präsentierten. Und so begann ein unvergesslicher, genialer Abend.

Mit „Limelight“ und „Digital Man“, zwei alten Klassikern, wurde das Konzert eröffnet. Die Jungs agierten sehr bodenständig und ohne Starallüren, dafür mit ganz speziellem Humor: Gitarrist Alex Lifeson hat um seinen Mikroständer eine Ansammlung von Barbie-Puppen und auf seinen Verstärkern diverse Dinosaurier zur Schau gestellt. Bei Geddy Lee sind gigantische Grillöfen aufgestellt, darin braten Hähnchen-Attrappen die von einem Roadie in einem Gockelkostüm umsorgt werden. Man merkt sehr schnell, dass die Chemie in der Band stimmt und sie alle sichtlich Riesenspass haben. Zwar verzieht Schlagzeuger Neil Peart während der ganzen Show nicht einmal eine Miene. Dafür ist er ein versierter Songwriter und für alle die tiefgründigen Texte verantwortlich. Die Musik verlangte den Zuhörern doch einiges ab, da die Herren alle Facetten ihres Könnens an den Tag legten und beim besten Willen keine 08/15-Songs spielten. Dies zeigt sich vor allem bei einem der ersten Instrumentals, „The Main Monkey Business“ aus dem neuen Album - organischer Sound mit diversen Breaks und Spielereien. Sehr agil zeigte sich auch Geddy Lee, er spielte Bass und bediente zugleich den Synthie mit Fusspedalen und sang noch dazu. Bei dem Stück „Dreamline“ kam dann zum ersten Mal die Lasershow zum Einsatz, bevor es mit dem nicht ganz so ernstgemeinten Spruch von Geddy „We need a break, cause we're getting old" in die Pause ging.

Mit „Far Cry“, einem Highlight des Konzertes, ging es in die zweite Runde. Die mobile und effektive Lichtshow mit Feuerwerk gaben dem Ganzem noch einen speziellen Touch. Vor allem die gewaltige Lichtshow war kaum zu übertreffen, und auf drei riesigen Bildschirmen wurden zu den jeweiligen Tracks noch Filmsequenzen oder Bilder gezeigt, z. B. wurde ein fliegender Drache eingespielt, der auf die Bühne zuflog und Feuer spie, bis die Bühne entzündet wurde (mit Feuersäulen). Das konnte man kaum mehr toppen. Im zweiten Teil wurden vor allem die neuen Songs wie „Armor And Sword“, „Spindrift“ oder das geniale „Working Them Angels“ vorgestellt. Was dann folgte, war nicht mehr von dieser Welt - das Schlagzeugsolo von Neil. Der Ausnahme-Drummer hatte so viele Pauken, Becken, E-Pads und Percussion-Instrumente, die er alle mit einer Präzision bearbeitete, die man sich kaum vorstellen kann. Auch noch erwähnenswert ist die letzte Zugabe „YYZ“, das die Halle nochmals zum Kochen brachte. Nach gut 3 Stunden Spielzeit ging ein Konzert zu Ende, das jeden der ca. 6000 Besucher vollends zufrieden stellte und mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause schickte. Ein unvergesslicher Abend mit dem Prädikat: Phänomenal!