Livereview - Stone Hill Night: Underschool Element - Sinner DC
23. Mai 2009, Le Nouveau Monde, Fribourg
By El Muerte
Das Stone Hill-Festival zählt seit Anbeginn vor fünf Jahren zu den grössten Events im ganzen Kanton. Dass der Anlass sich diesen Status erst erkämpfen musste, versteht sich von selbst: Die Konkurrenz ist hart, und die musikalischen Vielfalt so gross wie noch nie. Doch an dieser Stelle den Schwanz einzuziehen, das würde den Organisatoren nie in den Sinn kommen - Das Programm wurde erneut um einiges auf kauziger getrimmt, um die wirklichen Musikliebhaber anzuziehen. Obwohl Das Stone Hill Festival noch nie wirklich ein Metal-orientiertes Festival war, so hatte es bis anhin immer noch Bands mit Stromgitarren am Start. Der Anteil wurde zwar auch dieses Jahr noch einmal drastisch gekürzt, aber für eine Erwähnung bei Metalfactory.ch reicht der alternative Anstrich und der latente Hang zur Eigenständigkeit durchaus aus. Um dem Festival dann auch genügend mediale Präsenz zu verschaffen, sowie den Besuchern ein Appetithäppchen vorzuwerfen, setzt das Komitee dabei auf eine altgediente Strategie: Kündigten bei den ersten Festials noch mehrere kleinere Events im Vorfeld die Hauptattraktion an, so setzte man diesmal nur auf einen Event, dafür aber mit richtigen Kalibern an Bands. Die Fribourger Underschool Element und die Genfer Sinner DC zählen schon seit einiger Zeit zu den intensivsten Alternativ-Bands der Schweiz, insofern schoss man mit der Programmation bereits die volle Punktzahl ab.

Da Underschool Element im Frühling dieses Jahres ihr Unplugged-Live-Album veröffentlichten, entschloss man sich dazu, die Formation mit genau diesem Konzept an den Start zu holen. Obwohl die Band normalerweise mit der vollen Breitseite Crossover brilliert, wurden an diesem Abend folglich die akustischen Instrumente ausgepackt. Underschool Element stiegen gegen 22h00 auf die Bretter, zu dem Zeitpunkt war der Saal bereits ordentlich gefüllt. Glücklicherweise zerstreuten sich meine Befürchtungen eines gegenüber akustischer Musik ignoranten Publikums recht schnell, die vornehmlich jugendlichen Besucher hielten den Lärmpegel beinahe durch's Band respektvoll im Zaum. Die Band setzte sich zur Unterstreichung der anstehenden speziellen Performance zuerst auch einfach mal hin, und beäugte das Publikum, bis dieses seine volle Aufmerksamkeit auf die Musiker gerichtet hatte. Während Drummer Yvan sich für die Unplugged-Show zwischen allerhand Perkussions-Instrumenten und einer Zither verbarrikadiert hatte, und selbst Sänger Greg hinter einem halben Drumkit verschwand, hatten sich links und rechts davon Gitarrist David und Bassist Romain (Für diese Events an der zweiten Gitarren) aufgebaut. Die Band wählte für den Abend dann auch die selbe Songabfolge wie auf der Unplugged-Scheibe, und stieg somit mit dem Titeltrack 'Tango' des letzten Studioalbums ins Set ein. Mit dem ersten zerbrechlichen Ton des auf französisch vorgetragenen Songs ging ein Wandel durch das Publikum, und die ca. 130 Besucher hingen im Laufe der Performance immer mehr an jeder Note des Quartetts. Die leichte Anspannung wich kurz darauf augenscheinlich aus den Gesichtern der Band, und mit dem weiteren Verlauf der Show stieg dann auch die Intensität der Performance - Höhepunkt war dabei unter anderem das Sepultura-Cover 'Roots Bloody Roots', das dank der etwas befremdlichen Instrumentierung eine völlig neue Charakterfarbe zum Vorschein brachte… Gänsehaut pur! Knapp eine Stunde nach Beginn der Show lenkten Underschool Element mit dem Song 'Psalmatic' ein, und das Publikum brach wie viele Male zuvor in tosenden Applaus aus - Schon gigantisch mitanzusehen, wie eine lokale Mannschaft mal eben auf die Bretter steigt, um locker aus der Hüfte zu demonstrieren, wo der Hammer hängt.

Sinner DC hatten es darauf bereits schwieriger, die anwesenden Leute zu überzeugen - nicht nur, dass der Gig dem Zeitplan gute 40 Minuten hinterher hinkte, und sich die Sommermüdigkeit bereit gemacht hatte, auch wollte die Mucke nicht so recht ins Konzept passen. Klar stand der Abend unter dem allgemeinen Zeichen der Abwechslung, aber die darauf beinahe durch's Band pumpenden Synthie-Bässe der Band waren für viele Besucher einfach zu viel für einen so schwülen Sommerabend. Sinner DC spielten dabei zwar die Karte 'Elektronische Sounds mit menschlichen Elementen' äusserst geschickt aus, aber schlussendlich verloren ihre Klangcollagen ob der sich ewig wandelnden, aber niemals klar Grenzen ziehenden Strukturen an zu viel Reiz. Richtig beeindruckend war deswegen auch nur die erste Hälfte des Gigs, hier setzte die Verbindung der Musik mit der Lichtshow einen netten Höhepunkt.

Kurz nach Mitternacht musste ich dann leider meinen Hut ziehen, die generelle Verspätung im Zeitplan machte es mir unmöglich, dem Abend noch weiter beizuwohnen…