Livereview: Trivium - Annihilator - Sanctity
30. Mai 2007, Rohstofflager Zürich
by Maiya & Kissi Pics by: Roxx
Tut mir echt leid, all ihr altgedienten Rocker und Headbanger, aber ein Factum muss im Zuge dieser Einleitung einfach ausgeschrieben werden: Junge Teenie-Fans feiern an einem Konzert definitiv eine Liga höher als erfahrene Metalkenner, die schon alles dutzend Mal gesehen haben. Das kann zwar einerseits an der weniger grossen Vergleichsmöglichkeit liegen, welche die metallische Jugend vorweisen kann, doch woran es auch liegen mag, an Konzerten, die vornehmlich ein adoleszentes Publikum anziehen geht im Normalfall die Post ab. So auch bei den Megasellern Trivium, die mit ihrem dritten Werk "The Crusade" die glorreichen Achtziger wieder salonfähig machten und im Mai zum ersten Mal eine richtige Headliner-Show durch Europa absolvierten, nachdem man sich im Dezember vergangenen Jahres schon als Support-Act Iron Maidens hatte blicken lassen. Thrash für jung und alt hiess dabei die Devise, denn neben den energiegeladenen Newcomern Sanctity war auch Jeff Waters mit seiner Koriphäe Annihilator mit von der Partie, ein Package, dass besser wohl nicht hätte funktionieren können, wurden doch sämtliche Aktuere von der ersten bis zur letzten Note abgefeiert was das Zeug hielt und dies im eher suboptimalen Rohstofflager, welches wieder einmal doppelt belegt worden war. Das Spassige daran: Ab 22.00 Uhr verirrten sich Zürichs Partygänger zwischen schwitzende und biertrinkende Metaller, ein Schock, welchen die aufgebretzelte MTV-Anhängerschaft wohl nie vergessen wird, genauso wenig wie die eigentlichen Zuschauer, welche einen dynamischen Thrash-Abend mit tonnenweise Killerlicks, Mörderriffs und suizidähnlichem Headbanging erleben durfte. (Kis)

Sanctity
Und so konnten schon die Neulinge von Sanctity trotz frühem Beginn (wegen der schon erwähnten Doppelvermietung) auf ein gut gelauntes Publikum in Feierlaune zählen. Dies auch zu Recht, denn der Vierer aus North Carolina, welcher mit "Road to Bloodshed" erst kürzlichen ihren viel gelobten Erstling veröffentlicht hatten, brachten von Anfang an einen solchen Druck an den Start, dass auch der rohstoffjager-typische Matsch-Sound (zu laute Drums, zu breiige Gitarren) vergessen war. Sicherlich alles andere als appetitlähmend ist dabei auch das Material der Amis, die ein Brett aus schwedischem Melo Death à la In Flames und gutem alten US-Thrash vom Stapel lassen, somit also die leckeren Licks von Lead-Gitarrist Zeff zusammen mit den tonnenschweren Riffs von Fronter Jared direkt den Geschmacksnerv der im Durcvhschnitt weit unter 18 Jahre alten ANwesenden treffen. So klatscht man im Takt, lässt sich von den "Fuck! Fuck! Fuck!"-Shouts des zeitweise nach Lemmy klingenden Jared mitreissen und streckt natürlich nach jedem Song brav die Fingerhörnchen in die Luft... so muss das sein. Einzig der von der Band energisch geforderte Moshpit scheint nicht so auf Gegenliebe zu stossen und fällt dementsprechend eher kläglich aus, was die Anheizerqualität Sanctity's natürlich nicht im Geringsten schmälert, was auch der am Schluss dargebotene Track "Beneath the Machines" unterstreicht, der passend als Übergang schwer nach Annihilator duftet. (Kis)

Annihilator
Hatte man nun im Vorfeld doch die eine oder andere Stimme raunen hören, Jeff Waters und seine altgedienten Annihilator würden im Vergleich zu den beiden anderen, jungen und wilden Truppen, etwas verstaubt wirken, so verstummten sicherlich alle Kritiker schon nach den ersten Klängen der aktuellen Bandhymne "Operation Annihilation", die, von Jeff gesungen, da fortfuhr, wo Sanctity aufgehört hatten. Das Publikum sogleich am Haken, strotzten oder, wenn man die Hitze wieder einmal in eine Allegorie einbauen möchte, schwitzten vor Spielfreude, Elan und Tightness. Dass Jeff auch heute noch zu den Besten der Besten aller Metalgitarristen gehört ist unbestritten, dass er dieses Talent auch live zur Schau stellen vermag ebenso wenig und so steht einer 45-minütigen, leicht nostalgischen Thrash-Sause nichts mehr im Wege, hat sich doch doch auch Sänger Dave Padden, der auf dieser Tour zur Rhythmus-Gitarre greifen durfte, sichtlich und hörbar gesteigert. Mit Unterstützung von Jeff in Form von Backing Vocals schafft es der unscheinbare Rocker dieses Mal sogar, die ganz hohen Passagen der alten Klassiker zu intonieren, welche an diesem Abend klar den Vortritt gegenüber dem aktuellen Material der Scheibe "Metal" erhielten. So bleibt das an zweiter Stelle vorgetragene, auch nicht üble, aber halt doch nicht mit den Glanztaten mithalten könnende, "Clown Parade" die letzte aktuelle Nummern. "King of the Kill", "Never, Neverland", "Set the World on Fire" oder "The Fun Palace" lassen keinen Nackenwirbel mehr an seinem Platz, Massengebange ist bei solchen Tracks garantiert angesagt, sowohl vor, als auch auf der Bühne. Jeff zockt ein Glanzsolo nach dem anderen aus den Handgelenken, schüttelt seine wieder lange Mähne und schneidet, wie sich das gehört, Grimassen am Laufmeter, ohne auch nur einmal auf sein Griffbrett schielen zu müssen. Dave Padden hingegen wirft sich in klassische Metalposen, was kombiniert zu den immer wechselnden Standorten des Front-Duos fü reichlich Stage-Agilität sorgt. Als dann zum Abschluss noch "Alyson Hell" kredenzt wird, steht bei mir der wahre Headliner dieses Abends fest, denn in Sachen Präzision, Präsenz und ausgeklügeltem Songwritting macht man Jeff Waters so schnell nichts nach. (Kis)

Setlist Annihilator:
"Operation Annihilation" - "Clown Parade" - "The Blackest Day" - "King of the Kill" - "Never, Neverland" "Stone Wall" - "Set the World on Fire" - "The Fun Palace" - "Alison Hell"

Trivium
Als Vorgruppe für Iron Maiden im vergangenen Dezember hinterliessen Trivium leider keinen besonders positiven Eindruck, somit konnten sie es am heutigen Abend als Headliner nur noch besser machen. Schon vor Konzertbeginn war die Location rappelvoll, die jungen Männer aus Florida wurden sehnsüchtig erwartet. Mikrofone standen auf das Publikum gerichtet vor der Bühne, unter den Zuschauern wurde aufgeregt diskutiert, palavert und debattiert; man konnte die gespannte Atmosphäre richtig spüren! Und da waren sie endlich, um auch gleich mit "Entrance of the conflagration" los zu legen, gefolgt von "Detonation". Die Chemie zwischen der Band und dem Publikum stimmte von Anfang an, worauf Trivium mit jedem Song noch mehr Enthusiasmus an den Tag legten. Die Menge dankte es ihnen mit überschäumendem Mitsingen und Jubel. Wo man auch hin schaute, überall waren die Leute in Bewegung. Das sehr beliebte "Ignition" vom aktuellen Album "The Crusade" war wohl eines der Highlights unter den weiblichen Fans, welchen Matthew auch das unverschämt schöne "Dying in your arms" widmete. Der Kessel brodelte und die Fans schrien begeistert, als der wohl beste Song "Anthem (We are the fire)" angekündigt wurde. Die Band zog sich kurz zurück, um gleich darauf ein Medley besonderer Art zu spielen, bestehend aus Songs wie Manowar's "Fighting the world", Lynyrd Skynyrd's "Sweet home Alabama", Rammstein's "Du hast" und AC/DC's "Hell's bells". Die darauf folgenden Reaktionen frenetisch zu nennen wäre nun wirklich untertrieben. Shouter Matthew lobte sein vorwiegend sehr junges Publikum über alle Massen und hatte die Menge voll im Griff. Man wollte kaum noch Abschied von einander nehmen, doch leider war auch dieses verdammt gute Konzert irgendwann einmal vorbei. Danke Trivium, für diese hervorragende Leistung, welche Ihr nun in Spanien und dem Rest der Tournee hoffentlich wiederholen werdet! (Maiya)

Setlist Trivium:
„Entrance of the Conflagration“ – „Detonation“ – „Ember to Inferno“ – „Like Light to the Flies“ – „Rain“ – „To the Rats“ – „Unrepentant“ – „Requiem“ – „Tread the Floods“ – „Dying in your Arms“ – „Drowned and Torn Assunder“ – „Suffocation Sight“ / „Ascendendancy“ – „Ignition“ – „Anthem (We Are the Fire)“
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„A Gunshot to the Head of Trepidation“ – „Pull Harder on the Strings of your Martyr“