|
Age Of Evil
Wie bereits vor einem Jahr hatten Age Of Evil auch heuer die Ehre,
den Samstag des Bang Your Head!!! zu eröffnen. Nur mit einem kleinen
Unterschied: Diesmal waren sie offiziell im Billing gelistet,
während sie letztes Jahr noch kurzfristig vor die erste Band
geschoben wurden. Die Voraussetzungen waren also deutlich besser als
noch vor einem Jahr und wurden von den Neulingen aus dem Amiland
auch entsprechend genutzt. Kaum auf die Bühne gestürmt, preschten
sie auch schon gnadenlos nach vorne. Mit einer Mischung aus Heavy-
und Thrash Metal mit vereinzelt progressiven Einflüssen wusste das
Quartett um Fronter Jeremy Goldberg das noch spärlich anwesende
Publikum von Anfang an zu überzeugen und bot eine Show, die sich
sehen liess. Bereits ab dem ersten Ton zeigten sich die Jungs sehr
bewegungsfreudig und nutzten jede Gelegenheit, um auf der Bühne
herum zu rennen, zu bangen oder den Rockstar zu mimen. Dazu gesellte
sich ein schön druckvoller Sound und Songs, die durch
abwechslungsreiches Riffing und unerwartete Breaks in Form von
Tempowechseln nie langweilig wurden. So begann «Call Me Evil» zum
Beispiel mit einer solierenden Gitarre und baute stetig Spannung auf
bis zum Einsatz der Vocals einen besseren Songbeginn hätte da selbst
ein erfahrener Musiker nicht hinkriegen können. Perfektioniert wurde
das Ganze schliesslich durch abwechslungsreiche und kreative
Gitarren-Soli, in denen Saitenmalträtierer Jordan Ziff mal mit
langem Schrummeln, mal mit Stakkatoklängen brillierte. Einzig
ausbaufähig ist vielleicht der Gesang, der ab und an etwas eintönig
daher kam und somit noch vielfältiger werden dürfte. Was ich im
Nachhinein ebenfalls bedaure ist die Tatsache, dass Age Of Evil zwar
über gute Songs verfügen, diese aber leider nicht wirklich im Ohr
hängen bleiben. Wenn die Truppe an diesen beiden Punkten noch feilt,
könnte sie sehr weit kommen. Wünschen würde ich es ihnen auf jeden
Fall, denn wer als Newcomer bereits einen Gig mit derartiger Energie
und Power auf die Bretter legt, der gehört geachtet! (nic)
|
|
Secrecy
Zur unchristlich frühen Zeit von 10.20 Uhr enterten die
wiedervereinigten Secrecy am Samstag die BYH!!! Stage. Sie wussten
mit ihrem druckvollen Power Metal durchaus zu gefallen. Die Drums
boten die nötige Kraft und die Gitarren rifften klar aus den Boxen.
Der Wermuts-Tropfen dieses Auftritts war jedoch Sänger Peter Dartin.
Ihm fehlte einfach etwas die Kraft und Power, die es für diesen
Sound braucht. Darüber hinaus wirkte er auch optisch nicht gerade
so, wie sich ein gewaschener Metal-Shouter präsentieren sollte. Die
Performance wirkte dadurch etwas hüftlahm, wenn nicht viel zu brav.
Nichtsdestotrotz genoss die heimische Band den Auftritt und
versprühte auf jeden Fall gute Laune, die das Publikum allerdings
nicht wirklich erreichte, geschweige denn berührte. Alles in allem
war es jedoch eine gute, aber unspektkuläre Metal-Show, die vor
allem musikalisch durch die kompakte Spielweise immerhin ganz solide
wirkte. Dennoch blieb zu dieser Reunion nach 15 Jahren, was als
Ausgangslage in Balingen ja längst Tradition geworden ist, ein etwas
schaler Nachgeschmack übrig. Es darf deshalb davon ausgegangen
werden, dass Secrecy kaum ein weiteres Mal bis gar nicht mehr auf
dieser Bühne zu sehen sein werden. (and)
|
|
Breaker
Ursprünglich hätten Breaker ja am Freitag spielen sollen, doch aus
welchem Grund auch immer wurden sie mit Týr abgetauscht, welche
eigentlich am Samstag an der Reihe gewesen wären. Glücklicherweise
haben wir die Änderung aber früh bemerkt, sodass ich bei Breaker
pünktlich zur Stelle sein konnte. Leider taten dies jedoch
vergleichsweise (noch) wenig andere Festivalbesucher, was zur Folge
hatte, dass der Platz vor der Bühne nach wie vor halb leer war.
Breaker versuchten diesen Umstand zu verbessern, schafften es aber
nicht wirklich. Die klassischen Heavy Metal Songs der Deutschen
waren zwar nicht schlecht, wirkten aber insgesamt zu
durchschnittlich und zu eintönig und vermochten mich nicht zu
fesseln. Auch fehlte mir dieses Feuer, der unbändige Wille, die
Bretter um jeden Preis zum Qualmen zu bringen. Dazu kam das Pech,
dass der Sound zu scheppernd, vor allem aber viel zu basslastig
abgemischt wurde, was den Songs eher schadete als nützte. Schade,
denn schlecht war die Truppe keinesfalls. Gerade Sänger Greg Wagner
fiel durch sein stetiges Bewegen sowie auch durch die stimmlichen
Qualitäten sehr positiv auf. Er rannte die ganze Zeit über hin und
her, nutzte die Bühne voll aus und brachte das Publikum, welches
sich sonst eher passiv verhielt, sogar kurzzeitig zum Mitklatschen.
Dafür zeigten sich sowohl der Basser wie auch der Leadgitarrist der
"Brecher" extrem bewegungsfaul und taten kaum einen Schritt. Die
beiden könnten sich einmal eine Scheibe (oder besser gleich mehrere)
von ihrem Sänger abschneiden, denn mit ein bisschen Bewegung sieht
doch der ganze Auftritt schon viel besser aus. Das Beste kam dann
aber allerdings zum Schluss. Während des letzten Songs wurden
schliesslich Breaker T-Shirts ins Publikum geschleudert und für
einen Moment entstand daraus eine richtige T-Shirt Schlacht, da
gewisse Zuschauer die Shirts wieder auf die Bühne zurückwarfen. Ein
sehr amüsanter Anblick und eine Geste, mit der die Band bei mir
einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen hat. (nic)
|
|
Onslaught
Na ja, es war ja nicht unbedingt eine dankbare Zeit, am 2.
Festivaltag am Mittag spielen zu dürfen/müssen. Zudem brannte die
Sonne in voller Pracht nieder, als die Thrash-Veteranen von
Onslaught die Bühne unter einem Sirenen- und Fanfarenintro betraten.
Aber die Jungs liessen sich davon nicht abschrecken und servierten
dem hungrigen Volke gleich mal mit «Killing Peace», «Destroyer Of
Worlds» und «Angels Of Death» 'ne fette Thrash-Mahlzeit auf den
Teller, welche äusserst gut schmeckte. Zwar war anfänglich der
Gesang von Sy Keeler etwas leise abgemischt, was jedoch rasch
korrigiert wurde. Besonders am Auftritt der Engländer war, dass die
Jungs einfach eine verdammt gute Laune aufsetzten und diese zu 100%
auf das Publikum übertragen konnten. Hauptverantwortlicher hierfür
war Sänger Sy, welcher das Publikum sichtlich mitriss und der fette
Sound sorgte für den Rest. Egal ob nun ältere Songs wie «Metal
Forces» und «Demoniac», oder aktuelle Kracher der Sorte «Burn» und «Plantingseeds
Of Hate» angestimmt wurden, das Publikum honorierte den Einsatz von
Onslaught mit viel Applaus und wilder Nacken-Tortur. Ja, der Sound
groovte über das Gelände hinweg und riss einige Seelen mit. Ohne 'ne
riesen Show oder aufhetzende Ansagen hatten es Onslaught geschafft,
ihre wilde Energie auf die Zuschauer zu übertragen und für ein
frühes Highlight an diesem Festival-Tag zu sorgen. Etwas schade war
lediglich, dass die Oldschool Thrasher so früh auf die Bretter
steigen mussten. Eine spätere Spielzeit, zu der sie auch die letzten
Rauschmittel-Leichen und Langschläfer erreicht hätten, wäre mehr als
verdient gewesen. (wms)
|
|
Lizzy Borden
(Die Erste)
In musikalischer Hinsicht softer, showmässig aber ebenso aggressiv
und gewalttätig, wenn auch etwas theatralischer, präsentierten sich
die Schock-Rocker Lizzy Borden. Mittags unter brennender
Sonnenscheibe eine Zombie-Show abzuziehen, wirkt auf den ersten
Blick zwar etwas unpassend, die bleichgeschminkt und latex-gewandete
Truppe mit Flair zum Makaberen überzeugte dennoch mehr als erwartet.
Dabei sind es weniger die spielerischen Fertigkeiten der Amis
(obwohl Metallbart Ira Black, unter anderem Ex-Vicious Rumors,
anderen Gitarrenhelden des Festivals ebenwürdig zockte), sondern
vielmehr die opulente Grusel-Show in bester Low-Budget
Horrorfilm-Manier soll heissen weniger Angst, mehr Spass was das
Publikum zum verstärkten Mitmachen und Beifallspenden animierte. «Welcome
suckers, to the appointment with death» lautete die Begrüssung von
Axtmörderin Lizzy, die/der zu Songs wie dem grandiosen «Rod Of Iron»
durch eine Janus-Maske sowohl gut als auch böse mimte und bei «We
Only Come Out At Night» einer leicht bekleideten Dame das Oberteil
aufreisst und an ihrem Hals knabbert, sodass das Blut nur spritzt.
Violence und vor allem Sex sells und so füllte sich das Areal vor
der Bühne mit männlichen Lüstlingen jedes Alters, die beim Übersong
«There Will Be Blood Tonight» noch mit lasziven Handlungen von Lizzy
und dessen Opfer beschenkt wurden. «Das könnt ich gleich nochmal
schauen» dachte sich wohl der eine oder andere Fan, ohne zu wissen,
dass dies schneller wieder geschehen würde, als man sich vorstellen
konnte. (kis)
|
|
Tankard
Um Zwei Uhr war es an der Zeit, mit einem kühlen Blonden (gemeint
ist natürlich Bier im Becher!) in die Sonne zu treten und die
Thrasher von Tankard zu begrüssen. Die Deutsche Formation legte von
Beginn weg mit hoher Geschwindigkeit los. Das hohe Tempo riss bis
zum Schluss nicht mehr ab. Gerre und seine Jungs waren super gelaunt
und machten, trotz spassiger Stimmung, riesen Druck. Der Frontmann
rannte unentwegt über die Bühne, als müsste er sich die Pfunde
gleich während des Gigs wegschwitzen. Tankard boten den zahlreichen
Fans was sie wünschten. Es wurde Hit um Hit aneinandergereiht. Das
ging von «Zombie Attack» über «Chemical Invasion», «Six Six Sixpack»
bis hin zu «Freibier». Beim letztgenannten Song holte sich Gerre
gesangliche Unterstützung aus dem Publikum. Der junge Mann, der auf
die Bühne geholt wurde, sang, rockte und alberte mit dem Sänger rum,
dass die Zuschauer ihre helle Freude daran hatten. Tankard konnten
mit diesem erfrischenden Auftritt einen Sieg mehr auf ihrem
Karriere-Konto gut schreiben. (and)
|
|
Obituary
Nachmittags um Drei, bei brütender Hitze, war die Zeit für das Metal
Urgestein Obituary gekommen. Auf den Auftritt der einzigen Death
Metal Band des Billings war ich gespannt, das heisst wie die Jungs
beim Publikum ankommen würden. Doch anscheinend ist Balingen nicht
wirklich das Pflaster für die härteren Klänge, denn neben der
obligaten "Die Hard Fan-Traube" vor der Bühne waren die Reihen nur
sehr spärlich gefüllt. Nicht nur die mässige Anzahl williger
Headbanger war ein Trauerspiel, auch die Band selbst setzte kaum
Akzente, den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. Bei der
Abmischung des Sounds wurde zu wenig Gewicht auf die Tiefen gelegt.
Dies führte zu einem total kraftlosen Aufführen der Songs, welche
ohne jeglichen Groove aus den Boxen kullerten. Neben dem nervösen
Auf und Ab von Sänger John Tardy, waren die ständigen Pausen
zwischen jedem Song ein absoluter Stimmungskiller. Beim Auftritt der
Amis wurde man das Gefühl nicht los, dass die Jungs einfach mal hier
sind weil sie müssen und sie eigentlich lieber was ganz Anderes
machen würden, sprich Obituary wirkten total unmotiviert, was die
Resonanz des Publikums nicht wirklich heben mochte. Klar feierten
die wenigen Fans jeden Song ab und es reichte sogar für einen
kleinen Moshpit, aber blickte man etwas weiter in die Runde, sah man
einige fragende Gesichter, Schulterzucken und sogar langweiliges
Gegähne. Weder das Drum-Solo von Donald Tardy, noch der
abschliessende Klassiker «Slowly We Rot» konnte für wirkliche
Begeisterung sorgen. Auch wenn es mir schwer fällt dies zu
schreiben, aber Obituary waren mit diesem Publikum und dem
unispirierten Auftritt völlig fehl am Platze, zumal ich die Jungs
live schon um Längen besser und mitreissender erlebt hatte. Zusammen
mit dem lauen Auftritt von Ensiferum vom Vortag, war dies eine der
schlechtesten Performances des Bang Your Head!!! 2008. (wms)
|
|
Lizzy Borden (Die Zweite)
Da zieht man sich gemütlich ein kühles Bier rein, als es nach
Spekulationen über den Verbleib von Hardcore Superstar (die in Paris
am Flughafen festsassen), plötzlich «One more time!» von der Bühne
runter gellt. Lizzy Borden standen umgehend wieder auf den Brettern,
um erstens den Ausfall der schwedischen Sleazer zu ersetzen und
zweitens das Publikum nach dem abgestumpften
Auftritt von Obituary wieder zum Feiern zu animieren. Eine halbe
Stunde hiess es darauf abermals «Murderess Metal Roadshow» (so Titel
der Livescheibe von 1986) und dies mit Band-Perlen, die vorhin noch
nicht zum Zuge gekommen waren: «Give 'Em The Axe», «Psychopath» oder
«American Metal» liessen die Massen, die den Nachschlag freudig
aufnahmen mit- und Beifall klatschen. Die Show-Elemente blieben
indes die selben, hatten sich die orangeschwarzen Metalzombies ja
nicht auf eine Extrarunde vorbereitet. Rainbow's «Long Live
Rock'n'Roll» wurde von den Hollywood-Bangern schon auf ihrer
Debüt-EP von 84 gezockt und so zollte man auch am BYH!!! den Herren
Blackmore, Dio & Powell Tribut und dies mit Unterstützung der
Opfer-Miezen und den Jungs von Age Of Evil, die munter posend ins
Mikro shouteten, genauso wie die Herren von Breaker und die blutig
nackigen Silikon-Girls. Da die Running Order danach immer noch nicht
stimmte, hängte man gleich noch «Born To Be Wild» an und das
Publikum, welches der Sahara-Hitze trotzte, gröhlte fröhlich mit. So
muss ein Lückenbüsser klingen, performen, abgehen, also ein
würdiger, wenn auch nicht gerade vergleichbarer Ersatz für Hardcore
Superstar. (kis)
|
|
Grave Digger
Die Deutsche Metal Legende um den charismatischen wie sympathischen
Frontmann Chris Boltendahl gab sich nach 1998 und 1999 heuer zum
dritten Mal die Ehre in der Schwäbischen Alb. Innert kurzer Zeit
füllte sich der Platz vor der Bühne und bot den Akteuren darauf den
atemberaubenden Aus-, respektive Anblick, den jede Band liebt. Nach
dem Dudelsack Intro ging es gleich satt mit «Son Of Evil» los. Die
polternde Double Bass Drum trieb den Sound gnadenlos nach vorne und
die Gitarristen Manni Schmidt und Thilo Herrmann bearbeiteten ihre
Äxte gleich von Anfang an mit voller Hingabe. «Valhalla» schloss
nahtlos an und initiierte so das kollektive Headbangen erst recht.
Der gute Chris mag ja nicht in der Liga eines Bruce Dickinson oder
Ronnie James Dio singen, aber sein Organ ist mindestens so
authentisch wie die ebenfalls unvergleichliche Röhre von Motörhead's
Lemmy. Dazu stimmt(e) einfach auch die ganze Attitüde. Grave Digger
sind nix anderes als pure fuckin' Heavy Metal und die Songs einer
besser als der andere. Was die Auswahl von heute anging, so waren es
diesmal die Fans, die diesen Set mittels Voting über die GD-Homepage
bestimmten. Eine interessante Sache, sowohl für die Fans wie die
Band zugleich, da so der eine oder andere Song zum Zug kam, den man
schon lange nicht mehr gespielt, wenn überhaupt mal in den letzten
Jahren live gehört hatte. Dazu gehörte zum Beispiel «The Dark Of The
Sun» vom 96er-Album «Tunes Of War». Da eine Stunde Spielzeit schnell
um ist, zockten Grave Digger vornehmlich eine ganze Latte bekannter
Songs runter. Einer meiner Favourites war klar das schleppende «The
House», das granatenstark dargeboten wurde. Nicht fehlen durften
natürlich unter anderem «Silent Revolution», «Rebellion», «The Last
Supper«, «The Grave Digger» und das unzerstörbare «Heavy Metal
Breakdown». Selbst ein paar technische Probleme konnten nicht
verhindern, dass man den bisherigen Tagessieger hatte erleben
dürfen. (rsl)
|
|
Yngwie Malmsteen
Aufgrund der Affiche hätte der flinke Schwede nun noch einen kräftig
drauf setzen sollen, ja müssen, zumal mit Tim "Ripper" Owens (Ex-Iced
Earth & Ex-Judas Priest) noch ein Hochkaräter dazu am Mikro stand.
Doch es kam alles anders... - Dass Stars (oder solche, die
jedenfalls meinen, sie wären es) mitunter etwas auf sich warten
lassen, ist ja soweit nichts Neues unter der Sonne, aber beim BYH!!!
vom straffen Zeitplan her ein absolutes "No go!". Hätte man
zumindest meinen können, aber Ying Yang nahm es hiermit nicht so
genau. In erster Linie war jedoch (abermals!) ein technisches
Problem aufgetreten, das heisst Malmsteen's Amp spukte
offensichtlich und gab derart gequälte Geräusche von sich, als wäre
gerade Ritchie Blackmore (Ex-Deep Purple) hier gewesen. Wie dem auch
sei, das Konzert fing auf jeden Fall reichlich verspätet an. Dass
deshalb ansich vorgesehene Songs auf der Strecke bleiben würden, war
somit vorprogrammiert. Wenn nun das restliche Material wenigstens
ordentlich gekillt hätte, wäre alles schnell vergessen und vergeben
gewesen. Was aber dem zahlenden Publikum schliesslich zugemutet
wurde, spottete mehrheitlich jeder Beschreibung. Eigentlich bestand
der nachher noch zusätzlich (!) gekürzte Set nur aus dem praktisch
unablässig solierenden Maestro und einer grauenhaften Version von «I'll
See The Light». Tim Owens passte in dieses Lineup wie DJ Ötzi zu
Black Sabbath passen würde. Dies vor allem auch deshalb, weil
überwiegend die komplett falschen Songs gewählt wurden! Hätte Yngwie
das Gewicht und die Art der Songs zum Beispiel auf «Alchemy» von
1999 gelegt (einem Hammer-Album, das seinerzeit von Mark Boals
eingesungen wurde) hätte auch Tim Owens glänzen können. Statt dessen
schrie der bemitleidenswerte Frontmann alles völlig in Grund und
Boden. Leider ging dieser Auftritt deshalb als der Schlechteste des
ganzen Festivals in das Geschichtsbuch von 2008 ein und markierte
gleichzeitig meine grösste Enttäuschung der diesjährigen BYH!!!-Ausgabe.
(rsl)
|
|
Saxon
Von der Katastrophe nun zu einem (wer hätte es gedacht?) Highlight
in Balingen: Saxon! Mehr als einmal war die britische
Metal-Institution nun schon in Balingen, mindestens einmal im Jahr
spielte die Truppe um Grauhaar Biff Byford bei uns in der Schweiz
und doch: Dieser Band live zuzuschauen und zuzuhören wird man nie
müde, denn was dieser Fünfer immer und immer wieder auf Bühnen
abzieht ist eine Rock-Party, die in Sachen Energie, Ehrlichkeit und
Spielfreude ihres Gleichen sucht. So auch am BYH!!! wieder, wo die
älteren Herren mit dem zwischen brachialer Härte und epischer
Dramatik pendelnden Track «Attila The Hun» gleich rasant und
unerwartet in ihr 75-minütiges Set starteten. Zwar war das
Feier-Feeling bei dem eher sperrigen Track nicht gleich auf dem
Höchststand, doch schon das darauffolgende «Motorcycle Man» liess
die Massen ausrasten. Biff und Co. zeigten sich derweil tight wie
Sau, genauso agil und genau so spielfreudig. Das Set bestand dabei
aus den gewohnten und gewollten Krachern der Marke «Princess Of The
Night», «To Hell And Back Again», «Heavy Metal Thunder» oder «Dallas
1 P.M.», die natürlich allesamt frenetisch abgefeiert und bejubelt
wurden. Daneben schaffte es lediglich «Let Me Feel Your Power» als
Vertreter der letzten Scheibe «The Inner Sanctum» noch in die
Playlist, was angesichts der Hitdichte im Backkatalog der Band
jedoch verständlich war, denn auch «Crusader» musste natürlich noch
gespielt werden, genauso wie «Wheels Of Steel», bei welchem Biff,
der wieder mal mit bester stimmlicher Verfassung glänzte (und dies
auch selbstlobend erwähnte), das obligatorische Singalong-Spielchen
mit dem Publikum abzog, welches dieses auch mehr als gerne
mitspielte, beziehungsweise mitschrie. Ob Mr. Gitarrenonanist
Malmsteen darauf beim abschliessenden «Denim And Leather» wirklich
hätte mitfideln sollen, sei dahingestellt. So oder so machte der
Saitenwichser zu diesem Klassiker die weitaus bessere Figur als
während seines ganzen eigenen Gigs! Vom Jubel aus dem Backstage
Bereich zurück getrieben, gab's danach noch «And The Bands Played
On» auf die Ohren und fertig war einer der souveränsten und
kurzweiligsten Auftritte des ganzen Wochenendes, welcher wieder
einmal bewies, das Saxon so ziemlich jeder anderen Band in Sachen
Performance in den Arsch treten können, genauso wie in Sachen
Songwriting die neue Scheibe kommt gemäss Biff bereits im Januar
'09! (kis)
|
|
Judas Priest
Offene Fragezeichen hinterliessen die Samstags-Headliner Judas
Priest. Einerseits war die Bühnenshow opulent, die Leistung solide
und Rob Halford versuchte nicht wie Geoff Tate von Queensrÿche am
Vortag, krampfhaft die Songs in der Original-Tonhöhe zu quietschen.
Anderseits waren alle stehenden Musiker ausser Halford äusserst
bewegungsfaul, änderten selten ihre Positionen und schauten sich
gegenseitig überhaupt nicht an. Der Catwalk schien nicht zu
existieren. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass sowohl die
Songauswahl, die Choreographie, wie auch die Singspielchen und
Gesten exakt die gleichen waren wie drei Tage zuvor schon in Huttwil.
Man hätte meinen können, dass da jemand eine Spieluhr aufgezogen
hätte und sie nun erneut laufen liess. Von Spontaneität oder
Spielfreude war nichts zu spüren. Und auch die Chance auf eine mit
Sicherheit spektakuläre wie viel beachtete Versöhnung mit dem
ehemaligen Sänger Tim "Ripper" Owens in Form eines Duettes wurde
leider nicht wahrgenommen. Handkehrum waren da aber unsterbliche
Songs wie «Breaking The Law», «Painkiller», «Metal God» oder «The
Hellion/Electric Eye», zu denen man sich einfach bewegen, sprich
abbangen musste und welche für sich schon den Headliner-Status an
diesem Abend rechtfertigten. Die Bühne war schön ausgestattet und
der Hintergrund wechselte immer wieder. Vom neuen, umstrittenen
Album gab es mit «Prophecy» und dem schaurig doomigen «Death» nur
zwei Stücke. Letzteres sang Halford sitzend auf einem Thron und
verstärkte damit die Macht des Songs. Im Zugabeteil fuhr der Metal
God auf dem berühmten Motorrad auf die Bühne und gab das
unverwüstliche «Hell Bent For Leather» zum Besten. Das Publikum nahm
die Stücke gerne an, reagierte aber nicht wirklich euphorisch. Da
war in Huttwil eindeutig mehr los. Mit einem soweit versöhnlichen «Another
Thing Coming» endete der gute, aber nicht überragende Gig. Er liess
Raum für Spekulationen offen, ob man künftig den Headliner-Status
nicht einer jüngeren Band geben sollte, respektive muss. Wie letztes
Jahr zum Beispiel mit Edguy geschehen.

Für's anschliessende Schlussfeuerwerk kam Doro Pesch zusammen mit
Veranstalter Horst Odermatt auf die Bühne und erzählte etwas, was
leider im Lärm unterging. Zusammen mit dem Publikum zählte sie den
Countdown und wagte zur Überraschung aller während dem Feuerwerk
ihren Hit «All We Are» acapella anzustimmen. Dieser wurde lauthals
mitgesungen. Danach war leider endgültig Schluss und alle Hoffnungen
auf ein spontanes Duett zwischen Doro und Halford begraben. Schön
war es an diesem Bang Your Head!!! dennoch, auch wenn ich mir von
den Headlinern Judas Priest wie auch von Queenrÿche mehr versprochen
habe, als diese schliesslich erfüllen konnten. (rog)
<<< Zurück zum
Freitag IIIII Zur BYH 08 Übersicht >>>
|
|
|