Livereview: Soulfly - Incite - Mesmerised
24. Februar 2009, Zürich Volkshaus
By Rockslave (rsl) & Kissi (kis) - All Pics by Rockslave
In Krisenzeiten heisst es, zusammen zu stehen, die Kräfte zu vereinen und gemeinsam an einem Strang zu stehen. Dies dachten sich wohl auch die beiden Headbang-Garanten Saxon und Iced Earth und entschieden sich dieses Jahr zum konzerttechnischen Schulterschluss. Co-Headliner-Tourneen sind dabei ja so eine Sache: Gesetzt dem Fall, dass beide Bands des Abends zu gefallen wissen, ist man froh darum, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Ist man von einer der beiden Gruppen aber nicht sonderlich angetan, so ärgert man sich doch über die notgedrungen kürzere Spielzeit seiner Lieblinge. Sei es wie's sei, die Fans beider Bands hatten dieses Jahr keine andere Chance, als ins Zürcher Volkshaus zu pilgern, um für die eine oder andere, vielleicht aber doch beide zu applaudieren. Dabei erwies sich die für sowohl Saxon als auch Iced Earth eher untypische Location als eher suboptimal für ihren Schweizer Konzert-Stopp. Vor einem gerade mal halbvollen Raum gaben beide Bands aber alles, wobei sowohl Iced Earth in wiedererstarktem Kult-Lineup, als auch wie zu erwarten Saxon alles gaben, halt einfach kürzer als gewohnt. (kis)

Iced Earth
Auf dem Papier (und erst auf dem Fotopass!) sah das Billing des heutigen Abends sehr schmackhaft aus und erinnerte an frühere Zeiten, als solche Packages gang und gäbe waren. Das aktuelle Auftreten solcher Konstellationen ist allerdings eher geschäftsseitig bedingt, will sagen, dass damit mehr Fans mobilisiert werden können/sollen. Blickte mal allerdings in das gähnend leere Volkshaus (der Balkon war geschlossen!), dann musste man sich ernsthaft fragen, was hier falsch gelaufen ist. Aus gut unterrichteten Kreisen sickerte später durch, dass der heutige Auftritt in Zürich (anstatt zum Beispiel im sicher besser besuchten Z7 in Pratteln) auf einen Entscheid des Tour-Managements zurück zu führen war. Nun denn..., als erster "Headliner" durften also Jon Schaffer und seine Jungs ran. Seit der Rückkehr von Matt Barlow ist wieder spürbar mehr Zug in der Band drin, obwohl "Verding-Bube" und Nachfolger wie Vorgänger Tim Owens beileibe keinen schlechten Job machte. Bei Matt war man sich allerdings nicht so sicher, ob er wirklich wieder Eier hat, oder dies nur ein vorübergehender Zustand ist. Durch den Einstieg bei der dänischen Band Pyramize setzte der nebenberufliche Polizist seinen Fuss wieder definitiv in die Metal-Welt und dann verging nicht mehr viel Zeit bis zur von vielen Fans herbei gesehnten Reunion. Beim letztjährigen Auftritt in Huttwil (BE) als Support von Judas Priest zündete der Turbo auf jeden Fall nicht. Das heutige Konzert startete nach dem Intro «In Sacred Flames» mit «Behold The Wicked Child» vom letztjährigen, neuen Albums «The Crucible Of Man (Something Wicked Part 2)», gefolgt vom nächsten Intro namens «Invasion» und der kurzen Überleitung «Motivation Of Man» sowie «Setian Massacre» ab dem Vorgänger, also vom Ripper eingesungenen «Framing Armageddon» (Something Wicked Part 1). Begleitet von fettem Licht und, zum Leidwesen der Fotographen, viel Trockeneis gab die Band gleich von Anfang den Tarif durch. Spätestens bei «Burning Times» erwachten die paar anwesenden Hundertschaften und von da an entwickelte sich sowas wie Stimmung, die aber noch weit von dem entfernt war, was Iced Earth mal auszulösen vermochten. Ich erinnere da nur zu gerne an den hammergeilen Gig im Z7 vor ein paar Jahren, als das gigantische Konzert in dreigeteilter Form abgehalten wurde. Eher überraschend befand sich «Dracula» vom 2001er Album «Horrow Show» auf der Setliste. Der höhen- und mittenlastige Sound klang überwiegend breiig und erst bei ruhigeren Nummern wie «Watching Over Me» (genial!) und «Melancholy», mindestens zu Beginn, gab es ein paar Momente der leiseren Töne zu geniessen. Da hörte man auch das Drum präziser und die Gitarren ebenso. Tour-Gitarrist Troy Seele spielte dabei mindestens so gut, wenn nicht zeitweilen besser als Chief Schaffer. Bassist Freddie Vidales trug auch einiges zum aktiven Geschehen auf der Bühne bei und übernahm auch dann und wann Backing Vocals. Hauptvokalist Matt Barlow liess indes kaum was anbrennen, verlieh den Songs wieder die ursprüngliche Note und sollte sich halt einfach wieder die Haare wachsen lassen! Nach einer Stunde geht die Band von der Bühne runter, um danach nur noch «Iced Earth» als Zugabe zu bringen. Fazit: rund 70 Minuten Iced Earth in guter Form, die eigentlich, wie Saxon danach auch, bedeutend mehr Leute verdient hätten! (rsl)

Setlist: «In Sacred Flames» - «Behold The Wicked Child» - «Invasion» - «Motivation Of Man» - «Setian Massacre» - «Burning Times» - «Declaration Day» - «Vengenance Is Mine» - «Violate» - «Pure Evil» - «Watching Over Me» - «10'000 Strong» - «Dracula» - «Melancholy» - «My Own Saviour» -- «Iced Earth».

Saxon
Biff Byford hatte es uns in seinem Interview am Nachmittag schon angekündigt: Auf dieser Tour würde mit höchstens 80 Minuten Saxon zu rechnen sein. Bedenkt man, dass die Herren von der Insel auf einer regulären Tour meist zwei volle Stunden zocken, so kann man sich ein kurzes Fluchen über Co-Headliner-Konzerte doch nicht verkneifen. Als dann aber das Intro zur aktuellen Scheibe «Into The Labyrinth» erklingt und die Veteranen der NWoBHM mit dem bombastischen Opener «Battalions Of Steel» eröffnen, ist die Wehmut schnell verflogen. In druckvollem Soundgewand und umgeben von einer pompösen Bühnendeko (die bekannten Verstärkerwände in begehbarer Stufenanordnung, verkleidet in Stoff mit Tribalmotiven, Backdrop etc.) zeigte der Fünfer, dass Saxon auch noch nach 30 Jahren weiss, wie eine Heavy-Metal-Show auszusehen hat. Nach dem ersten grossen Hit, «Heavy Metal Thunder», überraschte man mit «Witchhunter General» von «Lionheart» (2004), nur um dann in Form von «747» in der Klassiker-Truhe zu kramen. Dass sich Biff Byfords Stimme seit einigen Jahren ununterbrochen in Top-Form befindet, ist altbekannt. Dennoch überrascht der weisshaarige Hühne an diesem Abend mit seiner exzellenten Darbietung und meisterte jede noch so schwierige Passage, als wäre es das Leichteste auf der Welt. Die neuen Songs, namentlich das vergleichsweise harte «Demon Sweeny Todd», das riffgeladene «Hellcat» und die epische Mitsing-Nummer «Valley Of The Kings», fügten sich dabei ohne grosse Stimmungsschwankungen in die Reihe der Bandperlen ein. Und wer bei Hits wie «Strong Arm Of The Law» oder «And The Bands Played On» ruhig stehen bleiben kann, der hat mit Heavy Metal einfach nichts am Hut! Einen Vorteil der etwas kürzeren Spielzeit zeigte sich dann aber doch noch: Frontsachse Biff verzichtete auf grosse, immer wieder gehörte Reden und liess lieber Songs wie «Wheels Of Steel» für sich sprechen, bei welchem sogar das übliche Sing-Hüpf-Etc.-Spielchen in stark dezimierter Form zelebriert wurde. Derweil zeigten sich die Männer an der Klampfe, Doug Scarratt und Paul Quinn, beide in Höchstform, liessen ihre Saiten klingen und absolvierten eine unerwartet agile Performance, während Nibbs Carter am Tieftöner wie immer seinen Kopf rotieren liess. Dass dieser Mann noch nicht querschnittsgelähmt ist, bleibt für mich ein Wunder. Mit «Power And The Glory» (fantastisch!) und der obligaten Hymne «Crusader» war dann der offizielle Teil aber auch schon vorbei und der nur drei Nummern umfassende Zugabenteil konnte beginnen. Dabei wäre die aktuelle Single «Live To Rock» zwar nicht unbedingt nötig gewesen, doch mit dem finalen Doppel «Princess Of The Night» und «Denim And Leather» waren wohl endgültig alle zufrieden gestimmt. Natürlich hätten Saxon noch eine Unmenge an Songs spielen sollen, die nicht zum Zuge kamen, «Dallas 1 PM», «20'000 Feet» oder auch weniger bekannte Nummern wie «Metalhead», «To Hell And Back Again» oder «Rock'n'Roll Gipsy» sind nur eine kurze Auswahl davon. Nach über 30 Jahren noch immer mit einer solchen Tightness aufzutreten, dabei auch immer noch gute Songs zu schreiben und eine ungeheure Spielfreude zu verströmen, dass führt zu einem, wenn auch nicht vollumfänglichen, aber doch zu 90% positiven Fazit. Und alle, die doch noch nicht genug haben, müssen ja nicht lange warten: Wohl schon im Herbst werden die Sachsen uns wieder einen Besuch abstatten. (kis)

Setlist: «Battalions Of Steel» «Heavy Metal Thunder» «Witchhunter General» «747 (Strangers In The Night)» «Demon Sweeny Todd» «Strong Arm Of The Law» «Hellcat» «And The Bands Played On» «Valley Of The Kings» «Wheels Of Steel» «Power And The Glory» «Crusader" -- «Live To Rock» «Princess Of The Night» «Denim And Leather».