Livereview: The Haunted - God Forbid - God Dethroned
8. Dezember 2005, AbaRt Zürich
By El Muerte
Als The Haunted für's Abart angekündigt wurden, war ich zugegebenermassen ein wenig enttäuscht - schliesslich versprach mir Peter Dolving (Sänger von The Haunted) auf der letzten Tour mit Cradle Of Filth, dass sie nächstes Mal in grösseren Hallen spielen wollten. Nichtsdestotrotz war von vornherein klar, dass dies trotzdem ein wunderbarer Abend werden würde, denn schliesslich waren God Dethroned und God Forbid mit von der Partie.

God Dethroned
Als God Dethroned pünktlich um 20:30 Uhr zum Tanze baten, war das Abart ca. zu einem Drittel gefüllt - was sich während des restlichen Abends kaum ändern würde. God Dethroned zeigten sich bereits von Beginn weg motiviert und präzise, ihr melodischer Death war die erste angenehme Überraschung an diesem Abend. Zweifellos waren einige wenige Metalcore-Schergen (Die wegen God Forbid den Weg ins Abart gefunden hatten) über die dargebotene Brutalität überrascht, bei den restlichen Besuchern hingegen sorgte die Knüppelorgie für durchwegs positive Reaktionen. Was hingegen klar nervte, war der Stereomix. Bei einem so kleinen Saal wie dem Abart war damit je nach Position nur eine der beiden Klampfen zu hören. Circa acht Songs wurden dargeboten, die Band wirkte unverkrampft und genoss den Auftritt sichtlich, und verabschiedete sich nach gut 40 Min. vom begeisterten Publikum.

God Forbid
God Forbid stiessen darauf auf ein gespaltenes Publikum. Zum einen waren da die GF-Fanatiker, die ihre fünf Helden bedingungslos abfeierten, zum anderen die Knüppelfans, die wegen den Mid-Tempi-Songs nur langsam oder gar nicht warm wurden. God Forbid langten zwar ordentlich in die Saiten, aber es wurde schnell klar, dass ihr Hardcore-Touch nicht bei Vielen auf offene Ohren stiess. Klarer Pluspunkt für die Band: Die zweistimmigen Gitarrenmelodien und die mehrstimmigen Vocals der beiden Gitarristen sorgten für Auflockerung des Materials. Was zudem auch noch erwähnenswärt wäre: Mit Ausnahme des Bassisten waren sämtliche Bandmitglieder zumindest afroamerikanischer Abstammung - Sieht man viel zu selten.

Bei der Umbaupause dann die grosse Überraschung: Public Enemy dröhnten aus den Boxen, und das nicht nur für einen Song. Ein herrlicher Anblick: Sämtliche Todesblei-Fanatiker ergaben sich beim Erklingen der ersten Noten der Schwerkraft, ihre Mundwinkel erreichten bisher ungeglaubte Tiefen…

The Haunted
In der Zwischenzeit ging der Umbau ohne grosse Probleme von statten, Anders Björler (g) übernahm den Soundcheck gleich selber, Axl Rose (oder sein unbekannter Zwilling, der nun für The Haunted Material schleppt) übernahm den Rest. Um knapp 22:30 Uhr erklang das Intro zu "No compromise" aus den Boxen, die Band bezog ihre Positionen, und ab ging die Post. Was dann folgte, lässt sich schwer mit Worten erklären: The Haunted prügelten sich durch ihre bekanntesten Songs wie "Hatesong", "Bury your dead" und "99", fokussierten sich zuweilen auf ihren aktuellen Longplayer "rEVOLVEr" und hinterliessen keine Gefangenen. Während die Björler-Zwillinge (g/b) die Haare kreisen liessen, Jensen Assoziationen zu Lemmy weckte und Per hinter seiner Schiessbude keine Miene verzog, durchlebte Pete (v) sämtliche seiner Lyrics von neuem - der Mann vergrub sein Gesicht in seinen Händen, riss hässliche Fratzen, spuckte, raufte sich die Haare und keifte die Vocals wie kein Zweiter ins Mikro. Zwischen den Songs liess er einige lockere Sprüche vom Stapel, und belegte das Publikum mit dem Prädikat "hässlich", ohne dass ihm das jemand verübelte. Ach ja, Publikum war ja auch noch da. Tatsächlich habe ich in meinem Leben schon derbere Reaktionen als an diesem Abend vor der Bühne gesehen, aber immerhin tobte der Mob zum Groovemonster "99" wie kein Zweiter. Zum Schluss der 90 Minuten stürzte sich die Band in den vergleichsweise doomigen Übersong "My shadow", Pete schlug seine Zähne zum letzten Mal in das Mikro und das Publikum liess sich von den Klängen noch ein letztes Mal in die schwedische Kälte versetzen. Geiler Abend, bitte mehr davon!

Set-Liste: (Reihenfolge nicht beachten!): "No compromise", "Nothing right", "Abysmal", "99", "My shadow", "Hatesong", "Bury your dead", "Forensick/D.O.A.", "Bloodletting/In vein", "Dark intentions", "Shadow world", "All against all".