Livereview: Vanden Plas
22. April 2011, Basel - Grande Casino
By Liane P.
Kaiserslautern in Deutschland kennt wohl jeder Fussballfreak, doch vor allem musikalisch hat die eher unspektakuläre Stadt in der Pfalz richtig was zu bieten. Vanden Plas sind sehr wohl bekannt unter den Progressive Metal Anhängern und legten meiner Meinung nach 2006 mit «Christ O» eines ihrer besten Alben vor. Das Konzeptalbum welches auf Grundlage des Romans „Der Graf von Monte Christo“ entstand, ist für mich ein Kunstwerk der besonderen Art. Umgesetzt aus einer originellen Mischung aus Oper, Musical und Progressive Metal wurde «Christ O» mittlerweile in München und Kaiserslautern sogar am Theater aufgeführt, was dem Album zusätzlich eine spezielle Note verleiht. Ich hatte sogar das Glück diese Aufführung anzuschauen.

Nun folgt der nächste Streich: Eine Rockoper mit Motiven des Fantasy-Autors Wolfgang Hohlbein wird in der nächsten Spielzeit am Pfalztheater in Kaiserslautern uraufgeführt. Die Musik zu „Die Chronik der Unsterblichen“ steuern selbstverständlich Vanden Plas bei. In dem Stück werden Motive aus Hohlbeins gleichnamiger Romanserie verarbeitet. Es ist die erste Bühnenumsetzung eines Werkes des erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autors und die Uraufführung ist für den 21. Januar 2012 geplant. Kulturell wie musikalisch bewegen sich die fünf Musiker auf hohem Niveau.

Grund genug nach Basel zu pilgern, um die Herren im Zuge ihrer letzten CD Veröffentlichung „The Seraphic Clockwork“ (2010) aufzusuchen, denn dort bespielten sie die eher ungewöhnliche Location Grande Casino. Fährt man dort mit der Rolltreppe in den letzten Stock hinauf, vorbei an 355 Glücksspielautomaten, 15 Spieltischen, Bars und Restaurants, erreicht man den Eventsaal „The Flower“ wo mittlerweile rund 50 Veranstaltungen im Jahr organisiert werden. Hier trinkt man eher Qualitätsschaumwein aus der Flöte als Bier aus der Flasche. Der edel ausgestattete Raum mit Teppichboden, Stehtischchen und der orangefarbenen im 70er-Look gehaltenen Wandbespannung fasst bis zu 500 Besucher. Ich schätze an diesem Abend haben ungefähr 300 Leute ihren Weg zu diesem Konzert gefunden. Da die Band jeweils grosse Erfolge im Nachbarland Frankreich feiert, wunderte es nicht, dass reichlich Fans den Weg über die Grenze gefunden hatten. Vielleicht wären es ein paar Zuschauer mehr gewesen, wäre die Altersgrenze nicht beschränkt. Aber ja, so ist das eben in einem Casino: Kein Zutritt für Zuschauer unter 18 Jahren.

Vanden Plas ist eine edle Band, warum also nicht mal in einem Ambiente auftreten, das nicht der Norm entspricht? Zum Glück haben sie sich dazu entschieden, die Präsenz auf Festivals eher gering zu halten. Festival-Auftritte würden die Raffinessen und Feinheiten dieser Musik einfach nicht zur Geltung bringen können. Wie gewohnt und nicht anders erwartet, zeigte man sich in sehr guter Form und spielte in bester Qualität. Es ist schwierig hier etwas zu finden, das man bemängeln könnte. (Wobei die in der Denker-Pose bestimmt was zu meckern hatten!). Die Gebrüder Andreas (d) und Stephan Lill (g) sowie der Frontmann Andy Kunz spielen ja auch immerhin schon fast 30 Jahre zusammen, Unprofessionalität ist hier Mangelware. Stimmlich bot Andy Kunz glasklare, punktgenaue Vocals und liess es sich nicht nehmen, für die Fans zu posieren und mit ihnen zu schäkern und herum zu albern. Die Auswahl der Songs war ein Querschnitt durch die Bandgeschichte, wobei der Schwerpunkt doch eher auf die letzen 2 Alben ausgerichtet war. Sicher durften hierbei Titel wie „Holes In The Sky“ oder „Christ O“ nicht fehlen. Am Ende der Show bedankte sich die Band bei den Zuschauern und mischte sich unter das Publikum um Fragen zu beantworten oder um Alben zu signieren. Gemunkelt wird, dass die Band in Begleitung von Red Circuit nochmals vor dem grossen Auftritt im September beim Prog Power Festival in den USA für ein paar Warm-Up Shows in die Schweiz kommen wird. Das wäre grossartig, denn für die Casino Show mussten Vanden Plas auf einen Support verzichten. Sonst wären nämlich Red Circuit bestimmt mit von der Partie gewesen.