Livereview: Tyketto - Bonfire

18. Oktober 2012, Pratteln - Z7
By Rockslave
Wenn eine Rockband 23 Jahre nach der Gründung ganze vier Studioalben, davon immerhin drei mit dem gleichen Sänger, heraus gebracht hat, spricht das nicht gerade für überbordende Kreativität. Dennoch gelang den Amis 1991 mit ihrem Debüt «Don't Come Easy» ein Genre-Highlight, das die Zeit überdauert hat und 2008, mit der so zu sagen dritten Reunion, quasi wieder zu neuem Leben erweckt worden ist. Sänger Danny Vaughn, der Mitte der 80er mal kurz bei Waysted ein Gastspiel gab, ist die zentrale wie prägante Figur bei Tyketto. «Shine», die dritte Langrille von 1995, wurde von Ex-Journey Frontmann Steve Augeri eingesungen und ist schon lange aus der Wahrnehmung verschwunden. 17 Jahre danach raufte sich das Ur-Quintett wieder in einem Aufnahmestudio zusammen und liess mit «Dig In Deep» eine brandneue Scheibe vom Stapel. Diese erhielt dann von zahlreichen Rezensenten jedoch eine eher durchschnittliche Wertung. Fakt ist aber, dass die Band, wie ihre Buddies Tesla oder Mr. Big, immer noch voll im Saft ist. Dies gilt auch für die hochkarätigen Anheizer von Bonfire, die sich als langjährig versierte Recken keine Blösse gaben und die Hütte ebenfalls rockten.

Bonfire

Es mag ja den einen oder anderen Fan geben, der Claus Lessmann (v) und seine Jungs nicht so toll findet, wobei das kaum nachvollziehbar ist. Die Deutschen weisen, inklusive der ersten Phase mit Cacumen (1972 bis 1985) eine über 40-jährige Bandkarriere auf! Das macht ihnen in der Heimat, ausser den Scorpions, sonst keiner nach. 2011 kam mit «Branded» das bislang letzte Studiowerk, notabene dreizehnte Album, heraus. Dies kann sich (im Gegensatz zum Headliner) echt sehen lassen und somit erledigt sich auch gleichzeitig die Frage, ob das was gebracht hat, trotz einiger Lineup-Wechsel. Der ganz grosse Erfolg wie Durchbruch lässt allerdings immer noch auch sich warten. Nichtsdestotrotz wissen Bonfire bestens, wie man eine zünftige Hardrock-Party vom Zaun reisst. Dies geschah heute Abend im Z7 ebenso, wie an anderer Stelle. Leadsänger Clauss Lessmann, Ur-Member Hans Ziller (g), Chris Limburg (g), Uwe Köhler (b) und Neuzugang Harry Reischmann (d) liessen es nach dem Intro mit dem Opener «Under Blue Skies», gefolgt von «But We Still Rock», schon mal ordentlich krachen. Die ganze Chose kam sauber auf den Punkt gespielt rüber und entwickelte sich laufend immer besser. Diese offensichtliche Spielfreude übertrug sich langsam aber sicher auf das Publikum, das der aktiv agierenden Truppe den verdienten Respekt zollte. Für eine besondere Einlage war dann noch Schlagzeuger Harry besorgt, der neben einem töften Solo noch das Element "Feuer" in seine Darbietung packte. Die Feuerspuckerei und das Spielen mit brennenden Drum-Sticks bescherte mir als Fotograph einige gute Schnappschüsse. Nach guten 80 Minuten ging eine sehr unterhaltsame Co-Headliner-Show zu Ende und nährte die Gewissheit, dass noch lange mit Bonfire zu rechnen ist.

Setliste: «Intro» - «Under Blue Skies» - «But We Still Rock» - «Never Mind» - «Hot To Rock/Don't Touch» - «The Light» - «Cry For Help» - «Fanstasy» - «Just Follow The Rainbow» - «You Make Me Feel» - «Drum-Solo» - «Sword & Stone» - «Sweet Obsession» - «Ready 4 Reaction/Champion» - «SDI» - «Sweet Home Alabama».



Tyketto
Nach einer verhältnismässig kurzen Umbaupause war es dann gegen 22.15 Uhr soweit, was viele Melodic Rockfans vor einigen Jahren kaum noch zu träumen wagten: Tyketto are back on stage! Auffälligste Person auf der Bühne war Sänger Danny Vaughn, der sehr frisch und fit wirkte und als Einziger noch richtig lange Haare trug. Nebst dem Quartett, das auch das Cover von «Don't Come Easy» ziert, war noch Keyboarder Darrel Treece-Birch von Ten als Gast mit dabei. Zusammen entführten uns die New Yorker in die gute alte Zeit anfangs der 90er, wo die Dichte an guten Hardrock-Bands noch ziemlich hoch war und eine Band namens Nirvana kurz vor ihrem Durchbruch stand. Der Fokus der Setliste lag deshalb klar bei den ersten beiden Scheiben, wovon «Strength In Numbers» als Zweitling von 1994 für den damaligen Plattenriesen Geffen durchfiel, heute aber, mit genug Abstand, deutlich besser wegkommt. Danny spielte zu einigen Liedern, begleitend, auf einer akustischen Gitarre und das verlieh dem Sound eine besondere Note. Die zuvor von Bonfire gut auf Temperatur gebrachten Fans waren erfreulich aktiv geworden und feierten den Headliner immer lautstärker ab. Wie zuvor schon, lieferte auch die Hauptband eine äusserst solide Mannschaftsleistung ab, was den vermeintlich angestaubten Songs ungemein gut tat. Des Weiteren konnte man sich als Fan kaum am Original-Lineup satt sehen und erlebte hiermit eine von ja Dutzenden von Reunions, die aber in diesem Fall absolut legitim ist. Selbst wenn das aktuelle Album nicht an die früheren Glanztaten anschliessen kann, blitzte zu jedem Moment die Geschlossenheit der Band auf. Da war nichts Gekünsteltes auszumachen und wenn gar Danny Vaughn selbst sagt, dass er das eigentlich kaum glauben könne, was da auf dieser Tour gerade geschehe, so nimmt man ihm das zu 100% ab. Nach dem sackstarken und etwa gleich langen Auftritt wie Bonfire mischte sich die ganze Gruppe beim Merchandise-Stand und dem Backstage-Eingang noch locker unter die Leute und genoss offensichtlich das Interesse, das ihr entgegen gebracht wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass man diesen betörenden Live-Sound bald wieder bei uns geniessen kann. Die Nachfrage bei einigen der anwesenden Fans zeigte auf jeden Fall ein einheitliches und erfreulich positives Bild. Ein Zustand also, der unweigerlich Lust auf Nachschlag auslöst.

Setliste (vom 19.10.12 at Firefest, keine Gewähr für Pratteln): «Strength In Numbers» - «Faithless» - «Burning Down Inside» - «Lay Your Body Down» - «Here's Hoping It Hurts» - «Catch My Fall» - «Sail Away» - «Standing Alone» - «Rescue Me» - «Meet Me In The Night» - «The Fight Left In Me» - «Wings» -- «Forever Young».