Livereview: Soilwork - One Way Mirror - Antana
29. November 2008, Pratteln Z7
By El Muerte
Soilwork als Headliner, darauf mussten die Schweizer Fans eine ordentliche Weile warten - ganze vier Jahre hat's gedauert. Die Band beehrte den hiesigen Boden zwar immer wieder mal als Teil eines gröberen Tour-Packages, aber sämtlichen Fans, denen es nach einem kompletten Set gelüstete, wurden dabei auf eine harte Probe gestellt. Als kurz vor Tourbeginn dann auch noch die bisher bestätigten Zimmer's Hole die ganze Sache abblasen mussten, reagierte der grösste Teil der Fans nicht im geringsten - Man war halt auf den Headliner eingestellt, und der hatte gefälligst aufzutauchen. Dementsprechend überrascht war ich, dass beide Vorbands mehr als nur Standard-Applaus erhielten - Der Fakt, dass beide Acts ihre Wurzeln in Frankreich haben, und an diesem Abend eine ordentliche Ladung Romands angereist waren, spielte hier allerdings eine nicht ganz unwichtige Rolle. Von den 600 anwesenden Nasen sprachen mindestens ein Fünftel französisch, was im Z-7 schon
irgendwie fremd wirkte.


Antana
Antana eröffneten den Melodic-Death-Reigen äusserst passabel - Von der Band hatte wohl kaum einer der Anwesenden bis hierhin etwas gehört, doch die gute Stimmung auf der Bühne griff schnell um sich. Äusserst überraschend wirkte auch die optische Erscheinung des Secherpacks, fünf der Mucker waren Glatzenträger - Parallelen zu Clawfinger waren nicht nur musikalisch nicht von der Hand zu weisen. Obwohl der Härtegrad im Verhältnis zum eben erwähnten schwedischen Quintett dann doch etwas nach oben geschraubt wurde, blieben die Ähnlichkeit äusserst präsent. Groove-Orientierte Songs, dazu noch ordentlich Sampler-Einsatz und melodische Gitarrenarbeit, das funktioniert live natürlich auch nicht allzu schlecht. Der Mix entsprach leider nicht Ansatzweise der dargebotenen Leistung, Details gingen beinahe komplett im Soundmatsch unter, und irgendwo auf halber Strecke war das ganze für die Ohren mehr belastend als geniessbar. Als das Set sich nach gut vierzig Minuten dem Ende zuneigte, blieb der erste Eindruck jedoch auf der positiven Seite hängen - Definitiv noch ausbaubar, aber bereits grundsolide.

One-Way-Mirror
One-Way-Mirror hatten bis hierhin ebenfalls noch nie einen Fuss auf schweizerischen Boden gesetzt, was man von den Musikern der Band aber keinesfalls behaupten konnte: Sänger Guillaume Bideau fungierte erst diesen Sommer mit seiner Stammkappelle Mnemic als Einheizer von Metallica in Jonschwil, die beiden Klampfen-Brüder David und Franck Potvin waren bis anhin rege Besucher mit ihrer Hauptband Lyzanxia, und Drummer Dirk Verbeuren ist nicht zuletzt als Mann für's gröbere zeitgleich bei Soilwork am Start. Diese offensichtlich erfahrene Mannschaft gepaart mit ordentlich Partylaune sorgte von Anfang an für ordentlich Action und gleichzeitig breites Grinsen bei den Zuschauern. Denn obwohl sich die Band ziemlich tight durch ihr noch sehr jungs Debüt-Album hämmerte, schien das Hauptaugenmerk irgendwie auf dem beinahe kindisch anmutenden Humor zu liegen - Sämtliche Mucker waren hin und wieder für ordentlich Schabernack aufgelegt. Sänger Guillaume gab sich mit queren Ansagen ordentlich Mühe (Und intonierte dabei kurzerhand noch Scorpions und weitere Zeitgenossen der ollen Deutschen), während Klampfer Franck Potvin seinen Kopf gerne mal am Hemd des Fronters abtrocknete. Dazwischen folgten in regelmässigen Abständen Sprüche und Gesten in Richtung des weiblichen Publikums. Die Mucke hindes kam auch nicht schlecht aus den Startlöchern – Sehr eingängig, streckenweise an Bands wie Stuck Mojo erinnernd, aber mit einem kälteren, nordischeren Touch. Dirk trieb das Ganze zwar äusserst zielstrebig voran, liess aber glücklicherweise den Songs den Vortritt. Die vierzig Minuten gingen dank der Direktheit der Mucke und der Band dann auch wie im Fluge vorbei, und irgendwo vor zehn Uhr war die Bühne dann frei für Soilwork…

Soilwork
Die liessen aber einem äusserst amüsanten Intro ab Band den Vortritt - kein geringerer als Oberdoktor Devin Townsend pries darauf die Vorzüge von Schweden auf, um das Publikum auf das bevorstehende Konzert vorzubereiten. Das Quintett riss bereits mit dem Opener 'Sworn To A Great Divide' einiges an Reaktionen, konnte glücklicherweise aber auch während der Show weiter an Boden gut machen. 'As We Speak' vom Überalbum 'Natural Born Chaos' kam äusserst fett, und spätestens nach dem dritten Song 'Exile' stimmte dann auch der Sound. Oberhühne Björn 'Speed' Strid (Vocals) brillierte erneut durch seine dynamische Leistung, und obwohl ihm zwischendurch die Puste ausging, wirkte sich das kaum auf den Gesang aus. Dem Rückkehrer Peter Wichers (Gitarre) merkte man deutlich an, dass seine zwischenzeitlichen Aushilfsaktivitäten bei Killswitch Engage nicht spurlos an ihm vorbeigegangen waren – Er bewegte sich, übrigens wie der Rest der Band auch, überraschend viel, setzte der ganzen Performance aber mit gelegentlichen Grimassen und Faxen noch das Hütchen drauf. Lediglich Chefhippie Ola Flink (Bass) vermochte dies zu toppen, indem er während des Spielens äusserst… spastisch und verwirrt wirkende Tänzchen aufführte. Neuzugang Sylvain Coudret (Gitarre) hielt sich diesbezüglich etwas zurück, und bildete dabei mit Keyboarder Sven Karlsson und Drummer Dirk das Rückgrat. Alles in allem kam die Band aber klar als äusserst solide Einheit rüber, die offensichtlich Spass an der Show hatte – Was angesichts der andauernden Line Up-Probleme nicht zwingend als logisch anzusehen war. Die Setliste umfasste beinahe sämtliche Alben der Schweden, einschliesslich eines fetten 'Chainheart Machine' vom gleichnamigen Album, sowie überraschend viel Mucke vom bereits erwähnten 'Natural Born Chaos'. Das Publikum verhielt sich überraschend enthusiastisch, und schmetterte der Band starke Reaktionen vor den Latz – Was Björn immer wieder zu einem breiten Grinsen und zusätzlichen Kommentaren anstachelte. Zwar vergaben die Mosher bei 'One With The Flies' die Wall Of Death sensationell, aber ansonsten war ziemlich Halligalli angesagt: Mitsingen, Headbangen oder einfach kollektives Rumhüpfen stand an der Tagesordnung. Als sich Soilwork nach einer schmerzhaft langen Pause mit 'Follow The Hollow' und dem abschliessenden 'Nerve' ein letztes Mal zurückmeldeten, wurde wohl nicht nur mir bewusst, wie viel Potential in dieser Band steckt. Ich hätte gerne noch eine weitere Stunde lang den Klängen des Fünfers gelauscht, aber immerhin haben Soilwork bewiesen, dass sie die Szenen-Chefs von In Flames locker vom Thron schubsen könnten, wenn sie denn darauf aus wären… Fett!